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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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sollte.«
    Sie wandte sich weit zu mir nach hinten. Für meine Begriffe von Fahrsicherheit zu weit.
    Â»Ein Ratschlag«, meinte sie, »den ich deinem Bruder natürlich auch geben würde.«
    Â»Ich weiß ja nicht, ob er wirklich was mit dem Typen zu tun hat.« Vergeblich versuchte ich mich selbst zu beruhigen. »Pit könnte ja auch zufällig im Moby Dick aufgetaucht sein.«
    Nils sah mich skeptisch an, während Marlena sich glücklicherweise wieder nach vorne drehte – grade rechtzeitig vor der nächsten scharfen Rechtskurve, die sie fast ungebremst nahm, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Â»Darüber sollten wir morgen noch mal in aller Ruhe reden«, meinte sie. »Jetzt muss ich mich leider um anderes kümmern.« »Gibt’s was Neues in Sachen Tankstellenmord?«, fragte Nils. Marlena nickte. »Auf der Brieftasche sind Fingerabdrücke einer zweiten Person. Vielleicht haben wir Glück und sie sind vom Täter. Morgen wissen wir mehr.«
    Wir erreichten das Hafengelände und Marlena suchte nach dem angegebenen Leichenfundort. Zweimal verfuhr sie sich und wendete auf verlassenen Lagerplätzen. Dann sahen wir schon von Weitem eine größere Ansammlung Menschen und Autos, drei oder vier davon mit angeschaltetem Blaulicht. Marlena hielt direkt vor einer großen gelben Halle. Sie sah nicht viel anders aus als die, in deren Eingang ich vorhin telefoniert hatte. Und weit entfernt davon war sie auch nicht.

9
    Glücklicherweise war die Leiche schon mit einer Plane bedeckt worden. Mir reichte das alles auch so schon. Marlena hob die Abdeckung an und schaute darunter. Ein Polizist in Zivil kam auf sie zu und schüttelte ihr die Hand.
    Â»Remmers«, raunte Nils mir zu. »Der Lieblingskollege meiner Mutter.«
    Â»Wisst ihr schon, wer der Tote ist?«, fragte Marlena ihn.
    Die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein. Auch wenn sie äußerlich überhaupt nicht zueinander passten.
    Â»Nein«, erklärte Remmers und gab nun auch Nils und mir die Hand. »Wir haben ihn noch nicht identifiziert. Auf jeden Fall gehört er nicht zur lokalen Prominenz. Keine Papiere. Wir wissen nur, was ich dir schon am Telefon gesagt habe: männlich, achtzehn bis zwanzig Jahre alt und vermutlich noch nicht lange tot. Ganz sicher nicht lange im Wasser. Noch keine typischen Kennzeichen einer Wasserleiche. Wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit hineingeworfen.«
    Die beiden traten beiseite, blieben aber in Hörweite. Remmers war sicher zehn, vielleicht zwölf Jahre älter als Marlena und wirkte viel seriöser als sie. Mit seinem Anzug, dem Schlips und seinem etwas altmodischen Trenchcoat hätte er in jede Bank gepasst. Marlena dagegen fehlte nur das Motorrad zur Rockerbraut.
    Â»Meine Mutter meint«, flüsterte Nils mir zu, »sie und Remmers ergänzen sich ideal.«
    Â»Todesursache?«, fragte Marlena.
    Â»Auf den ersten Blick«, meinte Remmers, »sieht es nach Tod durch Erschlagen aus. Fest steht aber nur, dass er vor seinem Tod …«
    Â»â€¦Â noch gelebt hat«, sagte Nils.
    Marlena warf ihm einen strafenden Blick zu, sagte aber nichts. Remmers ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: »Das sicher auch. Aber außerdem wurde er schlimm verprügelt. Sehr schlimm.«
    Â»Das hab ich gesehen«, stimmte Marlena zu. »Die Gesichtszüge sind ja kaum noch zu erkennen. Wer hat ihn gefunden?«
    Â»Ein älteres Ehepaar«, sagte Remmers. »Die Frau musste mit einem Schock ins Krankenhaus. Der Mann steht da drüben und wiederholt seine Aussage.«
    Ich dachte sofort an die beiden Alten, die wir gesehen hatten, und trat etwas näher heran. Der Mann fuchtelte seltsam wild mit den Händen in der Luft herum. Eine junge Polizistin machte sich Notizen. Im Schein einer Laterne erkannte ich, dass es tatsächlich der Alte war, dem wir vorhin mit seiner Frau bei den Lagerhallen begegnet waren. Bei dem Gedanken, wie knapp wir am Leichenfund vorbeigeschlittert waren, wurde mir ganz anders.
    Â»Die beiden Alten sind taubstumm«, erklärte Remmers, als er unsere fragenden Blicke sah. »Gehörlos. Glücklicherweise versteht Kollegin Nicole sich auf die Gebärdensprache.«
    Â»Ist die Leiche denn nicht beschwert worden?«, fragte Marlena. »Irgendwie seltsam, wo man sich andererseits die Mühe gemacht hat, den Toten in Plastikfolie zu wickeln, bevor man ihn ins Wasser

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