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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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1. Appetitholen ist erlaubt
    Ich heiße Joachim Kampmann, und meine Freunde nennen mich Jo. Ich bin 34 Jahre alt, Versicherungskaufmann, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und leidenschaftlicher Windsurfer. Und ich stehe kurz davor, einen entscheidenden Schritt im Leben zu gehen: Ich werde heiraten.
    Das ist kein Grund, um mich zu bemitleiden. So schlimm wird’s schon nicht werden. Ich opfere ja nur meine Freiheit, meine Würde und die Möglichkeit, mit anderen Frauen Sex zu haben und hinterher darüber sprechen zu können. Andere Typen haben das auch geschafft. Ich werde es also auch irgendwie durchstehen.
    Mein Freund Hacki, der eigentlich Harald heißt und selbst seit fünfzehn Jahren verheiratet ist, hat mich erst neulich getröstet, indem er etwas sehr Interessantes von sich gegeben hat. »Klar ist ein Mann ohne Frau glücklicher im Leben«, meinte er. »Aber wenn du keine hättest, wüsstest du das nicht.«
    Ich musste damals ziemlich lange darüber nachdenken, bis ich es verstand. Und dabei wurden mir zwei Dinge klar. Erstens, Hacki wusste selber nicht, was er da sagte. Zweitens, er hatte Recht.
    Darum ist es völlig in Ordnung, wenn ich Nina, mit der ich seit einem Jahr, fünf Monaten und 13 Tagen zusammen bin, das Jawort gebe. Und zwar genau in einer Woche. Dazu stehe ich, auch wenn ich genau weiß, dass das Zusammenleben von Mann und Frau schwieriger ist als das zwischen Löwen und Antilopen in der Steppe oder das zwischen Bernhard Hoëcker und Hugo Egon Balder bei »Genial daneben«.
    Mein Plan ist es, diese eine Woche bis zur Trauung so gut es geht zu genießen - und zwar ohne Nina. Darum werde ich vorher mit meinen besten Freunden, also mit Hacki, Benni und Schröder, nach Mallorca fahren. Und da werde ich die letzten Tage meiner Freiheit noch einmal so richtig auskosten. Mit allem, was dazugehört.
    Als ich Nina davon erzählte, sah sie mich an, als hätte ich gerade einen akuten Anfall von BSE, gepaart mit frühzeitiger Demenz und einem plötzlich eintretenden Vollrausch. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und meinte: »Moment mal, Jo. Wir heiraten - und du willst eine Woche vorher nach Mallorca fahren?«
    »Genau.«
    »Du willst dich eine Woche lang mit deinen Freunden volllaufen lassen, faul am Strand herumliegen und den halbnackten Mädchen hinterherschauen?«
    »Das war der Plan.«
    »Und was ist mit den ganzen Vorbereitungen? Das Hochzeitsfest, die Trauung, die Gäste, der Polterabend - soll ich das alles ganz alleine machen?«
    »Wieder richtig.«
    »Dir ist wirklich nicht zu helfen.«
    Ich habe Nina dann erklärt, wie die Dinge stehen. Zum Beispiel, dass die Jungs es mir einfach nicht verzeihen würden, wenn ich nicht mit nach Malle käme. Wir fahren nämlich seit über zehn Jahren regelmäßig dorthin, wohnen immer im selben Hotel, liegen immer am selben Strandabschnitt und tun auch ansonsten immer das Gleiche - nämlich genau das, was Nina aufgezählt hat: saufen, gaffen und schlafen. Warum? Weil es nun einmal nichts Schöneres gibt auf der Welt.
    Unsere Malle-Fahrt ist also so eine Art Tradition, und ich finde, Traditionen muss man einfach bewahren. Auch wenn man heiratet.
    Nina hat mich nach dieser Erklärung kopfschüttelnd angesehen, tief geseufzt und schließlich gesagt: »Na, dann fahr um Himmels willen, Jo. Aber bau keinen Mist, hörst du? Vor allem nicht mit anderen Frauen. Du weißt ja, Appetitholen ist erlaubt - aber gegessen wird zu Hause.«
    »Versprochen.«
    »Das will ich auch sehr hoffen.«

2. Weiche Landung
    Drei Tage nach diesem Gespräch sitze ich in einer Air-Berlin-Maschine mit Kurs auf Mallorca. Gelegentlich gibt der Kapitän unsere aktuelle Position durch, und darum wissen wir, dass wir inzwischen Frankfurt, Straßburg und Marseille überflogen haben. Warum er uns das sagt, ist mir nicht ganz klar, denn jedes Mal, wenn wir erwartungsvoll hinausblicken, ist nichts als eine geschlossene Wolkendecke zu sehen. Aber egal. Wir nähern uns unserem Ziel, und dort soll strahlender Sonnenschein herrschen.
    Ich winke der Stewardess und bestelle vier Bier. In den letzten zwei Stunden haben wir nämlich nichts getrunken. Na ja gut, abgesehen von etwa drei Litern Tomatensaft, ein paar Tassen Kaffee und jeder Menge Sprudelwasser. Aber diese ganzen Dinge sind ja nur Flüssigkeit und keine Getränke .
    Der Grund für unsere Zurückhaltung ist einfach. Alkohol ist neuerdings nicht mehr Bestandteil der normalen Versorgung an Bord. Man muss ihn kaufen . Und er kostet

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