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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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da – wie bei einem verkümmerten Körperteil, der lange nicht benutzt worden war und sich plötzlich wie durch ein Wunder als kräftig erweist. Sie fragt sich, ob ihr gebrochener Arm vielleicht auch so problemlos heilen wird; ob ihr Körper vielleicht noch weitere Überraschungen für sie bereithält.
    »Sie sind der Yellow-Card-Assistent aus der Fabrik«, stellt sie fest. »Hock Seng, richtig? Anderson-sama hat mir erzählt, dass Sie geflüchtet sind, als die Weißhemden kamen.«
    Der alte Mann zuckt mit den Achseln. »Ich bin wieder zurückgekommen. «
    »Warum?«
    Er lächelt ein freudloses Lächeln. »Wir klammern uns an jedes Stückchen Treibgut, das uns bleibt.«
    Draußen grollt eine Explosion. Sie alle drehen sich nach dem Geräusch um.
    »Ich glaube, es hört auf«, murmelt das Mädchen. »Das war die Erste seit über einer Stunde.«
    Emiko vermutet, dass sie die beiden selbst mit gebrochenem Arm problemlos töten könnte, jetzt, da sie abgelenkt sind. Aber sie ist so müde. Und sie ist die ganze Gewalt leid. Sie hat genug von dem Blutvergießen. Jenseits des Balkons liegt die rauchende Stadt unter einem sich aufhellenden Himmel. Eine ganze Stadt wurde in Stücke gerissen, nur weil … Weswegen eigentlich? Wegen eines Aufziehmädchens, das sich nicht mit seiner Rolle abfinden wollte.
    Beschämt schließt Emiko die Augen. Fast kann sie Mizumi-sensei vor sich sehen, wie diese missbilligend die Stirn krauszieht. Sie ist überrascht, dass ihre Lehrerin immer noch
solche Macht über sie besitzt. Vielleicht wird sie sich niemals von ihr lösen können. Mizumi ist ein Teil von ihr, genau wie die elendige Porenstruktur. »Wollen Sie die Belohnung kassieren, die auf mich ausgesetzt ist?«, fragt sie. »Sie möchten eine Mörderin fangen und den Profit dafür einstreichen?«
    »Die Thai wollen dich um jeden Preis.«
    Das Türschloss klappert. Sie alle blicken auf, als Anderson-sama und noch ein anderer Gaijin durch die Wohnungstür stolpern. Obwohl die Gesichter der beiden Ausländer von blauen Flecken bedeckt sind, lächeln sie und sind bester Laune. Beide halten unvermittelt inne. Anderson-samas Blick schweift zwischen ihr und dem alten Mann hin und her; dann bleibt er an der Pistole hängen, die jetzt auf ihn gerichtet ist.
    »Hock Seng?«
    Der andere Gaijin weicht zurück und versteckt sich hinter Anderson-sama. »Was zum Teufel?«
    »Gute Frage.« Anderson-sama versucht, die Situation einzuschätzen.
    Ganz automatisch verbeugt sich das kleine Mädchen vor dem Gaijin. Emiko muss beinahe lächeln, als sie sich selbst in ihr wiedererkennt. Auch sie kennt den reflexartigen Drang, sich respektvoll zu verhalten.
    »Was haben Sie hier zu suchen, Hock Seng?«, fragt Anderson-sama.
    Hock Seng schenkt ihm ein schmales Lächeln. »Freuen Sie sich denn nicht, den Mörder des Somdet Chaopraya zu fassen?«
    Anderson-sama antwortet nicht, sondern blickt von Hock Seng zu Emiko und dann wieder zurück. »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragt er schließlich.
    Hock Seng zuckt mit den Schultern. »Immerhin war ich es, der diese Wohnung für Mr Yates gefunden hat. Ich habe ihm eigenhändig die Schlüssel übergeben.«

    Anderson-sama wiegt den Kopf hin und her. »Er war ein Dummkopf, nicht wahr?«
    Hock Seng neigt den Kopf.
    Emiko läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als ihr klar wird, dass diese Konfrontation nur zu ihren Ungunsten ausgehen kann. Sie ist hier die Einzige, die entbehrlich ist. Wenn sie schnell genug ist, könnte sie dem alten Mann die Waffe entwenden. Genau wie sie den trägen Leibwächtern die Pistolen abgenommen hat. Das würde wehtun, aber sie kann es schaffen. Der alte Mann ist ihr in keiner Hinsicht gewachsen.
    Der andere Gaijin schlüpft ohne ein weiteres Wort durch die Tür hinaus. Emiko ist überrascht, dass Anderson-sama sich nicht ebenso davonmacht. Stattdessen nähert er sich ihnen vorsichtig, mit erhobenen Händen und nach außen weisenden Handflächen. Eine seiner Hände ist verbunden. Seine Stimme klingt besänftigend.
    »Was wollen Sie, Hock Seng?«
    Hock Seng weicht zurück, um zwischen sich und dem Gaijin den Abstand zu wahren. »Gar nichts.« Hock Seng zuckt kaum merklich mit den Achseln. »Die Mörderin des Somdet Chaopraya ihrer gerechten Strafe zuführen. Das ist alles.«
    Anderson-sama lacht auf. »Ausgezeichnet.« Er dreht sich um und lässt sich vorsichtig auf der Couch nieder. Während er sich nach hinten lehnt, stöhnt er auf und zuckt zusammen. Dann lächelt er

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