Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
vorhatte. Aber darüber hinaus wusste ich nichts. Ich hatte mein wild schlagendes Herz gespürt, seit wir den Delphic verlassen hatten, hatte mich gefragt, wo Patch war und was geschehen war, nachdem ich ohnmächtig geworden war.
Wir stiegen aus dem Wagen, und Detective Basso begleitete mich zur Tür.
»Nochmals herzlichen Dank«, sagte ich zu ihm. »Für alles.«
»Ruf an, wenn du mich brauchst.«
Drinnen machte ich als Erstes Licht an. Im Badezimmer schälte ich mich aus meinen Kleidern, wobei ich nur langsam vorankam, weil mein linker Arm dick einbandagiert war. Der Geruch nach Angst und Panik hing noch frisch in meinen Kleidern, und ich ließ sie in einem Haufen auf dem Boden zurück. Nachdem ich meine Verbände in Plastik gewickelt hatte, stieg ich in den Wasserstrahl der Dusche.
Während das heiße Wasser auf mich herunterprasselte, spielten sich in meinem Geist noch einmal die Szenen ab, die heute Abend geschehen waren. Ich tat, als könnte das Wasser alles abwaschen, als könnte es alles, was ich durchgemacht hatte, den Abfluss hinunterspülen. Es war vorbei. Alles. Aber es gab da etwas, das ich nicht wegwaschen konnte. Die Schwarze Hand.
Wenn Patch nicht die Schwarze Hand war, wer dann? Und wie konnte Rixon, ein gefallener Engel, so viel über ihn wissen?
Zwanzig Minuten später trocknete ich mich ab und sah nach, ob Nachrichten auf dem Anrufbeantworter waren. Ein
Anruf von Enzo’s, eine Nachfrage, ob ich heute Abend eine Schicht übernehmen könnte. Ein wütender Anruf von Vee, die wissen wollte, wo ich war. Die Polizei hatte sie von dem Parkplatz gewiesen und den Vergnügungspark geschlossen – aber nicht bevor sie ihr beteuert hatten, dass ich in Sicherheit sei und ob sie bitte nach Hause fahren und dort bleiben könnte. Sie beendete den Anruf mit dem Ausruf: »Wenn ich jetzt die Action verpasst habe, dann bin ich echt mordsmäßig sauer!«
Die dritte Nachricht stammte von einem unbekannten Anrufer, aber ich erkannte Scotts Stimme in dem Moment, in dem er anfing zu sprechen. »Wenn du der Polizei von dieser Nachricht erzählst, bin ich schon lange weg, bevor sie mir nachspüren können. Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass es mir leid tut.« Er hielt inne, und ich hörte, wie sich ein Lächeln in seine Stimme schlich. »Weil ich weiß, dass du krank bist vor Sorge um mich, dachte ich, ich sollte dir sagen, dass ich heile und blitzartig wieder so gut wie neu sein werde. Danke für den Tipp, was meine, äh, Gesundheit betrifft.«
Ein winziges Lächeln stieg in mir auf, und das Gewicht des Unbekannten hob sich. Scott war also doch okay.
»Es war schön, dich kennenzulernen, Nora Grey. Wer weiß, vielleicht ist es ja doch nicht das letzte Mal, dass du von mir hörst. Vielleicht sehen wir uns in der Zukunft mal wieder. « Noch eine Pause. »Noch eins. Ich habe den Mustang verkauft. Er ist zu auffällig. Reg dich nicht auf, aber ich habe dir von dem Extrageld was Kleines gekauft. Ich hatte gehört, dass du einen Volkswagen im Auge hast. Der Besitzer bringt ihn dir morgen. Ich habe ihm noch eine Tankfüllung bezahlt, also sieh nach, ob er sein Versprechen auch hält.«
Die Nachricht endete, aber ich starrte immer noch auf das Telefon. Der Volkswagen? Für mich? Ich war benommen vor Freude und verdutzt vor Überraschung. Ein Auto. Scott
hatte mir ein Auto gekauft! Um ihm auch einen Gefallen zu tun, löschte ich die Nachricht und damit jeden Beweis, dass er jemals angerufen hatte. Wenn die Polizei Scott fand, dann wäre es nicht meinetwegen. Und irgendwie glaubte ich sowieso nicht, dass sie ihn finden würden.
Das Telefon noch in der Hand, rief ich meine Mutter an. Ich würde es nicht länger aufschieben. Heute Nacht war ich dem Tod zu nah gewesen. Ich war dabei, mein Leben zu ändern und neu anzufangen, und ich würde es jetzt tun. Das Einzige, was noch zwischen mir und meinem neuen Leben stand, war dieser Anruf.
»Nora?«, meldete sie sich mit panischer Stimme. »Ich habe die Nachricht von Detective Basso bekommen. Ich bin schon auf dem Weg nach Hause. Bist du in Ordnung? Sag mir, dass es dir gut geht!«
Ich atmete zittrig ein. »Jetzt ja.«
»Oh, Kleines, ich hab dich so lieb. Das weißt du doch, oder?«, schluchzte sie.
»Ich kenne die Wahrheit.«
Eine Pause.
»Ich kenne die Wahrheit darüber, was vor sechzehn Jahren geschehen ist«, sagte ich klarer.
»Wovon sprichst du? Ich bin fast zu Hause. Ich habe nicht aufgehört zu zittern, seit ich mit dem Detective gesprochen habe. Ich bin ein
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