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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zwischenfall in der Meeresstation? Ein bisschen.«
    »Weil ich nämlich nicht darüber reden möchte.«
    »Die Sache ist ausgestanden?«
    »Ja.« War das Wunschdenken? »Die Sache ist ausgestanden.«
    »Zwei Tote?«
    »Scheint, als wären sie genauso gut informiert wie ich. Nun reden Sie von was anderem, Corbus, oder Sie halten den Mund und lassen mich essen.« Der Robotkellner wartete. Degrandpre war hungrig, verlangte aber etwas Leichtes – einen Salat mit Proteinstreifen.
    Der Zurechtgewiesene schwieg kurz, ehe ihm ein neues Thema einfiel: »Es gibt frische Turing-Generatoren von der Erde, wie man hört.«
    »Wenn wir Sie nicht hätten, Corbus. Wusste gar nicht, dass Sie auch an technischen Prozessen interessiert sind.«
    »Nur, soweit sie meine Zukunft beeinflussen, Manager. Vielleicht noch die Ihre.«
    »Neue Turing-Generatoren? Ich kann mich nicht erinnern, einer Umstellung zugestimmt zu haben… oder handelt es sich um die Algorithmen vom nächsten Jahr?«
    »Nagelneue Generatoren, wie es scheint, laut Technik mit Dringlichkeitsstufe Eins markiert.«
    »Wir haben alle Hände voll zu tun, um die Wartungsprogramme einzuhalten. Wir werden unsere Quoten anpassen müssen, es sei denn, das ist eine Festschreibung.«
    »Wenn es nach Devices & Personnel geht, dann sollen unsere Turing-Fabriken Teile für ein Planeteninterferometer herstellen.«
    »Unfug. Die haben diese Idee vor Jahren in die Welt gesetzt. Naja, irgendwann wird, muss es dazu kommen… Vermessen der lokalen Sterne, vielleicht sogar Higgs-Transfers von hier nach Irgendwo… aber nicht in absehbarer Zukunft.« Ein isisches Interferometer wäre in der Lage, Welten abzubilden, die ein terrestrisches gar nicht entdecken könnte. Aber das alles war Theorie und das würde wahrscheinlich noch lange so bleiben. Weder das Kartell noch die Familien hatten eine rasche galaktische Expansion im Sinn. Die einzigen Stimmen, die einer Beschleunigung das Wort redeten – mit allen fiskalischen Opfern, die damit verbunden waren – gehörten Dissidenten bei Devices & Personnel.
    Es sei denn…
    … Devices & Personnel waren inzwischen so mächtig, dass sie neue Turing-Generatoren verlangen konnten. Würde der Konzern, würde das Kartell wirklich die Hände in den Schoß legen und dabei zusehen?
    Er war zu lange nicht mehr auf der Erde gewesen, um das beurteilen zu können.
    »Manager?«
    Nefford sabberte fast, so sehr wartete er auf eine Reaktion. Degrandpre wollte ihm den Gefallen nicht hin. »Tut mir Leid, Corbus. Ich musste gerade an etwas anderes denken.«
    Die Miene des Arztes entgleiste.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Degrandpre und stand auf.
    »Und was ist mit Ihrem Salat, Manager?«
    »Soll mir aufs Quartier gebracht werden.«
     
    *
     
    Acht Stunden später war noch keine neue Entwicklung eingetreten. Sogar Freeman Li war ruhiger geworden und verlangte keine sofortige Evakuierung mehr, drängte aber auf einen ›Plan für alle Fälle‹ – was durchaus vernünftig war. Degrandpre war einverstanden, die Shuttles startbereit zu halten, befahl eine umgehende Untersuchung und ordnete die Kuiper-Frau Elam Mather von Yambuku zum maritimen Außenposten ab, um den Prozess zu beaufsichtigen. Auf ihre Art war sie eine kompetente Kraft und brachte als Pionier-Wissenschaftlerin alles mit, was man zur Überwachung vor allem der Quarantäne- und Isolationsmaßnahmen brauchte.
    Nach einer ausgedehnten Sitzung, in der er die Abteilungsleiter instruiert hatte, kehrte er in seine Kabine zurück, um einen ganzen Stapel Post von der Erde durchzusehen. Und, ja, Corbus Nefford hatte Recht; da war eine Anweisung, die weitreichende, neue Protokolle für die Turing-Fabriken aufführte und wertvolles Rohmaterial für das Projekt eines gewaltigen Falschfarbeninterferometers abzweigte. Devices & Personnel wollte noch vor Ablauf der Dekade die Inbetriebnahme eines Planetenabbilders und dazu eine ganze Armada von Sekundärsonden, um kleine Asteroiden und Kuiper-Objekte zu identifizieren, die sich eventuell als Higgs-Katapulte eignen könnten. Irrsinn! Doch das Kartell spielte mit und Degrandpre waren die Hände gebunden; der Verlust des Unterwasserlabors verunzierte bereits seine Personalakte.
    Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er Freude an diesem Machtpoker gehabt. Da hatte er sich solchen Dingen noch gewachsen gefühlt. Doch die Kräfte, die hier am Werk zu sein schienen, waren gewaltig, unpersönlich, hegelianisch. Er würde zerquetscht werden oder nicht; er war nicht Herr der

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