Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
und ein anderes kurzes Techtelmechtel, als Ruiz in Amsterdam niedergestochen wurde und Miranda ihn für ein paar Tage versorgt hat.
Eine Freundin mit gewissen Vorzügen – an die Idee könnte er sich gewöhnen.
»Worüber lächelst du?«, fragt Darcy.
»Nichts.«
Ein metallisches Scheppern hallt durch den Hausflur. Die Post. Ruiz fühlt sich innerlich wie ausgehöhlt. Darcy springt auf und holt die Umschläge, sucht die Geburtstagskarten heraus und legt sie auf den Tisch.
»Willst du sie nicht aufmachen?«
»Später.«
»Oh, bitte!«
Michael hat eine Postkarte von den Bermudas geschickt. Er segelt Charteryachten. Claires Karte ist das Porträt einer Bulldogge, nur Lefzen und Sabber. Sie wird anrufen und ihn zum Mittagessen ausführen. Sie hat jetzt einen Freund – einen Anwalt, der all die skurrilen Gerüchte kennt, die in London kursieren. Ruiz hat den Verdacht, er ist ein Tory.
Auf Mirandas Karte ist ein Cartoon mit einer nackten Frau, die einen Astronautenhelm trägt. Darunter steht: »Sehr lustig, Scotty, und jetzt beam mir meine Klamotten runter.«
Da ist noch ein Umschlag. Quadratisch. Weiß.
»Jetzt den hier«, sagt Darcy und gibt ihn ihm.
Ruiz schiebt seinen Daumen unter die Lasche. Reißt ihn auf. Auf der Vorderseite ist ein Kätzchen abgebildet, das mit einem Wollknäuel spielt. »Alles Gute zum Geburtstag.« Ray Garza hat mit seinen Initialen unterschrieben und ein Postskriptum angehängt.
Sie ist noch immer der beste Fick, den ich je hatte.
Ruiz faltet die Karte. Seine Hände zittern.
»Von wem ist die?«, fragt Darcy.
»Professor Moriarty«.
3
Sami Macbeth war für den Hampstead Juwelenraub eingelocht worden, was aber nicht die ganze Geschichte ist. Er wurde eingelocht, weil ein Kumpel, der einen Lieferwagen hatte, über sechs Spuren einer Autobahn gerannt war und dann von einem deutschen Schwertransporter plattgefahren wurde, der achtzehn Tonnen Roheisen geladen hatte.
Andy Palmer war nicht einmal ein richtiger Kumpel gewesen. Er war ein Mann, der einen Lieferwagen hatte und der ihre Ausstattung zu den Aufführungen karrte: die Verstärker, Kabel, Mikrofone und das Schlagzeug. Er war ein Roadie. Ein Depp. Ein Mitläufer. Andy konnte kein Instrument spielen, er konnte kaum Auto fahren, aber er liebte Bands, und er liebte Musik.
An diesem besonderen Sonntagnachmittag waren er und Sami auf dem Weg nach Oxford, um einen Gig vorzubereiten. Sie hielten an einer Autobahnraststätte, weil Andy die Nacht vorher die Sau rausgelassen hatte und einen von diesen koffeingeladenen Energy-Drinks brauchte und Tic Tacs. Sami wartete im Wagen, hörte Nirvana und machte seine Kurt-Cobain-Imitation.
Ein Polizeiauto hielt neben dem Lieferwagen. Einer der Beamten nickte Sami zu. Samis Augen waren geschlossen, aber sein Kopf schwang vor und zurück.
In dem Augenblick kam Andy, eine Dose Red Bull schlürfend, durch die automatischen Türen. Er erspähte das Polizeiauto neben dem Lieferwagen und rannte los, an den Zapfsäulen vorbei und rutschte die Böschung hinunter. Er spurtete über drei Fahrspuren der Autobahn Richtung Westen und sprang über die Mittelleitplanke, ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen.
Da waren die Bullen schon hinter ihm her, aber Andy blieb nicht stehen. Er wich einem BMW aus, sprang vor einem Wohnwagen zur Seite, schob sich zwischen einen Lieferwagen und einen Audi-Kombi und entkam gerade noch einem mit einer Plane bezogenen Lastzug mit Anhänger, der seitlich ausscherte, um ihm auszuweichen.
Die Bullen saßen immer noch auf dem Mittelstreifen fest und versuchten, den Verkehr anzuhalten. Andy dachte, er hätte es geschafft. Sechs Fahrspuren. Er hatte sie alle überquert. Der blöde Arsch hatte die Ausfahrt nicht bedacht, weshalb ein deutscher Fernfahrer ihn sechsfach in eine Fahrbahnschwelle verwandelte. Bumm. Bumm. Bumm. Bumm. Bumm. Bumm.
Sami sah zu, wie es geschah. Nirvana spielte immer noch. Die Gitarren jaulten genauso wie die Lastwagenreifen.
Was Sami nicht wusste, war, dass Andy Palmer ein bisschen Sonderladung im Wagen hatte. In einem Verstärker versteckt lag ein Collier mit einem Dutzend Smaragde und einem Diamanten von der Größe eines Wachteleis.
Der Schmuck gehörte einer reichen Witwe aus Hampstead, deren Mann Diamantenhändler in Antwerpen gewesen war. Sie war keine liebe alte Tattergreisin, die ihre Sächelchen in einem Kopfkissenbezug aufbewahrte. Sie hatte einen topmodernen, hochsicheren, aus Amerika importierten Safe mit Bewegungsmeldern und Alarmanlage. Er
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