BIANCA SPEZIAL Band 03
gesessen hatte. Sie hatte ihr sofort angeboten, bei ihr zu leben, nachdem sie Jeffrey mit Schimpfwörtern betitelt hatte, von denen Kitt einige noch nicht einmal gekannt hatte. Aber sie würde Sylvias Hilfe nur ungern in Anspruch nehmen. Sie war freiberuflich als Schriftstellerin tätig und hielt sich selbst kaum über Wasser. Sie konnte unmöglich die Gastfreundschaft ihrer Freundin länger als ein paar Tage in Anspruch nehmen. Sie hasste es, ihr überhaupt zur Last fallen zu müssen. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie stand mit dem Rücken zur Wand.
Wenn es nur einen Weg gäbe, diese Wand verschwinden zu lassen, dachte Kitt verzweifelt, als sie ein leichtes Klopfen an der Tür hörte. Wahrscheinlich war es die Krankenschwester, die ihr das Baby zum Stillen brachte. Unwillkürlich strich sie die Träger ihres Nachthemdes über die Schultern. „Kommen Sie herein.“ Im nächsten Moment sah sie sich dem Mann gegenüber, der ihr gestern Abend zu Hilfe geeilt war.
O’Rourke.
Er trug einen großen Strauß pinkfarbener Nelken in der einen Hand und einen Bund Tausendschönchen in der anderen.
4. KAPITEL
Kitt wurde auf einmal bewusst, dass sie gefährlich nahe daran war, halb nackt im Bett zu sitzen. Trotz der besonderen Situation, die sie gestern Abend gemeinsam gemeistert hatten, stieg ihr eine sanfte Röte ins Gesicht. Rasch zog sie sich die Träger wieder über die Schultern.
„Hi.“ Ihre Kehle war auf einmal wie ausgetrocknet. Kitt starrte den Mann an, der einen halb verlegenen, halb amüsierten Ausdruck auf seinem Gesicht trug. „Was … was tun Sie … ich meine, was tust du hier?“
Sie hatte nicht erwartet, ihn wiederzusehen, obwohl sie in der Nacht fast ununterbrochen von ihm geträumt hatte. Es waren eigenartige, wirre Träume gewesen. Und sie hatte sich heute Morgen nicht mehr an den Inhalt, sondern nur noch an sein Gesicht erinnern können.
O’Rourke trat verlegen näher. „Nun, die Wahrheit ist, dass du meine Schlüssel hast. Und zwar beide, die fürs Haus und für den Wagen. Sie stecken in meiner Jacketttasche.“
Ihre Augen weiteten sich, und sie schaute zu dem Wandschrank hinüber, in dem die Krankenschwester das Jackett aufgehängt hatte. Der Pullover lag in einer Plastiktüte darunter. „Oh, das tut mir leid. Wie … wie bist du nach Hause gekommen? Hat deine Frau …?“
„Ich habe keine Frau, dafür aber einige Talente, von denen meine Mutter sich gewünscht hätte, dass ich sie nicht besitze. Aber wenn du nichts dagegen hast, werde ich jetzt mein Jackett und den Pullover mitnehmen.“ Er zögerte, als ihm ein Gedanke kam. „Du hast sie doch noch, oder?“
„Sie sind im Schrank.“ Sie wies zu ihm hinüber.
Dann wurde ihm klar, dass sie auf die Blumen schaute, die er noch in der Hand hielt. Die, die er unten in der Geschenkboutique gekauft hatte. Die Blumen, die er in dem Moment vergessen hatte, als er ihre nackten Schultern und den Ansatz ihrer vollen Brüste gesehen hatte.
O’Rourke gab sich einen Ruck. „Oh, fast hätte ich die hier vergessen. Ich habe dir Blumen gekauft, da du mir zu meiner ersten außerfamiliären Geburtserfahrung verholfen hast.“ Er ging zum Bett hinüber und reichte ihr den großen Blumenstrauß.
Wie lange war es her, seit sie von jemandem Blumen erhalten hatte? Zu lange, seufzte sie innerlich.
„Und die da?“ Sie wies mit dem Kopf auf das kleine Sträußchen, das er immer noch in der Hand hielt. „Haben deine Blumen auch Babys bekommen?“
Jetzt, da er vor Kitt stand, kam ihm der Grund, warum er dieses winzige Bouquet ausgesucht hatte, auf einmal sehr kindisch vor. Er zuckte die Schultern und versuchte, ungezwungen zu wirken.
„Die sind für deine Tochter. Das sind sozusagen Blumen von ihrem ersten Verehrer.“ Er gab vor, im Raum nach Vasen zu suchen, da er auf keinen Fall sehen wollte, wie Kitt sich über ihn lustig machte.
Kitt spürte, wie ihre Augen brannten. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gerührt gewesen war.
„Du kannst den Wasserkrug dort drüben nehmen“, schlug sie kaum hörbar vor. Ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. „Und den kleinen Strauß kannst du ins Wasserglas stellen.“
Sie hatte absolut keine Ahnung, warum ihr diese Hand voll Blumen so zu Herzen gingen. Sie konnte nur mit Mühe ihre Tränen zurückhalten. Vielleicht lag es daran, dass der Vater ihrer wunderschönen Tochter sich nicht die Mühe gemacht hatte, bei ihrer Geburt anwesend zu sein, ganz zu schweigen davon, dass er
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