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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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Farrow ein. »Sie heißt jetzt Audrey
Cutlass.« Auch sie schien stolz darauf zu sein. Sie hatte höchstens ein
Dutzend Worte gesprochen, und schon fing sie an zu nerven. Ich wandte mich ihr
zu.
    »Entschuldigen Sie die Frage«, sagte ich so höflich, wie
es nach vier Jahren Knast möglich ist. »Aber hatten wir schon das Vergnügen?«
    Sie lehnte sich zurück, strich mit einem resoluten Schwung
beider Hände über ihre Knie. Sie hatte hübsche Knie, auch hübsche Beine, und
sie achtete darauf, dass alles gut zu sehen war. Frauen machen so was mit
Männern im Gefängnis. Das ist ihre Art, sich zu revanchieren.
    »Ich bin ihre Rechtsberaterin«, sagte sie. »Unter anderem.«
Ihre Lippen versuchten ein Lächeln, überlegten es sich dann aber anders.
    Ich wandte mich wieder meiner Ex zu. »Lass mich raten. Du
willst die Scheidung rückgängig machen.«
    Audrey klopfte mit ihrem Ringfinger auf den Tisch. Es
steckte ein Ring dran, aber es war nicht meiner.
    »Ich muss dir was sagen.« Sie schluckte schwer. »Ich hab
morgen einen Termin bei Adam. Offiziell.«
    »Adam?«
    »Detective Inspector Rump.«
    »Ach der. Immer noch vernarrt in seine Fische, was?«
    Ziegen-Frau schnaubte, als hätte sie eine Distel in die
Nase bekommen. Sie musste irgendwas Juristisches sein, dachte ich. Sah Rump
wahrscheinlich jede Woche. Audrey tippte sich an die Stirn, wie immer, wenn sie
wütend war. Manche Dinge ändern sich nie.
    »Herrgott, Al, vier Jahre Knast und du jammerst noch immer
über Fische. Ich weiß es nicht. Erstaunlicherweise hat Rumps Privatleben für
mich nicht unbedingt oberste Priorität. Er ist jedenfalls noch immer bei der
Polizei in Dorchester, stocksauer, nach allem, was man so hört. Denkt, er hat
nicht die Beförderung bekommen, die er verdient.«
    Jetzt war es an mir zu schnauben. »Weil er keine verdient
hat, deshalb«, sagte ich. »Seinetwegen bin ich hier, mal abgesehen von dir.
Ist schon schlimm, wenn du für etwas verknackt wirst, was du auch wirklich
getan hast, aber es ist was völlig anderes, wenn... Gott, Audrey, du hast
vielleicht Nerven.« Mir versagte die Stimme. Ich konnte spüren, wie es in mir
hochkochte. Audrey hob eine Hand.
    »Genug davon. Ich werde die Sache in Ordnung bringen. Ich
hab vier Jahre Freiheit gehabt, unverdient, ich weiß, obwohl ich nicht so tun
kann, als hätte ich nicht jede einzelne Minute genossen.« Sie warf einen Blick
zur Seite. Die junge Farrow legte eine Hand auf Audreys Oberschenkel, drückte
ihn. Ich hatte das nur freitagabends gedurft, nach einer Sitzung in Mr Singh's
Curry House. Allerdings hatte ich mir auch nie die Nägel knallgrün-orange
lackiert.
    »Du meinst...«Ich konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.
Audrey hob das Gesicht und sah mich an. Sie hatte Tränen in den Augen. Miss
Farrow schob einen Finger in ihr Notizbuch.
    »Miss Cutlass ist bereit, ein volles Geständnis abzulegen;
die Autofahrt, der unglückliche Vorfall, der Unfalltod von Miss Grogan, wie
...« Sie stockte.
    »... wie ich die Leiche hab verschwinden lassen...«, fügte
Audrey hinzu. Ihre Begleiterin hob eine Hand.
    »Audrey, bitte.« Sie fuhr fort. »Wie sie die Aufmerksamkeit
auf Sie gelenkt hat, während ihre Zurechnungsfähigkeit unter dem Eindruck
dessen, was sie versehentlich getan hatte, stark eingeschränkt war.«
    »Versehentlich? Sie hat ihr den Kopf mit einem Stein zerschmettert.«
    »Es war ein fest stehender Stein, Mr Greenwood, ein Stein,
der zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Entscheidend ist...«
    »Entscheidend ist, dass sie sie getötet hat und nicht
ich.«
    »Entscheidend ist, dass Sie nach ihrem Geständnis, wenn
alles nach Plan läuft, in ungefähr zwei Monaten hier raus sein müssten, ohne
einen sichtbaren Fleck auf Ihrer weißen Weste.« Sie schniefte. »Eine
beachtliche Leistung, in Anbetracht Ihres Verhaltens in der Vergangenheit.«
    Sie lehnte sich zurück, trommelte mit den Fingern auf ihr
Notizbuch. Wenn ich ein Notizbuch gehabt hätte, hätte ich auch mit den Fingern
darauf getrommelt. Anlass gab es weiß Gott genug.
    Die Sache war nämlich die:
    Vor vier Jahren lebte ich in einem Fischerdorf im tiefsten
Dorset. Sehr malerisch, aber leider besiedelt von einem Haufen Hinterwäldler,
wie man ihn südlich von unserem Männerknast Wormwood Scrubs mieser kaum finden
kann. Ich betrieb das Taxiunternehmen im Ort. Es hatte Audreys Dad gehört, aber
als er starb, übernahm ich den Laden. Heiratete die Tochter, erbte das
Geschäft. Tja, damals schien das ganz sinnvoll.

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