Mein Blut für den Teufel
Er, der geglaubt hatte, die Ewigkeit zu erleben, spürte, dass sein schwarzmagisches Leben allmählich aus seinem Körper rann und wie Wasser im heißen Sand der Wüste versickerte.
Seine Stunde würde kommen, er spürte es genau, nur wusste er nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb. Einst hatte er über ein gewaltiges Reich geherrscht, war der König in einer schrecklichen Dimension gewesen, doch die Ereignisse hatten ihn einfach überrollt. Andere waren groß geworden und hatten ihn vergessen.
So vegetierte er dahin und spürte genau, dass sein dämonisches Leben allmählich verlöschte. Und wenn er nicht mehr war, dann brach auch sein Reich zusammen, das er bisher noch zusammengehalten hatte. Andere lauerten schon, sie waren gierig darauf, es zu übernehmen, aber noch steckte ein wenig von der alten Kraft in ihm. Irgendwann einmal wurde ihm bewusst, dass er noch leben wollte, und er raffte sich auf, um einen verzweifelten Plan zu schmieden.
Eingehüllt in den Netzen seiner gläsernen Spinnen lag er in der nicht messbaren Weite der Unendlichkeit und dachte darüber nach, wie er sein Leben verlängern konnte.
Es gab eine Möglichkeit!
Er brauchte Blut. Er musste es haben. Aber nicht irgendein Blut, sondern das eines Gerechten. Dieser Lebenssaft würde ihm die Kraft geben, weiterhin zu existieren, und er würde denen zu Dank verpflichtet sein, die ihm dabei halfen.
So hallte sein Schrei nach Hilfe durch die Unendlichkeit der Dimensionen, wurde gehört, aber seine Brüder reagierten kaum. Sie hatten längst festgestellt, dass er zu schwach war, und sie lauerten schon, um sein Reich unter sich aufzuteilen.
Noch pumpten die gläsernen Spinnen ihren Lebenssaft in seinen Körper und hielten den Dämon am Leben. Noch konnte er seinen Schrei wiederholt in die Weite hineinbrüllen, und es war einer da, der auf ihn reagierte.
Asmodis, auch der Teufel genannt!
Er erschien, tauchte in einer feurigen Lohe und laut lachend vor dem Sterbenden auf und weidete sich an dessen Qualen.
»Weshalb hast du mich gerufen, Elender?«
Der Dämon hob den Schädel. Früher, da hatte er wie rotes Glas ausgesehen, doch nun wirkte er spröde, vertrocknet und so, dass man Angst vor ihm haben konnte.
»Ich werde sterben, aber ich will es nicht.«
Asmodis lachte. Er blähte dabei sein Gesicht auf, so dass nur mehr seine dreieckige Fratze innerhalb des Feuerscheins zu sehen war. Der Körper verschwand einfach. »Das sagen viele. Wenn nicht die meisten. Sie wollen alle nicht sterben, aber deine Stunde ist nun mal gekommen. Du kannst dich nicht mehr regenerieren, auch deine gläsernen Spinnen schaffen es nicht. Ihr Blut ist zu alt…«
»Das weiß ich«, erwiderte der Sterbende mit schwacher Stimme. »Das weiß ich alles.«
»Und weshalb hast du mich gerufen? Wäre es nicht besser für dich gewesen, allein zu sterben, ohne die anderen mit hineinzuziehen. Wie mich, zum Beispiel?«
»Ich will nicht sterben«, erwiderte der Dämon im Netz.
»Das will keiner von uns.« Der Teufel lachte. »Ich bin ja unsterblich, im Gegensatz zu dir.«
»Aber auch du hast Feinde, Asmodis, ich weiß es. Die Zeiten haben sich geändert, andere Dämonen warten darauf, dich an die Kandare zu nehmen.«
Der Teufel wurde ärgerlich, wenn man ihn darauf ansprach. Er wusste selbst, dass seine Machtposition nicht mehr so stark war wie früher, und er fragte: »Was soll das alles, und was hat das mit dir und deinem Ableben zu tun?«
»Ich will nicht sterben.«
»Das hast du mir schon einmal gesagt. Du wiederholst dich.«
»Aber ich weiß, dass es eine Möglichkeit für mich gibt, dies zu verhindern«, erklärte der Dämon.
»Ach ja.« Der Teufel begann leise zu lachen. In seinen roten Augen tanzten Funken. »Welche denn?«
»Ich brauche Blut!«
Wieder amüsierte sich Asmodis köstlich. »Blut, das brauchen wir alle. Ich ebenfalls. Ich liebe es sogar, wie du dir vorstellen kannst. Blut ist etwas Besonderes…«
»Das weiß ich…«
Asmodis deutete auf die gläsernen Spinnen, in deren Innern eine Blutblase steckte, die den roten Lebenssaft abgab. »Das sind deine Blutspender, da hast du sie.«
»Ja, aber sie nützen nichts. Sie sind einfach zu verbraucht. Ihr Blut ist nicht mehr gut.«
»Dann hole dir anderes.«
»Bei meiner Schwäche?«
»Menschen sind noch schwächer.«
»Das stimmt, aber ich brauche das Blut eines bestimmten Menschen, weißt du.«
»So ist das also.« Die Stimme des Teufels wurde lauernd.
»Und dabei soll ich dir also helfen?«
»Du
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