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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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und schmeckte nach Asche mit Brunnenwasser. Er hatte zwei Tassen leer getrunken, als Li endlich auf dem Schirm erschien, mit derangierter Konzernuniform und schweißnassen Achseln. Lis Haut war klassisch dunkel, während die von Degrandpre klassisch hell war; beide Männer hätten auf der Erde als einigermaßen gut aussehend gegolten, allerdings nicht in den Kuiper-Siedlungen, wo man als Hautfarbe eine Art Muwallad- Braun ( * muwallad [arab.] = die Adoptierten [Mischblütigen])favorisierte.
    Li sagte ohne Umschweife: »Ich wünsche die volle Evakuierung der Meeresstation.«
    Degrandpre blinzelte. »Sie wissen, Sie haben nicht die Autorität…«
    »Manager, es tut mir Leid, aber jede Minute zählt. Was auch immer Kapsel Sechs zerstört hat, es hat erst die Männer befallen, dann die Elektrik und dann die Struktur der Kapsel – und das alles in weniger als einer Stunde. Ich möchte nicht noch mehr Leute verlieren.«
    »Unsere Telemetrie sagt, das Problem blieb bei Kapsel Sechs. Wenn Sie irgendeinen Beweis für das Gegenteil haben, würde ich ihn gerne kennen lernen.«
    »Mit allem Respekt, beweisen kann ich überhaupt nichts! Fest steht, dass eins von meinen Laboratorien am Meeresgrund liegt und zwei von meinen Leuten tot sind. Zur fraglichen Zeit befand sich bakterielle Plaque in ihrer Glove-Box. Ich habe keine Ahnung, ob das mit dem Problem zu tun hat oder nicht, aber wir haben ähnliche Organismen in fast jeder Glove-Box. Wenn die Gefahr von dieser Plaque…«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Eben, und genau deshalb…«
    »Sie schlagen also vor, wegen eines Unfalls und Ihrer Vermutung eine ungeheuer kostbare Ressource aufzugeben?«
    »Wir können die Station jederzeit wieder in Betrieb nehmen.«
    »Mit einem enormen Aufwand an Ressourcen und Arbeitsstunden.«
    »Manager… wollen Sie wirklich dieses Risiko eingehen?«
    Der Mistkerl versucht den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Degrandpre hörte ihn schon vor der Untersuchungskommission aussagen: Obwohl ich mit unmissverständlichen Worten um eine Evakuierung ersucht habe…
    »Geben Sie mir jede abgesicherte Information, die sie zufällig haben, Dr. Li, und wir werden sie berücksichtigen.«
    Li biss sich auf die Lippe, hütete sich aber zu insistieren. »Wenn Sie sich unsere Telemetrie ansehen, wissen Sie genauso viel wie ich. Heute Morgen ereignete sich irgendetwas Schlimmes in der Kapsel. Kein Lebenszeichen von der Crew, nur die Alarmsirene. Ich ließ die Schotts dichtmachen. Kurz darauf fielen aus ungeklärten Gründen die Lebenserhaltungssysteme und die gesamte Elektrik der Kapsel aus. Eine Stunde später verlor die Hülle ihre Stabilität und gab dem Außendruck nach. Mehr wissen wir nicht.«
    »Konnten Sie irgendwelche Wrackteile bergen?«
    »Wir haben weder die Roboter noch die Tauchermonturen, um Wrackteile zu bergen.«
    »Verstehe. Sie lassen den Shuttle für die Evakuierung vorbereiten, warten aber auf meine Order. Inzwischen versuchen Sie, irgendetwas Beweiskräftiges zu finden, das zufällig an der Oberfläche treibt. Alles bleibt unter Quarantäne, bis auf die Archivproben für die Glove-Boxen.«
    »Nehmen Sie zu Protokoll, dass ich dringend dazu rate, die Station auf der Stelle zu evakuieren und alle Nachforschungen ferngesteuert durchzuführen.«
    »Verstanden. Danke für Ihre Meinung. Und tun Sie bitte, was ich sage.«
    Er überließ die Verbindung einem Untergebenen.
     
    *
     
    Nachdem der Vorfall aktenkundig und alles Notwendige veranlasst war – und in Ermangelung eines weiteren Alarms –, ließ Degrandpre sich von seinem Assistenten vertreten und gab Anweisung, ihn zu rufen, falls die Lage sich verschlechtere.
    Die Uhr sagte, dass er seit nahezu vier Stunden nichts mehr gegessen hatte – der Grund, warum auch alle anderen in der Leitstelle nichts gegessen hatten. Er veranlasste einen Schichtwechsel und ließ jedem, der noch Dienst tat, eine Mahlzeit bringen, von Robotern, versteht sich.
    Dann ging er in die Robotkantine, wo er Corbus Nefford antraf, der versonnen dasaß und geschmorte Paprikaschoten auf Basmati-Reis verspeiste. Die Gärten gaben ein paar Gewürze her und die IOS biosynthetisierte noch ein paar dazu, doch Neffords Teller roch auffallend nach frischem Knoblauch und Basilikum.
    Der Arzt betrachtete ihn mit unverhohlenem Vergnügen. »Sie leisten mir Gesellschaft, Manager?«
    Müde, wie er war, ließ Degrandpre sich auf einem freien Stuhl gegenüber Nefford nieder. »Ich nehme an, Sie haben davon gehört.«
    »Von dem

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