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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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(Gentech-Pflanzen).
    Die wichtigste Frage ist also eine im Grunde sehr, sehr einfache: Wie ist es am ehesten möglich, die unaufhaltsamen Entwicklungen im Bereich Biotech/Gentechnik/synthetische Biologie so zu kanalisieren, dass viel Gutes, wenig Schlechtes und möglichst nichts Katastrophales dabei herauskommt?
    Wir sind zusammen über mehr als zwei Jahre in die Welt der Biohacker, Outlaw-Biologen, Vorstadtkrebsforscher und Küchengenetiker eingetaucht. Wir haben unsere eigene DNA beschaut, Hundekackeerbgut analysiert, Gift-Gene gehackt. Wir haben unzählige Do-it-yourself-Biologinnen und -Biologen getroffen, sie interviewt, mit ihnen im improvisierten Labor gewerkelt. Wir haben dabei immer versucht, trotzdem die nötige Distanz zu bewahren, um einen unverstellten Blick zu haben, haben uns mit Kritikern unterhalten, haben die Fachliteratur von Gentechnik bis Wissenschaftssoziologie gewälzt. Wir wollten nicht nur wissen, ob Biohacking wirklich funktioniert (Antwort: ja, das tut es, einigermaßen), sondern auch, was das dann bedeutet. Wir glauben nicht, nun die endgültige Antwort auf letztere Frage zu kennen. Zu ein paar Schlussfolgerungen sind wir aber gekommen.
    Der Tatsache, dass Methoden für die Genanalyse, Werkzeuge und Geräte der Biotechnologie und Bausteine für synthetische Biologie immer billiger, einfacher, verfügbarer werden, ist inzwischen nicht mehr zu entfliehen. Die Biotech-Uhr kann niemand zurückdrehen. Aus Angst vor möglichen Gefahren zu versuchen, jeglichem Laien den Umgang mit dieser Technologie zu verbieten, wäre nicht nur falsch und antidemokratisch, sondern auch aussichtslos. Vielleichtwäre es noch ein paar Jahre lang möglich, etwa den Zugang zu Genbausteinen zu erschweren. Doch die Techniken werden sich so entwickeln, dass man auch sie irgendwann im Garagenlabor wird herstellen können. Denkt man dies konsequent zu Ende, wären mittel- und langfristig nur eine extrem restriktive Regulation und Kontrolle geeignet, hier tatsächlich einen Effekt zu haben. Denn die Vereinfachung und Verbilligung der Techniken werden fortschreiten. Alles liefe auf einen Bio-Big-Brother-Staat hinaus, der im Grunde jede Küche, jedes Gewächshaus und jede Festplatte überwachen müsste.
    Eine solche Politik stünde auf einer Stufe mit dem Verbot unzähliger Bücher oder einer umfangreichen Zensur von Web-Inhalten, sie würde die Öffentlichkeit beinahe komplett von Informationen über einen der wichtigsten Forschungs- und Technologiebereiche ihrer Gegenwart abschneiden. Es gäbe „verbotenes“ Herrschaftswissen und eine zensierte Volksbildung. Es gäbe geheime Herrschaftstechnologie, die Gene manipuliert, neue Protein-Wirkstoffe in die Produktion schickt, künstliche Organismen erlaubt oder verbietet. Und die Frage, wer mit welcher Begründung Zugang zum Herrschaftswissen bekommt und wie man in diesem elitären Kreis dann Missbrauch verhindert, wäre damit noch ebenso wenig beantwortet wie jene, wie man kriminellen Zugriff von außen auf das geschützte Wissen überhaupt effektiv verhindern will. Wünschen wir uns Gentech-Eliten, die hinter verschlossenen Türen agieren? Und die der Öffentlichkeit nicht mitteilen, welche Erbgutsequenzen und deren Nutzung sie gerade abgenickt haben, die für uns über neue Kartoffelsorten, neue Therapien, neue Biotech-Sonnencremes entscheiden?
    Man kann diese Vision als allzu düsteres Szenario abtun. Tatsächlich aber sind nur zwei Zutaten nötig, um sie wahr werden zu lassen: eine Fortsetzung des biotechnologischen, biowissenschaftlichen Fortschrittes einerseits und eine extrem restriktive Bio- und Bio-Informationspolitik andererseits. Was die Folgen sein können, wenn eine Experten-Elite, die der breiten Öffentlichkeit die Kompetenz abspricht und mit Unterstützung gewählter Volksvertreter einen wichtigen Bereich des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems okkupiert, zeigt die 2008 ausgebrochene Finanzkrise.
    Allerdings ist auch die Befürchtung, dass billige, einfache Biotechnologie in den falschen, von einem inkompetenten oder böswilligen Gehirn kommandierten Händen, ziemlich unangenehme Folgen haben könnte, sicher nicht unbegründet. Haben wir also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera? Hätten wir die Geister, die wir jetzt nicht mehr loswerden, lieber gar nicht erst rufen sollen?
    In fast allen Artikeln, die in den vergangenen Jahren in den USA und hie und da auch anderswo zum Thema Biohacking erschienen sind, werden Parallelen zwischen frühen Hard- und

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