Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)
legendären Polizisten waren spärlich. Fast jeder, den sie fragte, schien die Privatsphäre dieses Mannes schützen zu wollen und sprach fast schon andächtig über ihn, so als ob Kincaid eine Art Volksheld wäre. Doch Sara war keine Frau, die schnell aufgab. Also hatte sie so lange weitergefragt, bis sie endlich ein paar seiner Gewohnheiten und seine bevorzugten Bars herausgefunden hatte. Kincaid spielte leidenschaftlich gerne Billard. Und Shotgun Sam’s war ein Ort für Billardbesessene.
Der Parkplatz war fast vollständig besetzt, und der hämmernde Bass lauter Musik dröhnte Sara bereits entgegen, als sie ihren weißen BMW auf den letzten freien Platz neben einer Laterne parkte. Sie schaute sich um und entdeckte über sechzig Motorräder, deren Chrom im schwachen Licht der Laternen schimmerte.
Na großartig, auch das noch! Diese Bar war offensichtlich Treffpunkt einer Motorradgang. Als Sara ausstieg, bemerkte sie, dass die Bar das einzige Gebäude weit und breit war. Drumherum nur verlassenes Gelände, soweit das Auge reichte. Das wird ja immer besser, dachte sie, als sie ihren Wagen abschloss.
Der Asphalt des Parkplatzes strahlte immer noch die Hitze des vergangenen Junitages wider, als sie auf den Eingang zuging.
Eine gerahmte Zeitungsannonce neben der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit. „Fünf Sterne für Shotgun Sam’s , wo das Bier kalt, die Hamburger üppig und köstlich sind und immer etwas an den Billardtischen los ist.“ Sie fragte sich, was für ein Mann Graham Kincaid sein musste, wenn dies hier eine seiner Lieblingsbars war.
„Kincaid ist der Beste“, hatte man ihr mehr als einmal gesagt. „Er kann eine Nadel im Heuhaufen ausmachen. Er findet den Gesuchten immer, ob tot oder lebendig“, hatte der Sergeant noch hinzugefügt. Sara schauderte bei diesem Gedanken und betrat die Bar.
An der linken Wand der Bar erstreckte sich eine polierte Mahagonitheke. Einige ältere Männer saßen auf den Barhockern und tranken ihr Bier. Das Licht war gedämpft, und geschäftige Kellnerinnen mit Cowboyhüten, kurzen Jeansröcken und weißen Stiefeln liefen mit ihren Tabletts zwischen den Tischen herum, die alle besetzt waren. In der rechten Ecke ganz außen spielte eine Dreimannband ein schnelles Stück für die sechs Paare, die sich auf der Tanzfläche befanden. Auf der gegenüberliegenden Seite führte eine Art Rundbogen zu den Billardtischen, um die einige Männer herumstanden.
Für einen Montagabend war hier einiges los.
Sara war aufgeregt und misstrauisch, als sie zum Tresen hinüberging und wartete. Nach einem Moment bemerkte sie der Barkeeper und kam zu ihr hinüber. Er war groß, kahlköpfig, hatte einen Schnurrbart und eine weiße Bistroschürze um seinen mächtigen Bauch geschlungen.
„Was kann ich für Sie tun, kleine Lady?“, fragte er. So wie er aussah, hätte Sara eigentlich eine laute, dröhnende Stimme erwartet, doch sie war erstaunlich sanft. Der Mann hieß Oskar, wie sie auf dem Namensschild an seiner Brust lesen konnte.
„Ich suche Graham Kincaid“, erklärte sie. „Ist er heute Abend hier?“
Oskar schaute zu den Billardtischen hinüber und sah dann wieder Sara an. „Und warum wollen Sie das wissen?“
Es war unglaublich, wie sehr die Leute diesen Kincaid beschützten. Der Mann besaß anscheinend viele Freunde. „Mein Name ist Sara Morgan, und ich brauche Mr Kincaids Hilfe.“ Sie hielt ihm ein Foto entgegen.
„Detective Kincaid“, verbesserte der Barkeeper sie und warf einen Blick auf das Foto. „Er ist im Urlaub und möchte allein gelassen werden.“
Sie schluckte einen Seufzer hinunter. „Das sagte man mir bereits. Ich möchte auch nur ein paar Minuten mit ihm sprechen. Ganz ehrlich.“
Sara setzte alles auf eine Karte und erzählte Oskar ihre Geschichte. Schließlich fuhr der Mann mit der Hand über seinen kahlköpfigen Schädel, betrachtete sie nachdenklich und entschloss sich dann, ihr eine Chance zu geben. „Er ist dort drüben am letzten Billardtisch. Der große Mann, der in ganz in Schwarz gekleidet ist.“
Endlich! Sie hatte Kincaid gefunden! Erleichtert schenkte Sara Oskar ein Lächeln. „Danke.“
Vorsichtig folgte sie einer Kellnerin im Zickzack um die Tische, manövrierte sich dann geschickt durch die tanzenden Paare und erreichte schließlich den bogenförmigen Eingang des Billardzimmers. Auch dieser Raum war schwach beleuchtet, lediglich über den drei Billardtischen hingen ein paar abgeschirmte Lampen. Ein bärtiger Mann, der am Oberkörper nur
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