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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Alexandra Cordes
    Der
    Hoteldetektiv
    Sonderausgabe der Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln
    © 1986 by Franz Schneekluth Verlag, München
    Lizenzausgabe mit Genehmigung
    des Franz Schneekluth Verlages, München
    Gesamtherstellung: Mainpresse Richterdruck Würzburg
    Printed in West Germany
    Alle Rechte vorbehalten
    ISBN 3-625-20075-9
    Dieses eBook ist umwelt- und leserfreundlich, da es weder
    chlorhaltiges Papier noch einen Abgabepreis beinhaltet! ☺
    Der Blumenverkäufer
    as Meer glitzerte wie Quecksilber, weit draußen tanzten die
    Drötlichen Ampeln der Fischerboote, sah man die Positions-
    leuchten der Jachten, deren Besitzer Beirut noch nicht mieden, denn sie hatten nicht um ihren Reichtum, nicht um ihr Leben zu fürchten; der Krieg war noch fern.
    Ich ließ mich eine Weile auf dem Rücken in der flachen lauen
    Brandung treiben, schaute den Sternen zu, die ihre leuchtende Bahn über der Bucht des Hotels zogen.
    Es war mein erster freier Abend, seit ich meinen Dienst im Red Rock angetreten hatte, in einem Beruf, über den ich nicht sprechen dürfte; selbst Jinny, unsere Hotelsekretärin, hielt mich für einen Bücherrevisor.
    Eigentlich hatte ich diese Nacht mit Jinny verbringen wollen, aber dann hatten wir uns gezankt, weil sie ihr Haar abschneiden lassen
    wollte, womit ich gar nicht einverstanden war; man reißt ja Raben
    auch nicht die Flügel aus, und Jinnys Haar war rabenschwarz. Wenn
    sie es offen trug, hing es bis in ihre schmale Taille.
    Wir hatten Langusten am Strand grillen und zusammen schwim-
    men und später im Sand liegen wollen … ach was, es hatte keinen
    Sinn, daran zu denken. Wahrscheinlich hockte sie jetzt in ihrem
    Zimmer und heulte sich die Augen aus; nicht etwa, weil sie traurig war, sondern vor Wut.
    1
    Ich schwamm langsam zum Strand zurück, die Luft war ange-
    nehm kühl, und ich ließ das Wasser auf der Haut trocknen.
    Ich wollte mir gerade eine Zigarette anzünden, als ich den selt-
    samen Laut hörte. Es war weder ein Schrei noch ein Stöhnen, und
    es kam direkt aus den Klippen über mir, die dem Hotel seinen Na-
    men gegeben haben und in die der Swimmingpool eingelassen ist.
    Ich packte meinen Bademantel, lief die Felsstufen hinauf.
    Ich sah noch einen dunklen Schatten über die helle Marmorein-
    fassung des Swimmingpools hetzen.
    Und dann sah ich das Mädchen, das im Pool trieb.
    Ich sprang kopfüber hinein, bekam sie nach wenigen Kraulstößen
    zu fassen.
    Sie war schwer, wie Bewußtlose sind, und trug nur ein dünnes Sei-
    denhemd. Als ich sie oben auf der Brüstung liegen hatte, sah ich,
    daß sie high war.
    Ich erkannte sie sofort, zu oft war ihr Bild in Zeitungen und Il-
    lustrierten erschienen – Jasmin, die siebzehnjährige Tochter eines Ölmagnaten; mal sah man sie in Begleitung eines jungen Nichtstuers, wie sie selbst eine Nichtstuerin ist, mal in Begleitung eines Herrn mit angegrauten Schläfen, und dann wurde sogleich von Heirat gemunkelt, die zwei Öl-Imperien miteinander verbinden sollte.
    Ich hatte für all das überhaupt nichts übrig. Deswegen tat Jasmin
    mir kaum leid, als sie plötzlich anfing, sich in Krämpfen zu winden, und ich ihren Kopf halten mußte, bis alles, was sie geschluckt hatte, aus ihr heraus war.
    Aber auch dann war sie noch nicht klar. Sie starrte aus dunkel-
    umrandeten Augen in die Nacht, das Maskara lief ihr in schwarzen
    Tränen über die Wangen, sie sah mich überhaupt nicht, aber sie
    sagte: »Gib die Blumen her. Verdammt noch mal, gib die Blumen
    her.«
    Das klang ganz so, wie jemand redet, der immer alles kriegt, was
    er will.
    2
    Sie richtete sich auf, aber stehen konnte sie nicht. Ihre Beine
    knickten unter ihr weg.
    Und so hob ich sie auf und trug sie zu den Umkleidekabinen
    hinüber.
    Sie waren mit seerosengrüner Seide tapeziert, und es roch nach
    Parfüms, die Jinny sich nicht von einem ganzen Jahresgehalt leisten konnte.
    Kristallspiegel warfen unser Bild zurück. Das Mädchen auf mei-
    nen Armen, das Jasmin hieß, sah jetzt aus wie ein halbverhungertes Kind.
    Da tat sie mir doch leid, und ich ließ sie vorsichtig auf eines der Ruhebetten nieder, die wie alles in diesem Raum mit Seide über-zogen waren.
    Sie kauerte sich zusammen, wie es kleine Kinder tun, und preßte
    beide Fäuste, sie waren erbarmungswürdig mager, gegen ihren blas-
    sen Mund.
    »Mademoiselle Jasmin, hören Sie mir zu, können Sie mich ver-
    stehen?« Ihre dunklen Augen starrten an mir vorbei.
    »Bitte, bleiben Sie hier liegen. Ich gehe nur und

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