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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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»Kann ich Sie etwas fragen?«
    »Ich will nur hoffen, dass du mich nicht um einen Gefallen bitten willst. Ich bin momentan nicht gerade großzügiger Stimmung.« Amelie sah müde und verärgert aus und schien – genau wie Richard – eine sehr große Dosis Aspirin zu brauchen. »Also? Raus damit.«
    »Ich … habe einen Anruf von einem Anwerber bekommen. Vom MIT.«
    »MIT«, wiederholte Amelie. »Was ist das?«
    »Massachusetts Institute of Technology. Das ist … diese fantastische Uni, auf die ich schon immer wollte. Sie haben mich angenommen. Es ist eine sehr bedeutende Institution und sie haben … gesagt, dass sie mich nehmen würden.«
    Amelies Augenbrauen wanderten ein wenig nach oben. »Wann?«
    »Zu Beginn des nächsten Jahres.«
    Stille. Claire biss sich auf die Zunge und wartete ab. Amelie dachte nach, aber gleichzeitig prüfte sie Claire auch. Erwartete, dass sie nervös herumplappern würde. Nun, das tat sie aber nicht. Sie würde keine Schwäche zeigen. Stattdessen ahmte sie Amelies Schweigen nach und ihr direktes Starren.
    Amelie lächelte. Das geschah langsam und kaum wahrnehmbar, aber es passierte definitiv. Sie nickte leicht und sagte: »Die Frage ist doch – willst du auf dieses MIT?«
    »Das wollte ich schon mein ganzes Leben«, sagte Claire. »Das war immer mein Traum.«
    Amelie entging die Vergangenheitsform in ihrer Formulierung nicht. »Wollte«, wiederholte sie. »War.«
    »Ich sollte gehen. Das ist eine Gelegenheit, die man nur ein Mal im Leben bekommt. Und wenn ich jetzt nicht gehe, werden sie mich nicht mehr nehmen. Es gibt viel zu viele Leute, gute Leute, die versuchen, dort aufgenommen zu werden.«
    »Also«, sagte Amelie. »Was glaubst du, was du tun solltest?«
    »Um Erlaubnis fragen, Morganville verlassen zu dürfen«, sagte Claire. »Vielleicht für immer.«
    Amelie dachte ein paar Sekunden darüber nach. »Und du glaubst, dass ausgerechnet du meine Erlaubnis zu gehen brauchst? Du kennst die Geheimnisse Morganvilles. Du kannst die Stadt einfacher verlassen als jeder andere, abgesehen vielleicht von Myrnin. Ich bin mir sicher, du hast schon viele Wege entdeckt, auf denen du dich unentdeckt fortschleichen könntest.«
    Das hatte sie natürlich und Amelie wusste das. Claire bestätigte das weder, noch bestritt sie es. Sie wartete einfach ab. Lustig, dachte sie. Noch vor einem Jahr hätte ich in dieser Situation gezittert. Jetzt hatte sie überhaupt keine Angst. Amelie konnte sie umbringen, wenn sie wollte. Das hatte schon immer in ihrer Macht gestanden. Es hatte keinen Sinn, sich davor zu fürchten.
    Plötzlich erinnerte sich Claire daran, wie Miranda Gina gegenübergetreten war, und wusste, dass sie gleich geschlagen würde, aber auch, dass manchmal ein wenig Blut und Schmerzen die bessere Alternative waren.
    »Ich will dir nicht befehlen, irgendetwas zu tun, Claire«, sagte Amelie. »Das wäre nutzlos. Du tust, was du willst, und ich tue, was ich tun muss. Lass uns hoffen, dass unsere Wünsche nicht allzu sehr in Konflikt geraten.«
    Damit ging sie weg. Sie stellte nicht einmal die Frage.
    Was wirst du jetzt tun?
    Doch Claire wusste es bereits. Sie wandte sich wieder ihren Freunden zu. Shane wurde regelrecht von ihr angezogen, obwohl er gar nicht bewusst in ihre Richtung ging.
    »Können wir jetzt nach Hause gehen?«, fragte sie.
    »Klingt nach einem vernünftigen Plan«, sagte Shane. »Ich muss an vier Abenden pro Woche gemeinnützige Arbeit leisten. Aber heute Abend nicht. Ich glaube, sie wollte einen Bruch zwischen den Kämpfen und der Strafe.« Er hob seine rechte Hand. »Nicht, dass ich nicht sowieso schon einen Bruch hätte.«
    Eve stöhnte und versetzte ihm einen Tritt. »Du hast so ein Glück, dass ich gerade zu müde bin, um dich umzubringen. Deinen Humor kann ich gerade echt nicht vertragen.«
    »Ich schon«, sagte Claire. Sie lächelte. Sie hatte das Gefühl, als sei ihr gerade eine riesige Last von den Schultern genommen worden. Sie würde nach Hause gehen und einen Anruf tätigen, der ihr Leben vielleicht für immer verändern würde. Und das nicht zum Schlechteren.
    »Was lächelst du so?«, fragte Shane.
    »Ich gehe nicht ans MIT«, sagte sie und küsste ihn. Er war überrascht, küsste sie aber ebenfalls – zuerst lieb, dann heiß.
    »Natürlich gehst du hin«, sagte er. »Sobald dich Amelie lässt, das hast du mir versprochen.«
    Sie blickte zu ihm auf und ihre Euphorie verflog ein wenig. Sie hatte ihm das tatsächlich versprochen. Aber jetzt war der Moment

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