BIANCA SPEZIAL Band 03
Shawna anschaute und Fragen wegen des Babys stellte.
Alles, was sie sagte, wurde niedergeschrieben. Um es gegen mich zu benutzen?, fragte sie sich.
Schließlich legte der Mann seinen Stift nieder. Es sah so aus, als ob die Befragung sich ihrem Ende zuneigte.
„Sie scheinen mir ziemlich nervös zu sein, Mrs. O’Rourke“, bemerkte der Beamte und schloss den Ordner. „Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
Kitt wollte protestieren, überlegte es sich dann aber rasch. Es hätte sowieso wenig Sinn, den Mann vom Gegenteil zu überzeugen. Ihre Nervosität war zu offensichtlich.
Sie schob Shawna einen Schnuller in den Mund und schaute den Beamten an. „Nun, eigentlich, es ist so …“, sie las seinen Namen von dem Schild auf dem Schreibtisch, „… Mr. Rutherford. Man fühlt sich hier ein wenig wie in einem Kriminalfilm, wo die beiden Verdächtigen getrennt und einem Kreuzverhör ausgesetzt werden, damit die Polizisten sehen, ob sich ihre Geschichten decken.“
In den dunkelbraunen Augen flackerte weder Verständnis noch Humor oder sonst irgendetwas auf. „Fühlen Sie sich denn so, als Verdächtige, meine ich?“
Kitt hob das Kinn. „Nein, das tue ich nicht. Aber ich fühle mich schlecht und ungerecht behandelt. Nur weil ich mich in einen anständigen Mann verliebt habe, der das Pech hatte, nicht in diesem Land geboren zu sein, werde ich mit Fragen bombardiert. Fragen, die ich niemals beantworten müsste, wenn ich einen amerikanischen Schwerverbrecher, der bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat, heiraten würde.“ Ihr wurde auf einmal bewusst, dass ihre Entrüstung nur zum Teil gespielt war. Sie hatte tatsächlich das Gefühl, dass man O’Rourke Unrecht zufügte. „Ich finde das hier einfach nicht fair, das ist alles.“
„Das Leben ist nicht fair, Mrs. O’Rourke. Es gibt nur einen Weg, wenigstens etwas Fairness zu wahren – man muss Regeln einhalten.“ Er schaute sie prüfend an. „Und wir können es nicht dulden, dass Ehen nur aus dem einzigen Grund geschlossen werden, damit Ausländer im Land bleiben können.“
„Ja“, erklärte sie kühl. „Dass weiß ich.“
Der Beamte schien ihre Antwort nicht so einfach akzeptieren zu wollen. „Und wer solch eine Scheinehe eingeht, muss mit schweren Strafen rechnen, wenn er ertappt wird.“
Ihr Magen zog sich vor Angst zusammen, aber ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Meine Tochter braucht ihren Vater.“
„Das haben Sie bereits gesagt.“ Mit einem leichten Nicken erhob sich Rutherford vom Schreibtisch. Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum.
Mit Nerven, die zum Zerreißen angespannt waren, Shawna fest an sich geschmiegt, betete Kitt, dass der Beamte jetzt nicht einen der U. S. Marshalls holen würde, die sie zuvor mit O’Rourke im Gebäude gesehen hatte.
Aber als Rutherford wiederkehrte, war er nur von O’Rourke begleitet, und sie gab sich große Mühe, nicht zu erleichtert zu wirken. O’Rourke warf ihr einen kurzen Blick zu. Mitgefühl und Wärme lagen in seinen Augen, als er seine Hand über ihre legte und sich dann auf den Stuhl neben ihr setzte.
Rutherford nahm wieder hinter dem Schreibtisch Platz und schaute sie mit seinen kleinen dunklen Augen schweigend an.
„Ihre Antworten auf alle Fragen waren identisch“, sagte er schließlich. „Manche mögen sagen, zu identisch.“ Er legte eine effektvolle Pause ein und erlaubte sich dann den Anflug eines Lächelns. „Ich wünschte mir, meine Frau wüsste so viel über mich, wie Sie über Ihren Mann, Mrs. O’Rourke. Ich sehe keinen Grund, warum ich Sie beide noch länger ins Kreuzverhör nehmen sollte.“
Kitt jubelte innerlich, erleichtert, diese Tortur hinter sich zu haben. O’Rourke zog eine Augenbraue hoch und schaute sie an. Erst jetzt wurde Kitt klar, dass Rutherford ihre Ausdrucksweise aufgenommen hatte. Würde das den guten Ausgang der Befragung gefährden?
„Ich wollte Sie nicht …“, begann sie.
Aber der Beamte hob die Hand. „Nein, Sie haben recht“, erklärte er ernst. „Es ist eine Art Kreuzverhör. Zwar benutzen wir keine Daumenschrauben, aber wir können Sie ganz schön ins Schwitzen bringen, so sehr, dass Sie sich vielleicht verraten, falls es etwas zu verraten gibt.“ Er legte erneut eine Pause ein und betrachtete sie schweigend. Kitt wusste, dass sie sich in der Gegenwart dieses Mannes niemals wohlfühlen würde. „Aber selbst wenn Sie mich davon überzeugt haben, dass diese Ehe geschlossen wurde, um dem kleinen Mädchen ein
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