Billionen Boy
Hubschrauberlandeplatz und sogar eine 100 Meter lange Skipiste mit Bergen von Kunstschnee. Sämtliche Wasserhähne, Türklinken und sogar die Klobrillen waren aus massivem Gold und die Teppiche aus Nerzpelzen. Joe und sein Vater tranken Instant-Zitronentee aus sündhaft teuren mittelalterlichen Kelchen, und eine Weile hatten sie sogar einen Orang-Utan namens Otis als Butler gehabt. Aber sie hatten ihm kündigen müssen.
»Kann ich nicht auch noch ein richtiges Geschenk haben, Dad?«, fragte Joe, während er den Scheck in seine Hosentasche schob. »Ich habe doch schon so viel Geld.«
»Sag mir, was du haben willst, mein Sohn, und dann werde ich einen meiner Bediensteten losschicken, um es zu kaufen«, antwortete Mr Spud. »Möchtest du vielleicht eine goldene Sonnenbrille? So eine, wie ich auch habe? Sehen kann man dadurch zwar nichts, aber sie war sehr teuer.«
Joe gähnte.
»Vielleicht ein eigenes Rennboot?«, schlug Mr Spud vor.
Joe verdrehte die Augen. »Ich habe doch schon zwei. Hast du das vergessen?«
»Entschuldige, mein Sohn. Wie wäre es dann mit Aktien im Wert einer Viertelmillion Pfund?«
»Langweilig! Langweilig! Langweilig!« Joe stampfte vor Wut mit dem Fuß auf. Offenkundig handelte es sich um einen Jungen mit Luxus-Problemen.
Mr Spud war ratlos. Es musste doch noch irgendetwas auf der Welt geben, das er seinem einzigen Kind kaufen konnte! »Was denn dann, mein Sohn?«
In diesem Moment hatte Joe eine Idee. Er sah sich ganz allein über die Rennstrecke brausen, im Wettkampf gegen sich selbst. »Ich weiß etwas, das ich mir wirklich wünsche …«, begann er vorsichtig.
»Und das wäre, mein Sohn?«, forschte Mr Spud. »Einen Freund.«
2. ARSCHFUZZI
»Arschfuzzi«, sagte Joe.
» Arschfuzzi ?«, platzte Mr Spud heraus. »So nennen sie dich in der Schule, mein Sohn?«
Mr Spud schüttelte fassungslos den Kopf. Er schickte seinen Sohn auf die teuerste Schule in ganz England, auf das St Cuthbert Knaben-Kolleg. Es kostete 200 000 Pfund im Halbjahr und die Schüler mussten Pumphosen und Strumpfhosen aus der Zeit Königin Elizabeths I. tragen. Auf der nächsten Seite, das ist Joe in seiner Schuluniform. Sieht ein bisschen doof aus, was?
Dass sein Sohn gemobbt wurde, war daher das Letzte, womit Mr Spud gerechnet hatte. Gemobbt wurden nur arme Leute. Tatsächlich aber war Joe von seinem ersten Schultag an gehänselt worden. Die vornehmen Kinder mochten ihn nicht, weil sein Vater sein Geld mit Klorollen verdiente. Sie fanden das ›schrecklich gewöhnlich‹.
»Scheißhausbillionär, Arschlappenerbe, Meister Klorolle«, fuhr Joe fort. »Und das sind bloß die Ausdrücke der Lehrer.«
Fast alle Jungen auf Joes Schule waren Prinzen oder wenigstens Herzöge oder Grafen. Ihre Familien hatten ihr Vermögen durch den Besitz riesiger Ländereien gemacht. Dadurch besaßen sie ›altes Geld‹. Joe hatte schnell einsehen müssen, dass reich zu seinnur etwas brachte, wenn man altes Geld besaß. Neues Geld aus dem Verkauf von Klorollen zählte nicht.
Die vornehmen Jungs der St Cuthbert-Schule hatten Namen wie Nathaniel Septimus Ernst Bertram Lysander Tybalt Zacharias Edmund Alexander Humphrey Percy Quentin Tristan Augustus Bartholomäus Tarquin Imogen Sebastian Theodor Clarence Smythe.
Und das war nur einer. Der Name eines einzigen Jungen.
Auch die Fächer waren allesamt aberwitzig abgehoben.
So sah Joes Stundenplan aus:
Montag
Latein
Strohhut tragen
Königshaus-Kunde
Manieren
Springreiten
Gesellschaftstanz
Debattier-Club (›Nach Ansicht dieses Hauses ist es gewöhnlich, den untersten Knopf der Weste offen zu lassen.‹)
Häppchen essen
Krawatten binden
Stocherkahn fahren
Polo (dieser Sport mit Pferden und langen
Schlägern)
Dienstag
Altgriechisch
Krocket
Rebhuhnjagd
Bedienstete schlecht behandeln
Mandolinen-Unterricht, Stufe 3
Geschichte des Tweed-Stoffs
Nase hochhalten
Nach-dem-Opernbesuch-über-Obdachlosedrübersteigen-Training
Im Park wandeln
Mittwoch
Fuchsjagd
Blumen hübsch anordnen
Gespräche übers Wetter führen
Geschichte des Krickets
Geschichte des schottischen Schnürschuhs
Gesellschaftsspiele für herrschaftliche Anwesen
Modejournal blättern
Ballett-gut-find-Stunde
Zylinder polieren
Fechten
Donnerstag
Antike-Möbel-schön-find-Stunde
Reifenwechsel am Range Rover
Diskutieren, wer den reichsten Vater hat
Wettbewerb: Wer ist am besten mit Prinz Harry befreundet?
Arrogant reden lernen
Ruderclub
Debattier-Club (›Dieses Haus ist der Ansicht,
Muffins
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