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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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wird schwindelig. In der heißen Luft um uns herum ist kaum noch Sauerstoff vorhanden. Wir versuchen uns gegenseitig zu stützen, halten die Luft an. Es fühlt sich an, als würde mir gleich der Kopf explodieren. Katie scheint kaum noch bei Bewusstsein zu sein. Ich ziehe sie an mich, damit sie nicht vom Dach stürzt. An Schröders Blick erkenne ich, dass er weiß, wie es um uns steht.
    »Schneller, schneller«, schreit er. Aber die Drehleiter bewegt sich nicht mehr - sie ist nicht hoch genug.
    Unten am Boden greifen die spanischen Kollegen zum altbewährten Mittel. Sie spannen ein Sprungtuch auf.
    Ich kann nicht mehr sprechen, deute nur in die Tiefe. Katie klopft sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Ich springe niemals da runter«, will sie mir sagen.
    »Und ob du springst.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    »Wir springen zusammen.«
    »O nein.«
    »O doch.«
    Ich nehme sie an der Hand - und stoße mich so weit es geht vom Dach ab.

52. Der König von Mallorca
    Früher dachte ich immer, das Leben wäre eine ziemlich träge Angelegenheit, bei der sich eigentlich nie wirklich etwas ändert. Ungefähr so wie in den amerikanischen Fernsehserien, in denen es zwar immer wieder neue Namen, neue Schauspieler oder neue Ort gibt. Aber eigentlich geht es doch immer wieder nur um das Gleiche.
    Heute weiß ich, dass das nicht stimmt. Weil sich die Dinge mitunter ziemlich schnell verändern, rasend schnell geradezu. Eine einzige Sekunde genügt, und du bist nicht mehr derselbe Mensch, der du gerade noch warst.
    Alles, was dazu nötig ist, ist Mut. Du musst dir ein Herz fassen und Entscheidungen treffen. Du musst handeln, wenn es darauf ankommt. Und du darfst keine Angst davor haben, möglicherweise einen Fehler zu begehen. Alles ist besser als einfach immer weiterzumachen, nur weil du dich nicht traust, die Dinge in die Hand zu nehmen.
    Ich habe diesen Mut gehabt, als ich mich entschieden habe, Katie aus dem Feuer zu retten. Von Anfang an ahnte ich dabei, dass mein Leben danach nicht mehr dasselbe sein würde.
    Und so ist es auch gekommen. Inzwischen ist eine ganze Nacht vergangen, und mein Leben ist wirklich nicht mehr wiederzuerkennen. Woran ich es merke? Unter anderem daran, dass ich in einem knallroten Alfa Spider durch Mallorca fahre - obwohl ich doch eigentlich um diese Uhrzeit längst verheiratet sein sollte. Neben mir sitzt eine Frau, die nicht meine Braut ist und die ich dennoch liebe. Auch wenn sie ein paar Angewohnheiten hat, die ich ziemlich anstrengend finde. Trotzdem möchte ich mit ihr mein Glück versuchen. Ob ich es wirklich finde, dieses Glück, das weiß ich nicht. Aber ich möchte es riskieren. Darauf kommt es an.
    Es gibt noch etwas, woran ich merke, dass mein Leben nicht mehr dasselbe ist. Wir flitzen nämlich durch den äußersten Nordosten der Insel in Richtung des berühmten Cap Formentor. Es ist eine steile, enge Serpentinenstraße, und wieder einmal erheben sich links von mir steile Berge in die Höhe und rechts von mir klafft ein mehrere Hundert Meter tiefer Abgrund. Trotzdem wird mir nicht schwindelig. Im Gegenteil, ich fühle mich, als könnte ich fliegen. Ich genieße es. Das will wirklich etwas heißen.
    Diese ganzen Veränderungen haben nicht erst gestern Nacht begonnen. Sondern schon lange davor. Zum Beispiel als ich mich entschloss, trotz meiner bevorstehenden Hochzeit nach Malle zu fahren. Doch vor einigen Stunden erst sind mir einige Dinge, die ich bisher nur geahnt habe, so richtig klargeworden.
    Katie und ich hatten uns gerade von unserem Sprung in die Tiefe erholt. Wir lagen immer noch in dem Sprungtuch der Feuerwehr und taten das, was wir eigentlich schon die ganze Zeit hatten tun wollen. Wir küssten uns. Und zwar »wie Tiere«. Jedenfalls hätte Hacki es wohl so ausgedrückt.
    Die spanische Feuerwehr stellte sich aber als ziemlich unromantisch heraus. Der Wehrführer, ein Typ mit dunkler Haut und noch dunklerem Schnauzbart, redete wasserfallartig auf uns ein. Es klang wie Flamenco, nur nicht so melodisch.
    »Was sagt er?«, erkundigte ich mich bei Katie.
    Die kicherte. »Er meint, ein Sprungtuch der mallorquinischen Feuerwehr sei kein Ehebett. Und wir sollten doch bitte mit diesen unzüchtigen Dingen aufhören und uns erst einmal im Krankenwagen behandeln lassen.«
    »Sag ihm, dass das, was wir hier tun, die beste Behandlung ist, die es gibt.«
    Katie übersetzte, und der Feuerwehrmann verdrehte die Augen. Immerhin konnte er sich eine gewisse Rührung nicht verkneifen. Genau wie seine

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