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116 - Dämonenfalle Amazonas

116 - Dämonenfalle Amazonas

Titel: 116 - Dämonenfalle Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Die Urwaldstation hatte vielerlei Funktionen - nicht nur Krankenhaus, Pflegestation oder Sanatorium. Sie war auch ein Zufluchtsort für jedermann, der in Schwierigkeiten war..
    Hier fand man Schutz und Freunde. Hier wurde man nicht nur verarztet, sondern auch verköstigt. Die Station war ein echtes Vorbild.
    Nach ihrem Muster hätte man andere Stationen im brasilianischen Urwald bauen sollen. Sie war es wert, kopiert zu werden. Aber es gab leider nur wenige Idealisten vom Schlage eines Dr. Gordon Sheene. Deshalb würde diese Station, der man den Namen »White Angel« gegeben hatte, wohl einmalig im gesamten Amazonasgebiet bleiben.
    Sie bestand aus zwei Gebäuden. Im größeren waren die Kranken untergebracht, und dort wurden auch die ambulanten Fälle behandelt. Im kleineren wohnte Dr. Sheene mit seiner Frau Gloria und dem Personal.
    Sheene sah nicht aus wie ein Arzt. Wenn er - wie jetzt - seinen weißen Kittel nicht trug, konnte man ihn für einen durchtrainierten Sportler halten. Er hatte breite Schultern, hatte während seiner Studienzeit in Oxford häufig Landhockey gespielt.
    Heute war er fünfzig - und seit fünfzehn Jahren hier in dieser Wildnis, die zu seiner Heimat geworden war. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder nach England zurückzukehren.
    Er fand, daß sein Platz hier war. Hier wurde er mehr gebraucht als in Großbritannien, wo er unbestritten ein bequemeres Leben hätte führen und eine Menge Geld hätte verdienen können.
    Aber Sheene machte sich nichts aus Geld. Es hatte ihm noch nie etwas bedeutet. Viel wichtiger war ihm, Kranken und hilfsbedürftigen Menschen beizustehen.
    Darin sah er seine Erfüllung, und diese Möglichkeit wurde ihm hier im reichen Maße geboten… »White Angel« - der »Weiße Engel«, das war er.
    Mit einem Glas Maracujasaft trat er auf die schattige Veranda. Die Temperatur lag bei 30 Grad Celsius und wäre gut zu vertragen gewesen, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch gewesen wäre.
    Dr. Sheene tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Man sollte meinen, in fünfzehn Jahren gewöhnt man sich an dieses Klima«, sagte er zu dem grauhaarigen Mann, der in einem Flechtsessel saß. »Aber mir macht diese Schwüle immer noch zu schaffen.«
    Der Grauhaarige lächelte. »Du kannst den Briten eben doch nicht leugnen.«
    Sheene setzte sich zu seinem Freund, der vom Schicksal schwer geschlagen worden war und der sich deshalb hier im Urwald verkrochen hatte.
    Vielleicht, um vor sich selbst zu fliehen - oder um die schreckliche Vergangenheit vergessen zu können: Ein Dämon hatte einst seine vierjährige Tochter entführt!
    Jubilee war sein ein und alles gewesen. Er hatte das Kind vor dreizehn Jahren verloren und nie wieder von ihm gehört. Dieser grauenvolle Schicksalsschlag hatte seiner Frau, Jubilees Mutter, den Verstand geraubt.
    Ethel Goddard vegetierte nur noch in einem Nervensanatorium dahin - ohne Aussicht auf Heilung. Also hatte er auch sie verloren. Geblieben war ihm nur sein Reichtum.
    Doch Geld ist nicht alles im Leben. Bitterer konnte man diese Erfahrung wohl nicht machen. Deshalb kehrte Rian X. Goddard der Zivilisation den Rücken. Andere kümmerten sich um seinen Besitz. Er hatte kein Interesse mehr an Geschäften und großen Finanztransaktionen. Der Millionär Goddard entschloß sich zur Flucht…
    Und er landete hier - verzweifelt und ohne Hoffnung, aber von dem Wunsch beseelt, anderen Menschen zu helfen. Es kam ihm zugute, daß er einige Semester Medizin studiert hatte. Er war kein promovierter Arzt, hatte in der Urwaldstation aber so viel dazugelernt, daß er Dr. Sheene jederzeit ersetzen konnte. Seine Hilfe war sehr wertvoll für den »Weißen Engel«.
    Es war früher Nachmittag, und die Sonne stand noch hoch über den mächtigen Urwaldbäumen. Zur Zeit lief alles reibungslos in der Station, so daß sich Goddard und Sheene eine kleine Verschnaufpause gönnen durften.
    Was es zu tun gab, erledigte Dr. Gloria Sheene, die hübsche blonde Frau des Stationsleiters. Eine äußerst tüchtige Ärztin, die die gleichen Ideale hatte wie ihr Mann.
    »Hätte ich dir einen Drink mitbringen sollen?« fragte der Arzt.
    Rian Goddard schüttelte den Kopf. »Wenn ich was möchte, kann ich es mir selbst holen. Du brauchst mich nicht zu bedienen.«
    »Das macht mir doch nichts aus.«
    »Weiß ich«, sagte Goddard. »Aber je mehr ich trinke, desto mehr schwitze ich. Deshalb halte ich mich lieber zurück.«
    Ein Vogel flog mit großen Schwingen, die er

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