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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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sang.
    » Schlafe, mein Baby, hoch oben im Baum,
    der Wind schüttelt die Äste wie im süßesten Traum.
    Wenn die Äste dann brechen, fällt die Wiege hinab
    und landet samt Baby im finsteren Grab.«
    Aus der Ferne vernahm der Fremde noch ein paar verzweifelte Schreie, die aber kurz darauf abrupt abbrachen.
    » Endlich«, stellte der Mann im dunklen Mantel erschöpft und um Luft ringend fest, als er seinen Kombi erreicht hatte, der in sicherer Entfernung geparkt war. Das Fahrzeug war zwischenzeitlich leicht mit Schnee bedeckt, der unaufhörlich auf die Hauptstadt niederfiel.
    Dann zog der Mann seinen Fahrzeugschlüssel hervor, führte ihn ins Schloss des Kofferraums und öffnete dessen Klappe. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass darin noch alles so war, wie er es hinterlassen hatte, wippte er noch einmal mit dem Oberkörper nach vorn und sagte dann schwermütig: » Bald…«
    Und während Rauch und Flammen am Horizont in den Berliner Nachthimmel emporstiegen, schlug er die Kofferraumklappe wieder zu, setzte sich ans Steuer, startete den Motor und verschwand, voll ungebremsten Tatendrangs, in der eisigen Kälte der Nacht.

1
    » Ich werde mich kurzfassen.«
    Carl vom Stein versuchte vergeblich, seine Fassungslosigkeit zu verbergen. Der Staatsanwalt hatte die Aufforderung seiner Gastgeberin, sich zu setzen, abgelehnt. Mit unterdrücktem Zorn stand er vorgebeugt, die Stirn leicht gegen das Glas gelehnt, am Fenster und starrte mit seinen dunklen Augen auf den schleppenden Verkehr des Tempelhofer Damms. Die Stimmung im Büro von Daniela Castella, Dezernatsleiterin der Abteilung 1 für Delikte am Menschen beim LKA Berlin, konnte kaum bedrückender sein.
    » Dieser Kerl mordet schneller, als Sie die Tatortfotos an Ihre Flipcharts heften können. Drei Tote in vier Tagen, die Presse belagert uns rund um die Uhr, und alles, was wir haben, sind ein paar unscharfe Aufnahmen von Überwachungskameras.«
    Castella kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Sie saß angespannt in ihrem Chefsessel, als sei sie eine kleine Angestellte, die von ihrem Vorgesetzten beim Klauen erwischt worden war. Die entschlossene Frau war im LKA eigentlich dafür bekannt, in jeder noch so kritischen Lage die Kontrolle zu bewahren. Jetzt aber, im Hagel der unterschwelligen Vorwürfe des Staatsanwalts, wollten auch ihr die Ausflüchte nicht recht über die Lippen kommen.
    » Wir werden…«, setzte sie vorsichtig an, wurde jedoch unverzüglich von Carl vom Stein unterbrochen.
    » Wenn Sie mich bitte meine Anmerkungen machen lassen würden. Die Details können Sie ja dann mit Ihren Mitarbeitern besprechen.«
    Er wandte sich von der Fensterfront ab und richtete seinen Blick nun auf die Fotos des jungen Mannes, dessen verbrannte Leiche noch in der Nacht in dem Autowrack gefunden worden war.
    » Er hat diesen Halbwüchsigen gegrillt wie ein Steak!« Vom Stein ging mit zügigen Schritten zu der Tafel hinüber, an der auch die Fotos der beiden weiteren Opfer angebracht waren, welche die rätselhafte Mordserie bislang gefordert hatte. » Er hat sie alle drei brutal hingerichtet!«, stieß er aus, als er die erschreckenden Bilder der Leichen betrachtete.
    Nils Rau war bis auf die Knochen verkohlt. Das Fleisch um seine Lippen herum war vollkommen verbrannt und hatte dadurch sein Gebiss freigelegt, mit dem er den Staatsanwalt von den Bildern her auf eine fürchterliche Weise anzugrinsen schien. Die Hitze hatte Raus Sehnen zusammengezogen, sodass der Tote zusammengekauert in einer Art Reiterstellung vorgefunden worden war. Das synthetische Material seiner Jacke war im Feuer regelrecht mit seiner Haut verschmolzen.
    » Sie werden Ihre Bemühungen noch weiter verstärken, völlig egal, wie. Dieser Killer scheint es eilig zu haben, also haben Sie es noch eiliger. Gibt es nicht noch irgendeinen Experten, den Sie hinzuziehen können?« Vom Stein verbarg die Hände in seinen Hosentaschen. Castella bemerkte trotzdem, dass sie zu Fäusten geballt waren, als er hinzufügte: » Was immer dieser Irre da tut, es hat ein System. Knacken Sie es, verdammt!«
    Die Dezernatsleiterin schien zu einem Einwand ausholen zu wollen. Vom Stein bemerkte es und kam ihr zuvor: » Wie Sie das machen, ist mir völlig egal. Dieser Kerl mordet brutal, zielstrebig und schnell. Halten Sie ihn auf.« Der Staatsanwalt sah Castella durchdringend an, bevor er schloss: » Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.«
    Noch ehe die Dezernatsleiterin etwas erwidern konnte, hatte der groß

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