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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    »Was willst du denn noch hier,
Johnny«, fragte die Blondine ungeduldig, als sie mir die Tür öffnete. »Hast du
wieder mal deinen Schlüssel vergessen ?«
    Aber dann sah sie auf, und was
sie mir noch an Freundlichkeiten hatte an den Kopf werfen wollen, blieb in der
Luft hängen. So bot sie einen nicht eben geistreichen, aber dem Auge
wohlgefälligen Anblick. Geist ist bei hübschen Puppen sowieso meist störend.
    Ihr seidiges, blondes Haar war
kurz geschnitten. Die schrägen Ponys fielen ihr bis über die linke Augenbraue.
Sie trug ein cremefarbenes Jackenkleid aus dünner Seide, an den strategisch
wichtigen Stellen erfreulich knapp geschnitten. Der helle Stoff war mit einem
abstrakten, blauen Muster bedruckt.
    »Haben Sie was verloren ?« fragte sie kalt. »Oder sind Sie vielleicht der neue
Sachbearbeiter im Statistischen Bundesamt, der die Idealmaße der amerikanischen
Frau ermitteln soll ?«
    »Ich bin Danny Boyd«, erklärte
ich, »vom Detektivbüro Boyd, New York .«
    Ich drehte meinen Kopf einen
Viertelzentimeter, um sie in den vollen Genuß meines linken Profils kommen zu
lassen, das — wie ich hier einmal in aller Bescheidenheit feststellen muß — in
seiner Art nicht seinesgleichen hat und jedes normale weibliche Wesen auf den
ersten Blick in atemloses Entzücken versetzt. Mein Pech ist es, daß ausgerechnet mir so auffallend viele unnormale weibliche
Wesen über den Weg laufen. Auch die Blondine schien zu diesen unerfreulichen
Ausnahmen zu gehören. Sie machte ein gelangweiltes Gesicht.
    »Danny Boyd«, wiederholte sie
langsam. Aus ihrem hübschen Mund hörten sich die beiden Wörter an wie der Name
eines besonders widerlichen Insektenvertilgungsmittels. »Kenn' ich nicht«,
entschied sie.
    »Dann werden Sie mich bald
kennenlernen, mein Schatz«, sagte ich freundlich. »Ihr lieber Onkel und Vormund
vermißt Sie bitterlich. Er möchte, daß Sie wieder in sein trautes Heim
zurückkehren und hat mich beauftragt, Sie heil und gesund in seinen liebenden
Armen abzuliefern .« Das klang etwas anders, als ich es
eigentlich gemeint hatte. »Die liebenden Arme meinte er natürlich nur
platonisch, wie sich das für einen braven Onkel gehört. Wir verstehen uns,
nicht wahr ?«
    Sie sah kurz über meine
Schulter, dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Komisch«, sagte sie fast
abwesend, »ich sehe ihn noch gar nicht .«
    »Wen?«
    »Den Herrn, der Ihnen die
Zwangsjacke nachbringt. Sie sind doch bestimmt geradewegs dem Irrenhaus
entsprungen !«
    »Jetzt Schluß mit dem Unsinn«,
forderte ich energisch. »Sie sind Linda Morgan, nicht wahr ?«
    »Natürlich nicht«, blaffte sie
mich an und trat schnell einen Schritt zurück, die Hand auf der Türklinke.
    »Na gut«, seufzte ich. »Wenn
Sie wollen, kann ich Sie auch Joan Morton nennen. Unter diesem Namen wohnen Sie
doch hier, stimmt’s ?«
    »Wie heißen Sie doch gleich ?« fragte sie wieder.
    »Danny Boyd.« Mein Ziel, die
reiche Nichte Linda zu finden, war erreicht. Es lohnte sich also, ausnahmsweise
mal Geduld zu üben. »Von Ihrem Onkel — Tyler Morgan — habe ich den Auftrag
erhalten, Sie nach New York zurückzubringen. Zum drittenmal setze ich Ihnen das aber nicht auseinander !«
    Sie war flink, aber in der
letzten Sekunde gelang es mir, meinen Fuß in den Türspalt zu schieben. Dann
half ich mit der Schulter nach — die Tür öffnete sich sehr plötzlich, und meine
blonde Schöne wurde unsanft in die Wohnung hineingeschleudert.
    »Tja, auf meine Reflexe kann
ich stolz sein«, erklärte ich und trat ein. »Mein Beruf bringt es mit sich, daß
ich auf die Sekunde voraussagen kann, wann eine Puppe endgültig >nein<
sagt. Dazu darf man es nie kommen lassen. Meinen Sie, ich verdiene mein Geld im
Schlaf ?«
    Der dünne Seidenstoff straffte
sich. »Machen Sie, daß Sie rauskommen«, preßte sie zwischen den Zähnen hervor.
»Oder ich schrei’ das ganze Haus zusammen .«
    »Hören Sie doch auf mit dem
Theater, Linda«, sagte ich ungeduldig und schloß die Tür. »Ihr Onkel hat mir
gutes Geld bezahlt, damit ich Sie nach New York zurückbringe. Weshalb Sie davongelaufen
sind, weiß er nicht, aber er hat versprochen, Sie von jetzt ab wie ein rohes Ei
zu behandeln, wenn Sie gesteigerten Wert darauf legen .«
    In ihren Augen stand Angst, und
die war echt. Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich. Denn ein solches Gefühl paßte
nicht zu einer Puppe, die sozusagen mit einem silbernen Frachter in der Wiege
zur Welt gekommen ist. Tyler Morgan war ein großes Tier

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