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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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ihr eben eine heiße Fernbeziehung haben. Es ist doch bestimmt super, sich ein bisschen zu sehnen.«
    »Ja«, sagte Rebecka.
    Aber ich sehne mich ja eigentlich gar nicht mehr, gestand sie sich dann ein. Ich mag ihn gern. Ich mag es, wenn er hier ist. Das läuft gut. Ich kann mich nach Sex sehnen. Ich will in seinen Armen schlafen. Und jetzt, wo er nichts von sich hören lässt, werde ich natürlich klein und habe eine Sterbensangst, ihn zu verlieren. Aber seine Ruhelosigkeit, wenn er länger als drei Tage hier ist, mit der kann ich nicht fertig werden. Wenn ich anfange zu spüren, dass ich mir etwas einfallen lassen muss, damit er nicht in schlechte Laune gerät. Dass er nicht begreifen will, warum ich hier wohnen muss. Und jetzt, wenn er sauer ist. Und absolut nicht ans Telefon gehen will.
    Eine Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, Maria Taube zu fragen, ob sie glaubte, dass es schon eine andere gab. Ob in der Kanzlei eine passenden Kandidatin arbeitete.
    Verdammt, das werde ich nicht, dachte sie dann. Früher hätte ich die halbe Nacht wach gelegen und mir alles Mögliche vorgestellt. Aber ich bringe das nicht mehr. Ich will nicht mehr.
    »Jetzt bin ich im Haus«, sagte Maria am Telefon und keuchte, »hörst du, dass ich die Treppen hochgehe, statt den Fahrstuhl zu nehmen?«
    Rebecka wollte schon sagen: »Man sollte sich immer wieder fragen: Was würde Blossom Tainton jetzt tun?« Aber sie hatte keinen Nerv mehr auf solche Sprüche. Manchmal waren sie und Maria so wahnsinnig witzig. Vermutlich ging es ihnen beiden so, dass sie gerade deshalb die Anrufe scheuten. Es wurde zu albern.
    »Danke für den Anruf«, sagte sie stattdessen mit warmer Stimme.
    »Du fehlst mir«, sagte Maria atemlos. »Können wir uns nicht treffen, wenn du das nächste Mal herkommst? Du brauchst ja wohl nicht die ganze Zeit in der Horizontale zu verbringen.«
    »Wer ist denn immer …«
    »Ja, ja. Ich rufe an. Kuss«, rief Maria und beendete das Gespräch.
    Vera sprang auf und gab Laut.
    Gleich darauf waren Sivvings schwere Schritte auf der Treppe zu hören. Bella kratzte schon an der Tür zum oberen Eingang.
    Rebecka ließ sie ein. Sofort rannte Bella zu Veras Fressnäpfen in der Küche. Die waren leer, aber sie leckte sie sicherheitshalber doch noch aus und knurrte die respektvollen Abstand wahrende Vera an. Als die Näpfe ausgeleckt waren, begrüßten die Hündinnen einander durch munteres Gekabbel und ließen sich in ihrem Spiel auf den Flickenteppich fallen.
    »Was für ein Wetter«, schnaufte Sivving. »Dieser Teufelsschnee kommt ja quer von der Seite. Sieh nur!«
    Er wischte sich den Schnee von der Schultern, wo der sich in eisigen Brocken abgelegt hatte.
    »Mmm«, machte Rebecka. »In Stockholm singen sie jedenfalls bald ›Grüß Gott, du schöner Maien‹.«
    »Ja, ja«, sagte Sivving ungeduldig. »Und dann werden sie auf dem Nachhauseweg vom Maifeuer auf offener Straße totgeschlagen.«
    Es passte ihm überhaupt nicht, wenn Rebecka Stockholm und Kiruna zu Stockholms Vorteil verglich. Er hatte Angst, sie noch einmal an die Großstadt zu verlieren.
    »Hast du Zeit?«, fragte er.
    Rebecka zog ein bedauerndes Gesicht und wollte schon den Mund aufmachen und erklären, sie müsse zur Arbeit.
    »Ich wollte dich nicht bitten, Schnee zu schaufeln oder so«, fauchte er. »Aber es gibt einen Menschen, den du treffen solltest. In deinem eigenen Interesse. Oder eher in dem von Wilma Persson und Simon Kyrö.«
    Rebecka fühlte sich elend, sowie sie und Sivving die Tür des Seniorenheims Fjällgården geöffnet hatten. Sie klopften sich, so gut sie konnten, in dem kükengelben Treppenhaus den Schnee ab, stiegen die Treppe hoch und gingen über den glatt gebohnerten grauen Plastikboden. Die überstrichenen Jutetapeten und die praktischen und leicht abwischbaren Möbel aus Kiefernholz verkündeten, dass es sich um eine öffentliche Institution handelte.
    In der Küche saßen zwei nach vorn gebeugte Personen in ihren Rollstühlen vor ihrem Frühstück. Eine war mit Kissen abgestützt, um nicht zur Seite zu fallen. Der andere sagte mit immer lauterer Stimme »ja, ja, ja«, bis eine Pflegerin ihm eine beruhigende Hand auf die Schulter legte. Sivving und Rebecka liefen vorbei und versuchten, nicht hinzustarren.
    Bitte, erspar mir das, betete Rebecka. Erspar es mir, in einem Aufenthaltsraum mit erloschenen, lecken Alten zu landen. Erspar es mir, den Hintern gewischt zu bekommen und vor dem Fernseher abgestellt zu werden, umgeben von Personal mit hellen

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