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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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Reflex.«
    Miriam sah ihn wütend an. »Zum Glück musst du ja nicht bei so einer wohnen, die vor dir rumwackelt.«
    »Hatte ich auch nicht mehr vor.«
    Sie nahm Ralf das leere Glas aus der Hand und ging damit in die Küche. Von dort sagte sie: »Wenn du deinen Rückflug vorverlegen willst - das nächste Reisebüro ist gleich um die Ecke.«

    So was hatte Kristine noch nicht erlebt. Natürlich wollte sie das Kleid selbst bezahlen, obwohl es, na ja, nicht ganz billig war. Aber Helge hatte darauf bestanden und gesagt, sie könne ihm doch hinterher einen Kaffee spendieren, damit wären sie quitt. Okay, hatte sie gemacht. Und dennoch war Helge ihr wie ein Hündchen hinterher und wollte sie unbedingt noch ins Aquarium einladen. Unter der Bedingung, dass er sie danach in Frieden lässt, hatte sie schließlich angenommen.
    Aber davon schien er jetzt nichts mehr zu wissen: »Warum denn? Wo es gerade so nett ist.«
    Nett? Während sie die Haifischbecken angesehen hatten, dachte Kristine ständig daran, ihn an die größeren Exemplare zu verfüttern, eine halbe Minute Fressrausch und das Thema wäre erledigt. Leider sahen die Haie pappsatt aus.
    »Sag mir wenigstens, wo du heute noch hinwillst.«
    »Zur Oper. Da warst du schon.«
    »Macht mir nichts aus, ich kann dich ein bisschen rumführen. Zu zweit macht es doch viel mehr Spaß.«
    »Hör mal, Helge, hat dir noch niemand gesagt, dass man Frauen nicht nachläuft, wenn man Erfolg haben will?«
    Er machte ein zweifelndes Gesicht. »Echt?«
    »Du musst sie kommen lassen. Also verdirb nicht unser keimendes Glück, okay?«
    »Na ja, wenn du meinst - hab ich wirklich Chancen?« Kristine stöhnte innerlich - wie konnte ein Mensch allein so beknackt sein.
    »Wenn wir uns wiedersehen, weißt du mehr.«
    »Klar - morgen, beim Volleyball?«
    »Vielleicht.«
    »Also gut. Ich weiß, wir werden uns wiedersehen.«
    Er zwinkerte ihr zum Abschied zu.

6.
    Als Ralf ging, sah er sich kurz um, ob Miriam in der Nähe war. Vielleicht hatte sie das mit dem Rausschmiss nicht so gemeint, und wenn sie wollte, würde er sich auch entschuldigen. »Rumwackeln« war tatsächlich nicht nett gewesen, hätte er auch nie gesagt, wenn sie nicht zuvor das über Kristine... Er spähte nochmals in die Wohnung, aber Miriam war nicht zu sehen. Nun gut, sobald er zurück war, konnte er das mit der Entschuldigung nachholen, den Rucksack hatte er vorsichtshalber dagelassen.
    Leise schloss er die Tür hinter sich und schlich die Straße entlang. Trotz Schneckentempos stand er in null Komma nichts vor dem bescheuerten Reisebüro und überlegte, was er jetzt tun sollte. Es hatte noch drei Stunden geöffnet, also verlegte Ralf die Entscheidung auf später und ging spazieren.

    Irgendwann hatte er aufgegeben, sich den Rückweg zu merken. Links und rechts wurde es zunehmend asiatisch, fernöstliche Schriftzeichen häuften sich. In kleinen Läden gab es alle Arten von Gemüse, rund und prall oder kartoffelig schrumplig. Platte dunkelgrün-grau-schwarze Riesenkrabben warfen Blasen aus dem Mund, die Scheren mit Gummibändern fixiert. Silbrig glänzende Fische, hunderte Dosen Kokosmilch, eingelegtes Obst und Champignons, Holzkörbe zum Dämpfen und Enten, fetttriefende, mit knallroter Marinade bepinselte Körper, an Haken baumelnd.
    Ralf blieb stehen, bis eine etwa 50-jährige mandeläugige Frau mit großer weißer Schürze näher kam und auf ihn einzureden begann. Er verstand kein Wort, konnte nicht mal sagen, ob sie Englisch sprach, aber offenbar stand er im Weg. Während Ralf weiterging, fiel ihm auf: Sich selbst zu verstehen, war auch nicht leicht. Erstens war es schwachsinnig gewesen, mal eben auf gut Glück nach Australien zu fliegen. Zweitens hätte er sofort etwas unternehmen müssen, als Kristine nicht da war, und drittens war es mega-dämlich, mit dem einzigen Menschen, den er hier kannte, Streit anzuzetteln.
    Neben einem Kebab-Stand sah Ralf eine Werbetafel mit sieben nackten Männern, die ihr bestes Stück mit kleinen Plastikflaschen bedeckt hielten. Darüber stand: »Schützen Sie Ihr größtes Organ!« Bis ihm der Sinn klar wurde, vergingen ein paar Sekunden. Die Haut war gemeint, es war eine Sonnenmilchwerbung, wegen des Ozonlochs - nicht schlecht. Nach dem Betriebswirtschaftsstudium wollte Ralf in die Marketingbranche. Da waren seine Qualitäten gefragt, fand er: Menschenkenntnis und die Fähigkeit zu knallharten Entscheidungen. Die nächste war beispielsweise schon gefallen: Was zu essen musste her.
    Der Typ

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