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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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einfach in den Tod? Das wäre so viel einfacher.
    Sie späht in die dunkle Gasse unter sich. Darauf weiß sie keine Antwort. Der Überlebenstrieb ist tief in ihr verankert, so tief wie die zwanghafte Unterwürfigkeit. Sie hievt sich noch ein Mal auf das Geländer und sucht dort, so gut es eben mit einem schmerzenden Arm geht, ihr Gleichgewicht zu finden. Schließlich blickt sie nach oben und richtet ein Stoßgebet an Mizuko Jizo, den Aufziehbodhisattva, er möge Mitleid mit ihr haben.
    Sie springt und streckt eine Hand aus, um sich zu retten.

    Ihre Finger bekommen etwas zu fassen … dann rutschen sie ab.
    Emiko reißt die verletzte Hand nach oben und packt zu. Die Ellenbänder lösen sich vom Knochen. Als die Knochen auseinandergedrückt werden und dann ganz brechen, schreit sie laut auf. Schluchzend schnappt sie nach Luft und tastet mit der heilen Hand nach dem Geländer. Bekommt es zu fassen. Sie lässt den gebrochenen Arm sinken. Er baumelt schlaff an ihrer Seite.
    Emiko hängt an einer Hand hoch oben über der Straße. Ihr Arm steht in Flammen. Sie wimmert leise vor sich hin und bereitet sich innerlich auf die nächste Verletzung vor, die sie sich gleich zufügen wird. Mit einem abgehackten Schluchzer greift sie noch einmal mit dem schlimmen Arm nach. Die Hand schließt sich um das Geländer.
    Bitte. Bitte. Nur noch ein Stückchen.
    Sie verlagert das Gewicht. Glühende Schmerzen schießen ihren Arm hinauf. Ihr Atem kommt nur noch stoßweise. Sie hievt ein Bein nach oben, tastet mit dem Fuß umher, um etwas zu finden, an dem sie mit den Zehen Halt finden kann. Dann endlich kann sie sich hinter einem Eisenstab festhaken. Mit zusammengebissenen Zähnen zieht sie sich hoch. Sie schluchzt, aber sie lässt nicht los.
    Nur noch ein kleines Stück.
    Der Lauf einer Federpistole bohrt sich ihr in die Stirn.
    Emiko öffnet die Augen. Ein junges Mädchen hält mit zitternden Händen die Waffe umklammert. Sie sieht Emiko zu Tode erschrocken an. »Sie hatten Recht«, flüstert sie.
    Hinter ihr steht ein alter Chinese, das Gesicht im Dunkel verborgen. Sie spähen über das Geländer in den Abgrund zu Emiko, die sich schaukelnd festkrallt. Ihre Hände beginnen abzurutschen. Der Schmerz ist kaum noch zu ertragen.
    »Bitte«, flüstert Emiko. »Helfen Sie mir.«

45
    Die Gaslichter in Akkarats Kommandozentrale beginnen zu flackern, dann gehen sie ganz aus. In der plötzlichen Dunkelheit richtet sich Anderson überrascht auf. Eine Zeit lang hatte es nur noch vereinzelt Kampfhandlungen gegeben; trotzdem bietet sich in der ganzen Stadt das gleiche Bild: Krung Theps Gaslampen flackern ein letztes Mal und erlöschen dann. Entlang der Verkehrsstraßen verschwinden sämtliche grünen Lichtpunkte, einer nach dem anderen. In den wenigen Konfliktzonen lodern immer noch die gelben und orangen WeatherAll-Feuer, aber jegliches Grün ist aus der Stadt verschwunden. Ein schwarzes Laken scheint über sie gebreitet, fast so vollkommen wie der Ozean hinter dem Damm.
    »Was geht da vor sich?«, fragt Anderson.
    Das trübe Schimmern der Computermonitore ist das einzige Licht im Raum. Akkarat kommt vom Balkon zurück in das Zimmer. Die Einsatzzentrale surrt vor Geschäftigkeit. Handbetriebene Notfall-LED-Laternen gehen an und verbreiten Helligkeit, so dass er das Lächeln auf Akkarats Gesicht erkennen kann. »Wir haben das Methanwerk eingenommen«, sagt er. »Jetzt gehört das Land uns.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »Sowohl die Ankerplätze als auch die Hafenanlagen sind in unserer Gewalt. Die Weißhemden ergeben sich. Wir haben eine Nachricht von ihrem leitenden Offizier erhalten. Sie werden die Waffen niederlegen und bedingungslos kapitulieren. Die Neuigkeit wird bereits über ihre verschlüsselten Sendefrequenzen verbreitet. Einige von ihnen werden wahrscheinlich trotzdem weiterkämpfen, aber uns gehört jetzt die Stadt.«

    Anderson reibt sich die gebrochenen Rippen. »Heißt das, wir können gehen?«
    Akkarat nickt. »Selbstverständlich. Ich werde gleich einige Männer abbeordern, die Sie nach Hause eskortieren. Es wird aber noch ein wenig dauern, bis wieder Ruhe auf den Straßen eingekehrt ist.« Er lächelt erneut. »Ich denke, Sie werden mit dem neuen Management unseres Königreiches mehr als zufrieden sein.«
    Einige Stunden später werden sie in einen Fahrstuhl geleitet.
    Sie steigen im Erdgeschoss aus. Akkarats Privatlimousine erwartet sie bereits.
    Allmählich wird der Himmel heller.
    Als sie gerade einsteigen wollen, hält Carlyle kurz

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