Bis einer stirbt
und biss hinein.
»Klara hat ihn dort gesehen«, sagte er.
»Was an sich ja noch nicht verdächtig ist â¦Â«
»Unter etwas ⦠sagen wir ⦠mysteriösen Umständen.« Fast verschluckte er sich.
»Was konkret heiÃen soll â¦Â« Marlena schob ihren Teller zurück.
Plötzlich unsicher geworden, sah Nils mich an. Marlena leerte ihr Glas mit einem groÃen Schluck.
»Ist schon okay«, sagte ich.
Nach und nach erzählten wir dann die ganze Geschichte. Mir wurde erst jetzt klar, wie sehr sie mir auf den Nägeln gebrannt hatte. Marlena schenkte sich nach, legte die FüÃe auf einen freien Stuhl und lauschte geduldig. Angefangen bei meinem zufälligen Zusammentreffen mit Pit vorm Moby Dick bis hin zu dem, was Nils und ich am Nachmittag in der Kneipe erlebt hatten.
Wir erzählten abwechselnd und ziemlich detailgetreu. Eigentlich fand ich es dreist, Marlena neben meiner Geschichte nun auch noch die meines Bruders aufzuhalsen. Ich fand, dass sie auch ohne mich genug um die Ohren hatte. Aber sie hörte aufmerksam zu und als wir fertig waren, sagte sie: »Ich selbst habe noch nichts über Veränderungen im Moby Dick gehört.« Sie stand auf. »Aber ich frag mal bei einem Kollegen nach, der näher dran ist.«
Sie verschwand mit dem Telefon im Flur. Schweigend räumten Nils und ich das Geschirr ab. Ein paar Minuten später war Marlena zurück. Allerdings riss sie nur kurz die Tür auf und verschwand gleich wieder. Verdattert sahen wir uns an. Der Geschirrspüler war noch nicht fertig eingeräumt.
»Ich muss noch mal los!«, rief sie in die Küche. Eilig griff sie nach Jacke und Stiefeln. Nils ging in den Flur.
»Was gibtâs denn?«
Ich trat hinzu. Marlena schien ziemlich verwirrt. Erst als sie schon bei der Wohnungstür war, drehte sie sich noch einmal um. »Die Kollegen haben eine Leiche aus dem Hafenbecken gefischt.«
»Wie bitte?« Nils schien wie vom Donner gerührt. Mir rasten gleich mehrere kalte Schauer über den Rücken. Aus dem Hafen? Da waren wir doch gerade erst â¦
»Ach ja«, setzte Marlena hinzu, »das Moby Dick  â¦Â«
»Was ist nun eigentlich mit heute Nacht?«, unterbrach ich sie. »Kann ich hier schlafen?«
»Ja«, sagte Marlena unkonzentriert. »Deine Mutter hat eingewilligt. Du sollst morgen zu ihr in den Supermarkt kommen.«
»Morgen ist Sonntag.«
»Die haben da vormittags irgendeine besondere Verkaufsaktion«, meinte sie zerstreut. »Jetzt muss ich aber los.«
»Und das Moby Dick ?«, fragte Nils.
Aber Marlena war schon im Hausflur verschwunden.
»Kommt doch erst mal mit«, rief sie von der Treppe herauf. »Ich erzähl es euch unterwegs.«
Nils sah mich fragend an. Ich zuckte die Schultern. Im Vorbeieilen schnappten wir unsere Jacken von der Garderobe. Um Marlena einzuholen, mussten wir wirklich schnell sein.
»Ãber das Moby Dick« , sagte sie, als wir im Auto saÃen, »ist bisher nichts Negatives bekannt. Allerdings gibt es da seit kurzer Zeit tatsächlich einen neuen Pächter: Fred Lohmeier. Allerdings hat auch der sich hier noch nichts zuschulden kommen lassen.«
Sie fuhr viel zu schnell. Unsinnigerweise fragte ich mich, ob sie das durfte. Ein Blaulicht hatte sie nicht, aber das konnte sie nicht aufhalten. Nils saà neben ihr auf dem Beifahrersitz und hielt sich routiniert am Haltegriff über dem Fenster fest. Wir warteten auf die Fortsetzung, aber Marlena hatte plötzlich den Faden verloren.
»Aber â¦Â«, hakte Nils nach, als wir eine weitere Kurve überlebt hatten.
»Für uns gab es bisher keinen besonderen Grund, Lohmeier unter die Lupe zu nehmen. Aber â¦Â«
Auch eine soeben auf Rot umspringende Ampel konnte ihre Entschlossenheit nicht bremsen, sondern nur ganz kurz ihren Redefluss.
»â¦Â er kommt aus Hamburg«, sagte sie endlich.
»Sehr verdächtig«, scherzte Nils.
»Einer meiner Kollegen wurde vor einiger Zeit zu uns versetzt. Ebenfalls aus Hamburg.«
»Und der«, mutmaÃte Nils, »kennt Lohmeier?«
»Tatsächlich ist Lohmeier alles andere als ein unbeschriebenes Blatt«, bestätigte sie schlieÃlich. »Da brauchten wir nicht mal in unsere Datenbank zu schauen. Körperverletzung, Bandenkriminalität und so weiter. Auf jeden Fall ist er jemand, dem man lieber aus dem Weg gehen
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