Big Bill Kriegt Sie Alle

ihn doch von hinten!«
    »Lass man, Luke«, meinte Big Bill. »Jackson hat schonrecht. Wenn Bully ausrastet – und wenn er sein Gesicht sieht, wird er das –, dann wächst im Umkreis von drei Meilen kein Kaktus mehr.«
    Big Bill ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen, zog seinen Hut tief ins Gesicht und streichelte Fuzzy, der auf seinen Schoß gesprungen war.
    Luke bedeutete Jackson, ruhig zu sein.
    »Big Bill denkt nach«, flüsterte er ihm zu.
    Nach einer Weile schob der Sheriff seinen Hut nach hinten. Er schaute Jackson an.
    »Du machst das so«, begann er. Dann erklärte er ihm genau, wie er vorgehen musste, damit Bully nicht wild wurde, wenn er das Foto sah. »So und nicht anders. Kapiert? Damit kann nichts schiefgehen!«

    Tags darauf, Jackson Jones war schon ziemlich nervös, kam Bully in den Laden des Fotografen. Wild sah er aus, die Sporen an seinen Stiefeln klirrten, seinen breitkrempigen Hut ließ er auf, in der Hand hielt er sein Gewehr.
    »Also, Knipser, mach das Foto. Und denk dran, was ich dir gesagt habe! Wenn ich auf dem Bild nicht gut aussehe, kannst du dir die Kakteen von unten ansehen!«
    Jackson bat Bully, sich vor den Vorhang zu stellen. Dann holte er das Gewehr fürs Foto. Da fiel ihm ein, was ihm Big Bill noch geraten hatte: »Bevor du ihm das Gewehr in die Hand drückst, nimm die Patronen raus!«
    Das tat Jackson und reichte Bully das Gewehr.
    »Das nimmst du jetzt und zielst damit auf mich. So fotografiere ich dich dann.«
    Knurrend nahm Bully das Gewehr, legte an – und verdeckte dabei sein kaputtes Auge. Schnell drückte Jackson auf den Auslöser.
    »Du kannst dich wieder bewegen«, sagte er zu Bully. »Das Foto ist in drei Stunden fertig.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Bully. »Und pass auf!«, fügte er drohend hinzu. Mit klirrenden Sporen verließ er den Laden.

    Drei Stunden später, zur Sicherheit war Big Bill in Jacksons Laden gegangen, kam Bully zurück. Überrascht schaute er den Sheriff an.
    »Sieh da, sieh da, der Sheriff, der Vernichter von Kaktustee!«
    Big Bill lächelte ihn an. »Gut schaust du aus!«
    Bully wollte sofort zu seinem Gewehr greifen, aber Big Bill hatte schon seinen Revolver in der Hand.
    »Probleme, Bully?«
    Bully ließ sein Gewehr los und ging zu Jackson, der zitternd die Szene verfolgt hatte. Er reichte Bully das Bild. Bully schaute es an, drehte sich knurrend um und verließ den Laden.
    »Und wer bezahlt das jetzt?«, wollte Big Bill wissen.
    »Niemand«, sagte Jackson. »Sie haben ja selbst gesagt, er sei hässlich wie ein Pferd. Und Pferde auf dem Foto sind kostenlos!«
    »Selbst wenn das Pferd ein hässlicher, ungehobelter Kojote namens Bully ist«, sagte Big Bill und lud alle zu einer Runde Kaktustee ein.

Informationen zum Buch
    Der Wilde Westen hat seine eigenen Spielregeln. Niemand weiß das besser als Big Bill, der Sheriff von Fox Town. Unerschrocken stellt er sich allen Trickbetrügern, Revolverhelden und sonstigen Galgenvögeln in den Weg – und hat dabei so manch harte Nuss zu knacken.

Informationen zum Autor
    Stefan Wilfert
wurde in Berlin geboren. Er studierte in München Soziologie und Zeitungswissenschaften, arbeitete danach 15 Jahre als Redakteur beim Hörfunk und ist seit 1988 freiberuflich als Herausgeber, Übersetzer, Rezensent, Spielejournalist und Autor tätig. Stefan Wilfert lebt in München und in der Toskana