BIANCA SPEZIAL Band 04
1. KAPITEL
„Bitte halten Sie den Fahrstuhl fest!“, rief Heather Fitzpatrick und beschleunigte mühsam ihren Schritt. Atemlos betrat sie die Kabine. „Danke.“ Sie lächelte den Mann an, der die Tür aufhielt. „Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Fahrstuhl der langsamste der Welt ist, aber zumindest gehört er zu den Top Ten.“ Sie rieb sich das Kreuz, um den Schmerz zu lindern, der sich vor drei Monaten dort eingenistet hatte. „Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, zehn Minuten warten zu müssen, bis er wieder in dieses Stockwerk kommt.“
„Das kann ich verstehen“, murmelte der Mann, und es gelang ihm dabei nicht, den Blick von ihrem Bauch zu lösen.
Mittlerweile war Heather daran gewöhnt, dass Männer sie mit einem Ausdruck anblickten, der an Panik grenzte. „Ich weiß, was Sie denken“, sagte sie, während sie eine Hand auf ihren Bauch legte und sich an die Wand lehnte. „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Laut meiner Ärztin dauert es noch eine Woche, bis ich entweder platze oder gebäre. Ich bin überzeugt, dass Sie für die kurze Fahrt bis in die Tiefgarage nichts zu befürchten haben.“
„Versprochen?“, hakte er leise und neckend nach.
„Nein, aber meine Ärztin schwört, dass es stimmt. Ich war gerade bei ihr, und entgegen meiner inständigen Bitte hat sie mich zu mehreren weiteren Tagen des Ausbrütens verdonnert.“
„Das klingt schmerzlich.“
„Ich hoffe, dass es bald vorüber ist, aber nicht nur, weil ich es leid bin, schwanger zu sein.“ Heather rieb sich den Bauch. „Ich kann es kaum erwarten, mein Baby kennenzulernen.“
Aufreizend langsam schloss sich die Tür. Nach einigen Sekunden setzte sich die Kabine gemächlich in Bewegung. Heather ermahnte sich, ruhig zu atmen. Normalerweise störte es sie nicht, in einem Fahrstuhl zu sein, aber die Schwangerschaftshormone hatten Angst vor geschlossenen Räumen hervorgerufen, so als wären Kreuzschmerzen und geschwollene Knöchel noch nicht genug.
Sie beobachtete, wie nacheinander die Lämpchen für den zweiten und den ersten Stock aufleuchteten, und wartete vergeblich auf das Licht für das Erdgeschoss. Stattdessen blieb der Lift plötzlich stehen. Ihr stockte der Atem. „Wir sitzen fest“, sagte sie und bemühte sich, nicht in Panik zu geraten.
„Vielleicht nicht.“ Der Mann drückte nacheinander den Knopf für die Tiefgarage und denjenigen zum Öffnen der Tür. Nichts geschah.
Heathers Brust war wie zugeschnürt. Ihr Verstand sagte ihr, dass es keinen Sinn hatte, sich aufzuregen, aber sie konnte es nicht verhindern.
„Geht es Ihnen gut?“, fragte er, als er von der Schalttafel aufblickte.
„Es ging mir nie besser.“
Es zuckte um seine Mundwinkel. „Sie sind keine gute Lügnerin.“
„Ich wollte es immer sein“, entgegnete Heather in dem Versuch, sich durch ein Gespräch abzulenken. „Aber Sie wissen ja, wie es so läuft. Als Kind strebt man danach, das Lügen zu erlernen, aber dann kommt einem die Binsenweisheit dazwischen, dass Lügen kurze Beine haben, und irgendwie habe ich es nicht geschafft.“
Er grinste. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich bringe uns heraus, wenn Sie nicht in Panik geraten.“
„Klingt großartig. Ich bin völlig ruhig. Nur zu, öffnen Sie die Tür jetzt.“
„Geben Sie mir eine Sekunde.“ Er griff zu dem Hörer unter der Schalttafel und wartete. „Ja, wir sitzen fest.“ Er hielt inne und lauschte. „Okay, wir halten durch. Wir sind zu zweit, und es geht uns gut.“ Er blickte zu Heather. „Geht es Ihnen immer noch gut?“
Sie nickte. Es stimmte zwar nicht, aber zweifellos wollte er nichts von ihren Ängsten hören.
Er legte den Hörer auf und drehte sich zu ihr um. „Sie glauben, dass eine Sicherung durchgebrannt ist. Also werden wir warten müssen, während sie eine neue Sicherung einsetzen.“
Heather musterte ihn. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die nicht gut lügen konnte. Er mied ihren Blick. „Was verschweigen Sie mir?“
„Nichts.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und mied immer noch ihren Blick.
„Das ist, als würde ich sagen, dass ich nur ein kleines bisschen schwanger bin. Kommen Sie. Was hat der Typ gesagt?“
Schließlich blickte er in ihr Gesicht. „Es wird fast eine Stunde dauern.“
„Besteht die Gefahr, dass die Kabine abstürzt?“
„Nein. Wir sind in Sicherheit, aber es wird eben eine kleine Weile dauern.“
Sie atmete auf. „Ich glaube, das kann ich überleben.“
„Sind Sie sicher?“
Er wirkte
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