Bianca Exklusiv Band 0226
euer Zuhause. Ich hoffe, dass ihr bleibt“, bat sie aufrichtig.
Er seufzte. „Ich werde es mir überlegen.“
„Und was ist mit dir, Fred? ‚Stone’s End‘ wäre ohne dich nicht denkbar.“
Fred und Ramon blickten Drew mit unverhohlener Feindseligkeit an. Plötzlich bekam er Angst, Olivia zu verlieren. Sein Einfluss auf sie war so zerbrechlich, so neu. Wie konnte ihre Beziehung all die Missbilligung überstehen, die ihnen von ihrer Familie noch viel stärker entgegengebracht werden würde?
Zu seiner Überraschung trat Olivia zu ihm. Vielleicht spürte sie dieselbe Bedrohung. Oder ging es ihr nur um die Farm? Er wusste besser als jeder andere, wie weit sie zu gehen bereit war, um „Stone’s End“ zu behalten. Die Ehe bedeutete für sie nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Wie lange würde es dauern, bis sie dieses Abkommen bereute?
Mit fester Stimme sagte sie: „Ich hoffe, ihr beide könnt akzeptieren, dass Drew und ich verheiratet sind.“
Ramon blickte zweifelnd drein. „Ich werde es versuchen“, sagte er dennoch.
„Ira muss sich in seinem Grab umdrehen“, bemerkte Fred in scharfem Ton. „Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“
Drew spürte, wie Olivia sich versteifte. Er legte ihr schützend eine Hand auf die Schulter. „Moment mal!“
Sie lehnte sich an ihn. „Ira hat die Bedingung selbst aufgestellt. Er hat mir keine andere Wahl gelassen. Zum Glück für mich ist Drew in mein Leben getreten.“
„Es hat keinen Sinn, über verschüttete Milch zu diskutieren“, brummte Fred. „Aber warte nur, bis Jared davon Wind bekommt. Wir haben zu arbeiten.“
Damit gingen beide Männer hinaus.
Olivia zuckte zusammen, als die Hintertür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Sie drehte sich zu Drew um und musterte seine düstere Miene. Mit drei irritierten Männern zurechtzukommen, war eine echte Zerreißprobe. Doch sie war immer noch überzeugt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, und es kümmerte sie nicht, ob die Leute es billigten oder nicht.
„Du hast es Jared noch nicht gesagt?“
„Nein. Ich hatte einfach nicht die Zeit, ihn anzurufen. Es ging alles so schnell.“
Beide wussten, dass das nur Ausflüchte waren.
„Bitte sei mir nicht böse.“
Drew atmete tief durch. „Das bin ich nicht. Wir wussten beide, dass wir von allen Seiten auf Missbilligung stoßen würden. Kannst du das verkraften?“
„Ja, wenn du es kannst.“
„Dann werden wir es gemeinsam durchstehen“, meinte er zuversichtlich.
Zu Olivias Überraschung hatte Drew die Zimmerreservierung in Bangor in einem romantischen viktorianischen Gasthaus vorgenommen. Nie zuvor hatte er eine derart traditionelle Seite gezeigt, was ihr bewusst machte, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste.
Ihre Zimmer lagen nebeneinander. War das ein Zufall, oder hatte er es so verlangt?
„Wollen wir uns zum Dinner treffen?“, fragte er vor ihrer Tür. „So gegen sieben in der Halle?“
„Einverstanden.“
Olivias Zimmer war eine angenehme Überraschung. Eine charmante Mischung aus antikem Kirschholz und weißen Korbmöbeln verlieh dem Raum zeitlose Eleganz. Die Tagesdecke auf dem Bett und das Sofa waren lavendelfarben, blau und rosa geblümt und erinnerten an botanische Gärten.
Olivia stellte ihren kleinen Koffer ab, zog die Schuhe aus und sank auf das Bett. Sie starrte an die Decke. Als sie die Augen schloss, sah sie Drews Gesicht vor sich.
Sie waren verheiratet. Es hätte sie freuen sollen, doch seit ihrem Antrag hatte sich ihre Beziehung geändert. Der Zauber war verschwunden. Nun herrschte Unbehagen. Er war höflich – zu höflich. Kühle Gleichgültigkeit war an die Stelle von Wärme in seinen Augen getreten. Vermutlich hielt er sie für gewinnträchtig, da sie finanzielle Erwägungen über emotionale stellte. Aber wann hatten Gefühle ihr je gedient?
Mit einem Seufzer stand sie wieder auf. Sie war erschöpft, aber zu angespannt, um Ruhe zu finden.
Es dauerte nicht lange, den kleinen Koffer auspacken. Sie hatte nur wenig mitgebracht: Nachtwäsche, Freizeitkleidung und ein „Kleines Schwarzes“ für das Dinner an diesem Abend, wobei „klein“ das entscheidende Wort war.
Um sieben Uhr ging sie hinunter in die Halle und sah sich nach Drew um. Schließlich entdeckte sie ihn mit dem Rücken zum Raum an einem großen Fenster. Er wirkte angespannt. Und allein.
Sie kannte sich aus mit Einsamkeit. Mitgefühl erwachte in ihr bei dem Gedanken, dass er alles verloren hatte, was ihm im Leben lieb gewesen war.
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