BIANCA SPEZIAL Band 04
verschwinden. Aber was dachte Jessie, würde geschehen, wenn sie Abbie immer wieder mit ihm zusammenbrachte? Eine spontane Erregung? Versöhnung? Wie konnte sie etwas von einer vorübergehenden Versöhnung wissen, wenn Abbie ihr nichts erzählt hatte?
Das musste geschehen sein. Abbie hatte geschickt angedeutet, dass sie mit Mac eine Nacht verbracht hatte. Dann hatte Jessie die von Abbie gewünschte Schlussfolgerung gezogen. Entweder dass Mac der Vater von Abbies Baby war oder dass er sie und ihr uneheliches Kind aus einer verzweifelten Lage retten würde. Jess jedoch hatte sich völlig getäuscht. Er hatte sich schon einmal in eine Lügnerin verliebt und kannte jetzt ihre Methoden. Jetzt wollte er nicht auf die nächste hereinfallen. Mac konnte Schwierigkeiten erkennen, wenn sie ihm begegneten, und Abbie war so ein Fall. Vor der Abschlussparty konnte sie mit einem Dutzend Männer geschlafen haben.
Sein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen. In jener Nacht hatte sie ihn völlig in ihren Bann gebracht, und seit damals hatte er sich immer wieder gefragt, ob sie so schön, intelligent und ehrlich war, wie sie ihm erschienen war. Schön war sie immer noch mit dem honigblonden Haar, dem klassischen Profil und den vollen Lippen. Intelligent war sie auch. Sie hatte die Grundzüge des Ranchbetriebes schnell erfasst, und in Gesprächen schien sie ihm immer zwei Schritte voraus zu sein. Ehrlich? Wenn er nicht so eine deutliche Warnung spüren würde, hätte er sie wahrscheinlich schon geheiratet.
Das war eine beängstigende Vorstellung. Wie leicht hätte sie ihn täuschen können, wenn er nicht schon von Gillian genug über die Falschheit der Frauen gelernt hätte. Auf keinen Fall wollte er Abbies Schweigen unterbrechen. Sie zeigte ihm die kalte Schulter, aber auf der vierstündigen Reise nach Dallas musste eine schwangere Frau sicher auch einmal anhalten. Wenn sie ihn bitten würde, anzuhalten, würde er ihr noch einmal das großzügige Friedensangebot unterbreiten.
Bei dem nächsten Rastplatz bat Hannah um einen Halt, und Abbie stieg wortlos aus dem Wagen. Eine Viertelstunde später kletterte Alex in den Truck und schloss die Tür. „Abbie und Hannah haben mich zu dir geschickt, damit sie sich von Frau zu Frau unterhalten können.“
Wortlos setzte Mac den Wagen in Bewegung.
Am Anfang bemerkte Mac nicht die Seitenblicke und das Grinsen der anderen, aber als die Pferde untergebracht waren, spürte er, dass man sich über ihn lustig machte. Erst machte er die Anspannung für das Verhalten der anderen verantwortlich, bis Alex ihm freundlich auf den Rücken klopfte. „Schnelle Arbeit, Bruder. Ich wusste nicht, dass sie dir gefällt, aber meine Frau sagt, sie hat schon seit Tagen bemerkt, dass zwischen euch etwas läuft. Hannah ist erstaunlich, nicht wahr?“ Alex strahlte wie ein Mann, der das Paradies gesehen hat. Diese Zufriedenheit verspürte er seit seiner Hochzeit mit Hannah. Damals war Mac beeindruckt gewesen, aber inzwischen war er etwas genervt vom Glück der frisch Verliebten. An Tagen wie heute hatte er das Gefühl, dass die Gehirnzellen seines Bruders durcheinandergeraten waren. „Wovon redest du?“, fragte er und widmete sich seinem Sattel. „Du glaubst doch wohl nicht, dass Abbie und ich etwas miteinander haben, nur weil sie mit mir gefahren ist?“
„Nun, da war mir noch nichts aufgefallen, aber da ich die Unterbringungspläne kenne, glaube ich, dass Hannah recht hat.“
„Welche Unterbringungspläne?“ Mac richtete sich auf.
„Es wird behauptet, dass du ein Doppelzimmer für dich und Abbie bestellt hast.“
Nur mit Mühe konnte Mac seinen Ärger verbergen. Abbie hatte wohl keinen Funken Verstand. Offensichtlich konnte er sie nicht für fünfzehn Minuten aus den Augen lassen. „Wenn sie als meine Zimmergenossin eingetragen ist, dann hat jemand einen Fehler gemacht. Ich kenne die Frau nicht, warum sollte ich dann ein Zimmer mit ihr teilen? Außerdem ist sie schwanger.“
Alex zuckte mit den Schultern. „Hannah sagt, dass Frauen bis kurz vor der Entbindung Sex haben können. Sie ist Ärztin und weiß, was sie sagt.“
„Sie ist Tierärztin“, entgegnete Mac. „Außerdem schlafe ich nicht mit Abbie. Jemand hat sich geirrt, und ich werde das Problem sofort lösen.“
„Gib mir die Bürste“, bat Alex und begann, den Sattel zu polieren. „Wenn das Hotel keine Plätze mehr frei hat, dann kannst du vielleicht bei Stanley schlafen. Im schlimmsten Fall kannst du bei uns auf dem Boden
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