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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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unwahrscheinlich, dass sie lange überleben wird. Nicht in diesem Klima. Nicht unter diesen Menschen. Vielleicht war es diese Verletzlichkeit, die ihm naheging, ihre vorgetäuschte Stärke, obwohl sie rein gar nichts hat. Wie sie um ihren Stolz gerungen hat, sogar noch, als sie auf Raleighs Befehl hin ihren Rock hochschob.

    Hast du ihr deshalb von den Dörfern erzählt? Weil sie dir leidtat? Und nicht etwa, weil sich ihre Haut so weich anfühlt wie eine Mango? Und du kaum atmen konntest, als du sie berührtest?
    Er zieht eine Grimasse und wendet seine Aufmerksamkeit wieder den aufgeschlagenen Büchern zu, seinem eigentlichen Problem – der offenen Frage, wegen der er an Bord von Klippern und Luftschiffen um die halbe Welt gereist ist: Gi Bu Sen. Das Aufziehmädchen hat Gi Bu Sen gesagt.
    Anderson kramt in seinen Büchern und Papieren, zieht eine Fotografie hervor. Ein fetter Mann, der auf einer von AgriGen gesponserten Konferenz über die Mutationen der Rostwelke mit anderen Wissenschaftlern aus dem Midwest zusammensitzt. Er hat den Blick von der Kamera abgewandt, wirkt gelangweilt; die dicken Hautfalten an seinem Hals sind nicht zu übersehen.
    Bist du noch immer so fett?, fragt sich Anderson. Verköstigen die Thai dich genauso gut wie wir?
    Es gab nur drei Möglichkeiten: Bowman, Gibbons und Chaudhuri. Bowman, der verschwunden ist, unmittelbar bevor das SoyPRO-Monopol gebrochen wurde. Chaudhuri, der aus einem Luftschiff ausgestiegen und in den indischen Ländereien verschwunden ist, entweder entführt oder geflohen oder tot. Und Gibbons. Gi Bu Sen. Der Klügste von allen und derjenige, der mit der größten Wahrscheinlichkeit nicht dahintersteckt. Schließlich ist er tot! Seine Kinder haben seine Leiche aus der Asche seines Hauses gezogen … und sie einäschern lassen, bevor der Konzern eine Autopsie durchführen konnte. Aber tot ist er. Als die Kinder an Lügendetektoren angeschlossen und unter Drogen befragt wurden, sagten sie immer nur, ihr Vater hätte darauf bestanden, dass an ihm keine Autopsie vorgenommen werden dürfe. Dass er den Gedanken nicht ertragen könne, sein Leichnam würde aufgeschlitzt und mit Konservierungsmitteln vollgepumpt.
Aber die DNA stimmte überein. Er war es. Davon waren alle überzeugt.
    Allerdings kommen einem leicht Zweifel, wenn von der vorgeblichen Leiche des besten Genfledderers der Welt nicht mehr gefunden wird als ein paar Splitter seines Erbguts.
    Anderson blättert weiter in seinen Unterlagen — er sucht nach dem Bericht über die letzten Tage des Kalorienfängers, die auf dem basieren, was die Abhörgeräte in seinen Laboren lieferten. Nichts. Kein einziger Hinweis auf seine Pläne. Und dann war er tot. Und sie sahen sich gezwungen, das zu glauben.
    Immerhin wäre das eine Erklärung für die Ngaw. Und auch für die Nachtschattengewächse. Gibbons stellte immer gerne sein Können zur Schau. Seine Geltungssucht war legendär. Alle seine Kollegen sagten das. Eine vollständige Samenbank als Spielzeug, das wäre ganz nach Gibbons’ Geschmack. Eine ganze Gattung wiederaufleben zu lassen – und sie auch noch um die lokalen Schätze zu bereichern! Ngaw. Zumindest geht Anderson davon aus, dass die Frucht einheimisch ist. Aber wer weiß? Vielleicht ist sie auch eine völlig neue Schöpfung? Etwas, das gänzlich Gibbons’ Geist entsprungen ist, so wie Eva aus Adams Rippe geschaffen wurde.
    Anderson blättert müßig in den Büchern und Aufzeichnungen. Nirgendwo wird die Ngaw erwähnt. Alles, was er hat, ist das thailändische Wort und ihre einzigartige Gestalt. Er weiß nicht einmal, ob Ngaw die traditionelle Bezeichnung für die rot-grüne Frucht ist oder ein neuer Name. Er hatte gehofft, dass Raleigh sich würde selbst an etwas erinnern können, aber der Mann ist alt und von Opium ganz benebelt – falls er einmal ein Angrit- Wort für die historische Frucht wusste, hat er es jetzt vergessen. Jedenfalls gibt es keine einleuchtende Übersetzung. Bevor Des Moines die Proben untersuchen kann, wird mindestens ein Monat vergehen. Und ob sie in
ihren Verzeichnissen fündig werden, ist ebenso wenig sicher. Wenn die Frucht in ausreichendem Maß verändert wurde, gibt es keine schnelle Methode, um die DNA zu bestimmen.
    Eines ist gewiss: Die Ngaw ist neu. Keiner der Fahnder hat in den vor einem Jahr durchgeführten Ökosystem-Inventuren etwas Derartiges beschrieben. Die Ngaw tauchte aus dem Nichts auf. Als hätte der Boden des Königreichs einfach beschlossen, der Vergangenheit neues

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