Sexsüchtig: Natürlich rein fick-tief ... ;-) (German Edition)
Kapitel 1
Sie ist klein, mit birnenförmiger Figur, und trägt eine furchtbar unvorteilhafte Brille. Immerhin lächelt sie. Dr. Barbara Sterling steht auf dem Schild an der Tür – als wüsste nicht sowieso jeder Besucher, zu wem er wollte. Ich betrete den hellen, unromantischen Raum mitten in Downtown Miami nur widerwillig.
«Mr. White! Schön, dass Sie gekommen sind!» Ihr Mund wirkt ein wenig verhärmt. Die Mundwinkel sind pessimistisch nach unten verzogen, was mich wundert in Anbetracht ihrer beruflichen Tätigkeit, die doch Optimismus und Energie versprühen sollte.
Sie ist älter als ich. Ihr fünfzigster Geburtstag steht vielleicht bald bevor. Wenn sie gut in Form ist, liegt er sogar schon ein paar Jahre zurück. Ich interessiere mich nicht für Frauen jenseits der vierzig, daher fällt es mir schwer, zu raten.
Bei jüngeren Frauen kann ich das Alter fast auf den Monat genau schätzen, was stets für Erstaunen sorgt. Aber mit den Mädchen kann man ja auch noch bedenkenlos über das Thema sprechen.
Das Alter hat sichtbare, wenn auch feine Fältchen in ihre Haut gegraben, die bei jeder mimischen Veränderung tanzen. Das etwas zu dunkle Make-up hinterlässt einen Schmutzrand an ihrem Hals. Vielleicht sollte ich sie später darauf aufmerksam machen.
Ich reiche ihr die Hand. Mein Händedruck ist wie immer sehr kräftig, schließlich erwarten die Menschen das von einem zwei Meter großen Hünen.
«Setzen Sie sich.» Unbeholfen stöckelt sie auf kurzen Absätzen um den Schreibtisch herum und lässt sich auf dem orthopädischen Sessel dahinter nieder. Ich nehme ihr gegenüber auf einem äußerst unbequemen Holzstuhl ohne Armlehnen Platz. Neugierig beobachte ich ihr Gesicht.
«Meine Frau schickt mich», leite ich unser Gespräch ein, als ob sie das nicht längst wüsste. Sie sieht mir in die Augen, ihr Blick wird abgeschirmt von ihren dicken Brillengläsern. Warum hat Ellen ausgerechnet diese Therapeutin ausgesucht?
«Ja, natürlich», antwortet Dr. Sterling, lehnt sich in ihrem wippenden Sessel zurück und verschränkt die Arme vor der Brust.
Ihr dunkelgraues Kostüm ist so trostlos wie die Praxis, der Rock bedeckt im Sitzen züchtig die Knie. Ihre Haare sind schulterlang und kraus, der undefinierbare Farbton erinnert mich an altes Laub und ist von silbernen Fäden durchzogen. Warum färbt sie die nicht so wie alle Frauen?
«Mr. White, ich weiß, dass Ihr Besuch bei mir vor allem aufgrund Ihrer Prominenz und des delikaten Themas heikel ist», beginnt sie ihre Ansprache, die sie offenbar vorbereitet hat, so monoton fließen die Worte aus ihr heraus.
Welchen Sinn soll eine Therapie haben, wenn ich den Therapeuten nicht ernst nehmen kann? Was weiß diese Frau von dem Thema, das mich umtreibt, in dem ich absoluter Profi bin?
So wie sie aussieht, ist ihr letzter Fick mindestens Jahre her. Ich erkenne sofort, ob eine Frau regelmäßig gevögelt wird. An der Farbe ihrer Haut, die bei ungefickten Frauen blass und grau wirkt, an ihrem Gang, der ohne Sex steif und hölzern wird, an dem Zug um ihre Lippen, die ungeküsst faltig und verschroben werden. Und sie hat alle Attribute einer lange abstinenten Frau.
«Ich versichere Ihnen absolute Diskretion, und selbstverständlich bleibt alles, was wir miteinander besprechen, unter uns.» Dr. Sterling lächelt verbindlich. Sie ist einfach viel zu professionell für meinen Geschmack. Als Therapeutin muss sie sich ihren Patienten gegenüber auch mal öffnen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, mit dieser Frau über Sex zu sprechen. Ebenso gut könnte ich mit einem Rabbi über die perfekte Zubereitung von Spareribs philosophieren oder mit einem Blinden die Farbwelt von Leonardo da Vinci diskutieren.
«Ich sage Ihnen gleich, dass ich persönlich keine Notwendigkeit für eine Therapie sehe. Ich bin nur hier, weil meine Frau mich dazu gedrängt hat», gebe ich unumwunden zu.
«Ich habe Ihr Buch gelesen», sagt sie kurz und deutet mit der Hand auf ihr Bücherregal, das ich bis jetzt ignoriert habe. Es ist das einzig Attraktive in diesem Raum, der in seiner Nüchternheit beinahe wie eine Zahnarztpraxis wirkt. Nur die Ledercouch, die wie hingerotzt mittendrin steht, kann diesen Eindruck etwas dämpfen. Vielleicht will sie mir damit sagen, dass sie mich durchschaut hat? Lächerlich.
«Natürlich ist es eine besondere Herausforderung für jemanden wie Sie, eine Psychologin mit den eigenen Problemen zu konsultieren.»
«Für eine Therapeutin ist Ihre Wortwahl
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