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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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alle ihre heimgegangenen Katzen und dazu einige von Bekannten. Unter dem Schnee gibt es kleine Holzkreuze und schöne Steine. Als er im Sommer krankgeschrieben war, hat er ihr geholfen, einen sibirischen Rosenstrauch zu pflanzen. Er fragt sich, ob der den Winter wohl überlebt hat. Er sitzt gern mit Airi auf der Veranda und hört zu, wenn sie von den vielen Katzen erzählt, die hier unter der Erde liegen.
    Als er noch so in Gedanken verloren dasteht, taucht Airi neben ihm auf. Sie reicht ihm einen Becher voll Kaffee.
    Weil er nicht will, dass sie auf dem Absatz kehrtmacht und wieder ins Haus geht, sagt er: »Erzähl doch noch mal von Tiggi-Tiger.«
    Wie ein Kind, das sein Lieblingsmärchen hören will.
    »Was soll ich denn erzählen?«, fängt Airi an. »Er war meine allererste Katze. Und ich war damals noch kein Katzenmensch. Mattias war fünfzehn und wollte unbedingt eine Katze. Oder jedenfalls einen Wellensittich. Oder egal was für ein Tier. Aber ich sage: Nie im Leben. Aber dann kam dieser grau getigerte Kater immer wieder zu Besuch. Wir wohnten in der Bangata. Ich ließ ihn natürlich nicht ins Haus, aber jeden Tag, wenn ich von der Arbeit kam, saß er auf dem Zaunpfosten. Und jammerte. Wirklich herzzerreißend. Es war im Spätherbst, und er war mager wie ein Notjahr.«
    »Manche Menschen«, knurrt Sven-Erik, »schaffen sich Katzen an und kümmern sich einen feuchten Dreck drum.«
    »Ich habe in der Nachbarschaft herumgefragt, aber angeblich wusste niemand etwas über ihn. Und er hat mich richtig verfolgt. Wenn ich in der Waschküche war, dann saß er draußen auf der Fensterbank und starrte mich an. Wenn ich in der Küche war, saß er auf einer Steinsäule im Garten und glotzte. Er sprang zur Tür und hängte sich an die Leiste über dem Fenster in der Tür und jammerte. Ich wurde langsam wahnsinnig. Kam mir vor wie belagert. Jeden Tag, wenn ich von der Arbeit kam, dachte ich: Hoffentlich ist der Kater nicht da. – Am Ende kam Mattias eines Abends spät nach Hause. Der Kater saß draußen, und er weinte und jammerte ganz schrecklich. ›Können wir ihn nicht reinlassen‹, bat Mattias. Und da gab ich auf. ›Von mir aus. Aber dann muss er unten bei dir wohnen. Er ist dann dein Kater.‹ Ja, Pustekuchen. Dieser Kater verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Er wollte nur auf meinem Schoß sitzen. Ab und zu, ein seltenes Mal, ging er zu Mattias. Aber als Mattias von zu Hause auszog und ich manchmal verreist war, dann saß der Kater abends da und starrte Örjan einfach nur an. Am vierten Abend legte er sich dann endlich auf Örjans Schoß. Wenn ich dann nach Hause kam, wie damals, als ich in Marokko gewesen war, das werde ich nie vergessen, da schlug er mich mit einer Pfote, verpasste mir einen richtigen Kratzer, wie um zu zeigen, wie wütend er war.«
    »Du hattest ihn ja auch verlassen«, sagt Sven-Erik.
    »Ja, aber danach war alles verziehen. Nur hat er mich vorher immer geschlagen. Ich weiß noch, wenn Örjan deprimiert war und einfach nichts tun wollte. Ich und Tiggi-Tiger, wir bereiteten das Maifeuer vor. Er kam mit mir in den Garten und arbeitete den ganzen Tag. Dann saßen wir zusammen und schauten in die Flammen. Und was war er für ein Akrobat! Wenn er abends ins Haus wollte, hängte er sich mit den Pfoten an die Dachrinne und schwenkte sich zum Fenster hin, klopfte sozusagen an. Dann machten wir das Fenster auf, er sprang oben auf den Rahmen und von da ins Haus. Ich hatte die Fensterbänke immer voller Blumen. Er hat keinen einzigen Topf umgestoßen. Kein einziges Mal.«
    Sie schweigen eine Weile und schauen die Birke an, unter der Tiggi-Tiger begraben ist.
    »Und dann wurde er alt und starb«, endet Airi. »Er hat mich zum Katzenmenschen gemacht.«
    »Man hängt eben daran«, sagt Sven-Erik.
    Da nimmt Airi seine Hand. Wie um zu zeigen, dass sie jetzt an ihm hängt.
    »Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten«, sagt sie.
    Sven-Erik drückt ihre Hand. Er weiß ja, dass sie recht hat. Aber was soll er mit dem wütenden Klumpen machen, der die ganze Zeit in seiner Brust sitzt?
    Es ist 20.32 Uhr. »You have reached Måns Wenngren at Meijer & Ditzinger. I can’t take your call right now. Please leave a message after the beep.«
    Rebecka: »Hallo, ich bin’s. Wollte nur sagen, dass ich an dich denke und dich wahnsinnig lieb habe. Ruf mich an, wenn du kannst.«
    Sie sieht zu Vera hinüber, die auf dem Hofplatz hockt und pisst. Es ist ein heller Frühlingsabend. Sie hört den langen Frühlingsruf des

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