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Big Bill Kriegt Sie Alle

Titel: Big Bill Kriegt Sie Alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wilfert
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    BRAD WILL ABRECHNEN

    Im Crazy Horse Saloon von Fox Town ging es hoch her. Die Leute schrien und kreischten durcheinander und irgendjemand klimperte auf dem Klavier herum. Doch in dem Moment, in dem Brad Shlick die Schwingtüren des Saloons aufdrückte und den Raum betrat, wurde es fast augenblicklich still. So still, dass Duffy Nolans Magenknurren klang, als ob eine Herde Bisons vor der Tür stand. Schnell schlug sich Duffy auf seinen Magen. Er wollte nicht unangenehm auffallen. Niemand wollte das. Brad war der gefürchtetste Pistolero diesseits des Pecos River. Schreckliche Geschichten erzählte man sich von ihm. Einem Mann, der seiner Frau einmal beim Wäscheaufhängen geholfen hatte, hatte er den Gürtel seiner Hose weggeschossen, sodass der plötzlich in Unterhosen dastand.
    »Hey, Brad«, hatte ihn sein Bruder Babcock gefragt, »was hat er dir denn getan?«
    »Nichts«, meinte Brad nur und spuckte aus. »Aber er hat die Wäsche falsch herum aufgehängt. Hemden hängt man nicht am Kragen auf!«
    Und seit gestern war Brad in Fox Town. Noch am selben Abend hatte Hilfssheriff Luke gehört, wie er seinen beiden Kumpanen, die mit ihm gekommen waren, erzählt hatte, dass er nur wegen Big Bill gekommen sei.
    »Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen. Ich werde ihn mit meinem Stiefel wie einen Kaktus zerquetschen«, hatte er getönt.
    Luke war damit sofort zu Big Bill gelaufen. Big Bill war seit zwei Jahren der Sheriff in Fox Town. Früher war Fox Town ein Ort gewesen, in dem jeder tat, was er wollte. Schießereien, Bankraube, Duelle auf offener Straße, brennende Scheunen und Pferdediebstähle gehörten wie selbstverständlich zum Alltag. Der alte Sheriff war hoffnungslos überfordert, und statt Ganoven zu jagen, jagte er lieber Schmetterlinge. Mit Big Bill hatte sich das dann schlagartig geändert.
    »He, Sheriff, wissen Sie, was ich gehört habe?« Schnaufend war Luke ins Sheriff-Office gerannt. Big Bill saß hinter seinem Tisch und hatte die Beine daraufgelegt. Der Kopf war nach hinten gekippt, sein Hut lag auf dem Gesicht und . . . er schnarchte.
    »Sheriff, he, Sheriff! Aufwachen!« Luke rüttelte an seiner Schulter.
    »Wie? Was? Wo? Äh, äh, mmmwasnlos?« Der Sheriff schob seinen Hut von der Nase und machte die Augen auf. Der dicke Kater Fuzzy, der schnurrend auf seinem Schoßgesessen hatte, sprang fauchend runter. Ächzend stand Big Bill auf. Er zog seinen Pistolengurt straff und richtete seine Weste und sein Halstuch. Langsam ging er zum Ofen und goss sich einen Becher Kaktustee ein, dessen genaue Zusammensetzung niemandem außer Luke kannte. Jedenfalls trank Big Bill am liebsten Lukes Tee.
    »Brad Shlick ist in der Stadt!«, sagte Luke.
    »Weiß ich!«
    »Aber er will mit Ihnen abrechnen!«
    »Weiß ich!«
    »Was?«
    »Was was?«
    »Na, dass er mit Ihnen abrechnen will!«
    »Weiß ich!«
    Luke nahm aus Versehen den Becher des Sheriffs und leerte ihn in einem Zug. Schwungvoll füllte er frischen Tee nach.
    »Warum will er denn mit Ihnen abrechnen? Was haben Sie denn mit ihm zu schaffen?«
    Der Sheriff ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Ein bisschen von dem Kaktustee war auf seine Lederweste getropft. Auch seine Stiefel hatten was abbekommen.
    »Luke«, knurrte er, »das ist eine alte Geschichte. Vor ein paar Jahren war ich in Dodge City Hilfssheriff. Irgendwann wollte Brad die Bank ausrauben. In seiner Blödheitbrach er in die Bank ein, die gerade ganz neu erbaut worden war. Der Safe mit dem Geld war noch gar nicht drin. Aber Brad war drin und ich stand draußen davor und sagte zu ihm: ›He, Kleiner, du bist der blödeste Bankräuber westlich des Cactus River.‹«
    »Und Brad?«, wollte Luke wissen. »Wie endete das mit euch?«
    Der Sheriff nahm einen Schluck aus der Tasse. »Dieser Rübenkacker wollte sich erst ergeben, nachdem er noch eine Zigarre geraucht hatte. Aber statt der Zigarre hat er eine Stange Dynamit angezündet. Kurz bevor das Ding losging, merkte er es und schmiss es in die Ecke. Seitdem kann er keine Zigarren mehr sehen, ohne nasse Hosen zu bekommen!«
    Der Sheriff lachte. In dem Moment kam Duffy, der Klavierspieler aus dem Crazy Horse Saloon, herein.
    »Sheriff, Brad Shlick ist im Saloon. Und wissen Sie, was er gesagt hat? Er will hier einen neuen Friedhof eröffnen. Und Sie sollen der Erste sein, der ihn ausprobiert.« Duffy zitterte am ganzen Leibe.
    »So, so«, knurrte Big Bill. »Schätze, ich werd dem Burschen mal die feuchten Hosen stramm ziehen. Los

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