Julia Extra Band 0297
1. KAPITEL
Das Geräusch einer zufallenden Wagentür, dann Schritte die kiesbedeckte Einfahrt entlang. Alice zuckte zusammen, als die Klingel unnatürlich laut durch das große Haus schallte.
Er war da.
Sie atmete tief ein, zog ein letztes Mal den roten Lippenstift nach und trat dann zurück, um ihr Werk im Spiegel zu bewundern. Eine völlig fremde Alice starrte ihr entgegen.
War das ihr Schutzschild, den sie für ein Wiedersehen mit Kyros brauchte?
Normalerweise hätte sie nie schwarzen Satin angezogen – das Kleid umschmiegte ihren Körper so eng, als sei es ihr auf den Leib geschneidert worden. Auch die Seidenstrümpfe und die High Heels mit den roten Absätzen gehörten nicht zu ihrer üblichen Garderobe. Die glitzernden Ohrringe waren natürlich nicht echt, aber zumindest würden sie ihren Zweck erfüllen. Das Funkeln würde ihren Exfreund davon ablenken, ihr zu tief in die Augen zu schauen, um dort ihre Gefühle lesen zu können.
Vielmehr sollte er denken: Alice sieht fantastisch aus. Was war ich nur für ein Idiot, sie gehen zu lassen.
Wünschte sich das nicht jede Frau in ihrer Situation? Dass der Mann, der ihre Beziehung nur deshalb so leichtfertig beendet hatte, weil seine Partnerin keine Griechin war, heftiges Bedauern empfand?
Es klingelte ein zweites Mal.
„Ich bin gerade aus der Wanne gestiegen“, schrie ihre Freundin Kirsty von der anderen Seite des Flurs.
Erneut atmete Alice tief ein, dann machte sie sich auf den Weg zur Tür. „Schon gut“, rief sie. „Ich komme ja.“
Nur langsam bewältigte sie die Treppe auf den hohen Absätzen. Dafür klopfte ihr Herz umso schneller, als sie endlich die Haustür öffnete. Im Gegenlicht der tief stehenden Sommersonne ließ sich nur die Silhouette eines Mannes ausmachen. Plötzlich war ihr Mund wie ausgetrocknet.
Seit seinem Anruf wirbelten ihre Gedanken in einem wirren Chaos durcheinander. Sie hatte versucht, sich vorzustellen, wie er jetzt aussehen mochte. Aber nichts hatte sie auf die Realität vorbereiten können, Kyros nach zehn Jahren zum ersten Mal wiederzusehen.
Seine imposante Gestalt schien fast den gesamten Türrahmen auszufüllen. Schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt betonten seinen schlanken männlichen Körper und die langen muskulösen Beine.
Mit der Sonne im Rücken erkannte sie zunächst sein Gesicht überhaupt nicht. Erst allmählich, während sich ihre Augen an das Licht gewöhnten, enthüllten sich ihr seine Gesichtszüge. Die hohen Wangenknochen, die schmale Nase und der ausdrucksstarke Mund, auf dem sich nur selten ein Lächeln abzeichnete.
Alice klammerte sich an die schwere Eichentür, da sie befürchtete, ihre Knie könnten weich werden. Da stand der Mann, der sie zutiefst verletzt hatte. Er hatte aus ihr eine Zynikerin gemacht, die nicht mehr an die Liebe glaubte. Vergiss das nicht, befahl sie sich.
„Hallo, Kyros“, begrüßte sie ihn betont ruhig.
Im ersten Moment reagierte Kyros gar nicht, zum einen, weil Wut und ungläubiges Staunen ihn sprachlos machten, zum anderen, weil sexuelles Verlangen durch seine Adern strömte. Er nahm eine hastige Begutachtung vor. Kein Ehering. Kein Mann, der sich neugierig im Hintergrund hielt und den mysteriösen Anrufer überprüfte. Und sie trug die Kleider einer Hure!
Verächtliche Anerkennung zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er seinen Blick über das schwarze Satinkleid wandern ließ, das viel zu viel von ihren wunderschönen langen Beinen entblößte, die sich so spektakulär um seinen Körper legen konnten. Er betrachtete die Rundungen ihrer Brüste und dann den perfekten kleinen Po. Wie konnte sie nur darüber nachdenken, in diesem Fetzen auszugehen, der den Puls eines jeden Mannes zum Rasen brachte und ihm dieselben Gedanken einflößen musste, die ihm gerade durch den Kopf schossen?
„ Kalispera, Alice“, erwiderte er sanft, während die Sehn sucht tief in seinem Inneren weiter wuchs. „Hast du vergessen, dein Kleid anzuziehen … oder arbeitest du nebenbei als Prostituierte?“
Trotz der gemeinen Worte bedeutete seine samtige Stimme fast ihren Untergang. Dieser Akzent, dachte sie ohnmächtig. Dieser sexy unvergleichliche griechische Akzent entführte sie zurück in eine Zeit, die eigentlich nicht betreten werden durfte.
„Ich habe dir doch gesagt, ich gehe auf eine Party“, entgegnete sie. Wieso, fragte sie sich, rechtfertige ich ihm gegenüber mein Verhalten?
„In Schuhen, die niemals außerhalb des Schlafzimmers getragen werden sollten“, stellte
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