Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)
bereit, ihr zu helfen? „Ich möchte Sie engagieren, damit Sie mir helfen, Mike zu finden.“
„Hoppla, nicht so schnell.“ Kincaid fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Dabei fiel sein Blick auf ihren Morgenmantel. Instinktiv spürte er, dass sie unter dem Mantel nackt war. Nur mit einiger Anstrengung gelang es ihm, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. „Eigentlich nehme ich keine privaten Aufträge an. Wie Sie bestimmt bereits wissen, bin ich Polizist.“ Er sah sie prüfend an und war sicher, dass sie seine Personalien überprüft hatte, bevor sie zu ihm gekommen war. „Ich bin neugierig. Warum wollen Sie gerade mich?“
„Weil ich mit vielen Leuten gesprochen habe, und jeder meinte, dass Sie der Beste wären. Sie genießen wegen Ihrer Erfahrung und Ihrer Erfolgsrate hohes Ansehen innerhalb der Polizei.“ Sie atmete tief durch. „Ich weiß auch, dass Sie sich aus irgendeinem Grund, den ich nicht kenne und der mich selbstverständlich auch nichts angeht, für längere Zeit Urlaub genommen haben. Deshalb bin ich bereit, Sie zu bezahlen.“
Er schüttelte den Kopf. „Es geht nicht ums Geld. Ich nehme nicht jeden Fall an. Es gibt noch andere Leute, die mit mir arbeiten und diesen Fall übernehmen könnten. Falls ich einen Fall übernehme, muss ich sicher sein, dass die Menschen, die für das Kind verantwortlich sind, mir die Wahrheit sagen, damit ich eine Vorstellung davon bekomme, warum das Kind verschwunden ist, und wo ich mit der Suche beginnen soll.“ Er legte die Unterarme auf den Tisch und schaute sie an. „Jetzt, da ich ein wenig über den familiären Hintergrund weiß, erzählen Sie mir bitte, wie Sie erfahren haben, dass Mike verschwunden ist.“
Sara zwang sich, ihre Gedanken zu sammeln. „Meg hatte sich keine großen Gedanken gemacht, als sie Lennys Nachricht las, denn wie ich bereits sagte, handelt Lenny oft sehr impulsiv. Er hat jedoch noch nicht einmal angedeutet, wohin er mit Mike fahren wollte, nur geschrieben, dass Sie sich keine Sorgen machen sollten. Als sie am Sonntagabend immer noch nichts von den beiden gehört hatte, rief sie einige von Mikes Freunden an. Sie dachte, dass die vielleicht wüssten, wohin Mikes Vater mit ihm fahren wollte. Nichts. Dann rief sie die Polizei und die Krankenhäuser an, um sicherzugehen, dass die beiden keinen Unfall hatten. Schließlich rief sie bei mir an. Und jetzt ist es bereits Dienstagmorgen, und wir haben immer noch nichts von Mike gehört.“
Kincaid runzelte die Stirn. „Ihnen ist klar, dass der Junge vor dem Gesetz nicht als vermisst gilt – schließlich ist er mit seinem Vater zusammen.“
Sara bemühte sich, die richtigen Worte zu finden, um Kincaid davon zu überzeugen, dass er ihr helfen musste. „Habe ich Ihnen gesagt, dass Mike Allergiker ist? Meg sagte mir, dass Lenny Mikes Allergietabletten nicht mitgenommen hat. Und er hat auch nur wenige Kleidungsstücke eingepackt, keinesfalls genug für vier Tage. Und so lange dauert dieser seltsame Überraschungstrip jetzt schon.“
Kincaid versuchte, dem Ganzen einen Sinn zu geben. „Lenny weiß doch sicherlich über die Allergien seines Sohnes Bescheid. Da er sein Vater ist, kann er sich leicht ein neues Rezept besorgen.“
„Lenny ist in solchen Dingen ziemlich verantwortungslos. Er hat Mike einmal mit auf einen Campingausflug genommen, als alle Bäume und Gräser blühten. Mike hatte einen schlimmen Anfall und musste ins Krankenhaus, als Lenny endlich mit ihm nach Hause kam. Lenny meinte nur, dass wir übertreiben und Mike zu sehr verwöhnen würden.“
„Ein Macho, wie er im Buche steht, nicht wahr?“ Leider kannte Kincaid mehr als genug Männer von diesem Schlag. Leider.
„Das ist noch recht milde ausgedrückt.“
„Sie kommen nicht besonders gut mit diesem Mann aus, nicht wahr?“
Sara wurde klar, dass sie mehr verraten hatte, als ihr lieb war, doch es war nun einmal die Wahrheit. „Ich musste mit ihm auskommen, oder ich hätte Mike nicht gesehen.“
„Und was denkt Ihre Schwester über ihren Ehemann?“
Sara schüttelte seufzend den Kopf. „Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es nicht“, meinte sie. Doch das stimmte nicht ganz: Insgeheim war sie der Meinung, dass Meg Lenny nur geheiratet hatte, um die schwierigen Teenagerjahre ihrer kleinen Schwester nicht allein durchleben zu müssen. Und sie ahnte, dass Lenny ihre Schwester vor allem wegen des Hauses und des Geldes geheiratet hatte. Aber Sara wollte diese Gedanken für sich behalten. Sie war nicht
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