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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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    R ückblickend betrachtet hätte Claire wissen müssen, dass Ärger näher rückte. Aber in Morganville konnte alles Ärger bedeuten. Dein Lehrer ist nicht zum Unterricht erschienen? Wahrscheinlich hat ihm ein Vampir die Zähne in den Hals geschlagen. Der Lieferservice hat die Zwiebeln auf deinem Hamburger vergessen? Das liegt daran, dass der reguläre Zwiebel-Lieferant verschwunden ist – und wahrscheinlich sind daran ebenfalls die Vampire schuld. Und so weiter. Dafür, dass Morganville nur eine College-Stadt war, lebte dort eine beträchtliche Anzahl von Vampiren.
    Claire war eine Expertin was die Texas Prairie University und natürlich die dortigen Vampire anbelangte. Und mit rätselhaftem Verschwinden kannte sie sich auch aus. Einige Male schon wäre sie beinahe selbst zu einer der verschwundenen Personen geworden – und zwar öfter, als sie sich eingestehen wollte.
    Heute bestand das Problem jedoch nicht darin, dass jemand verschwand, sondern dass etwas auftauchte – etwas Neues, Anderes, Cooles. Zumindest fand das ihr Freund Shane, denn als Claire gerade die Post ihrer verrückten kleinen Vierer-WG sortierte, schnappte sich Shane einen Flyer, den sie auf den Haufen zum Wegwerfen gelegt hatte, und las ihn durch. Claire hatte ihn noch nie so begeistert erlebt. Gruselig. Shane war nicht so leicht für etwas zu begeistern; meistens versteckte er seine Gefühle – außer wenn er mit ihr zusammen war.
    Aber jetzt sah er so entzückt aus wie ein kleines Kind an Weihnachten.
    »Mike!«, brüllte er. Claire zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu. »He, toter Mann, schwing deinen Hintern hier runter!«
    Michael, ihr Mitbewohner, musste wohl geglaubt haben, dass es sich um einen Notfall handelte, was nicht weiter verwunderlich war – immerhin waren sie in Morganville. Jedenfalls kam er sofort angerannt, riss die Tür auf und sah noch blasser aus als normal – und gefährlicher. Wenn er sich wie ein ganz normaler Typ benahm, wirkte er ruhig und freundlich, manchmal sogar schon etwas zu umgänglich. Aber der Vampir Michael war ganz anders – da steckte Feuer drin.
    Ja, Claire wohnte mit einem Vampir unter einem Dach. Und seltsamerweise war das noch nicht mal der verrückteste Part in ihrem Leben.
    Michael blinzelte den Rotstich aus seinen blauen Augen, fuhr sich mit beiden Händen durch das wellige blonde Haar und blickte Shane finster an. »Was zur Hölle ist dein Problem?« Er wartete die Antwort jedoch nicht ab, sondern ging stattdessen zur Küchentheke und stellte eine ihrer hässlichen, ramponierten Kaffeetassen ab, auf der in violetter gotischer Schrift GIFT stand. Die Tasse gehörte ihrer vierten Mitbewohnerin, Eve, die heute Morgen noch gar nicht aufgetaucht war.
    Wenn man länger schläft als ein Vampir, dachte Claire, dann treibt man es wirklich ein bisschen zu weit.
    Während sich Michael einen Kaffee einschenkte, wartete er auf Shanes Erklärung. Shane hielt den billig gedruckten weißen Flyer in die Höhe, der sich an den Rändern ein wenig wellte, weil ihn jemand zusammengerollt in den Briefkasten gesteckt hatte. »Was hat mir in dieser Stadt schon immer gefehlt?«, fragte er.
    »Ein Striplokal, das Fünfzehnjährige besuchen dürfen?«, fragte Michael.
    »Das hat mir höchstens gefehlt, als ich fünfzehn war. Nein, im Ernst. Was?«
    »Ein Guns-’R’-Us-Geschäft?«
    Shane gab einen unwirschen Ton von sich. »Okay, ja, fairerweise muss ich zugeben, dass das eine gute Alternative wäre. Aber: nein. Ich wollte immer irgendwo trainieren, richtig zu kämpfen, stimmt’s? Irgendwo, wo man Aerobic nicht für eine Kampfsportart hält. Und: voilà!«
    Claire nahm Shane das Papier aus der Hand und strich es auf der Tischplatte glatt. Sie hatte vorher nur einen kurzen Blick darauf geworfen, als sie die Post sortierte; dabei hatte sie gedacht, dass es sich um die Werbung einer Art Fitnessstudio handele. Was in gewisser Weise ja auch stimmte, nur dass dort nicht Spinning und Yoga und all so was unterrichtet wurde.
    Das hier war ein Fitness- und Kampfsportstudio, das vor allem Selbstverteidigung anbot. Zumindest entnahm Claire dies der Abbildung eines Typen in weißer Jacke und Hose, der die Luft um sich herum windelweich prügelte, und den Worten VERTEIDIGE DICH, die in großen, fett gedruckten Buchstaben darunter standen.
    Michael schlürfte seinen Kaffee und beugte sich über Claires Schulter. »Huch«, sagte er. »Komisch.«
    »An Leuten, die ein paar lebenserhaltende Fähigkeiten erlernen wollen, ist

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