Bismarck 03
erst hier ins Gleiten, so gibts kein Halten mehr bis Calais, schlimmer als es schon ist, kann es nicht werden? Manchmal ist Torheit Instinktklugheit, begreife wer mag des Schicksals Unberechenbarkeit! Wollte Deutschland den Krieg gewinnen, mußte es bis Ende Oktober geschehen. Hernach verstrich die Gnadenfrist, die Hindenburgs erstes Zerbrechen der russischen Dampfwalze gewährte. Zwar errang man zuletzt trotz Österreichs Schwäche den Vollsieg im Osten, doch im Westen, wo man leichtes Spiel zu haben glaubte, ging alles schief trotz günstiger Anfangschancen. Wegen besonderer Unfähigkeit der O. H. L. oder gar irgendwelcher Fähigkeit der gegnerischen? Nein, nach Schicksalsbeschluß gegen ein verzopftes System voll pedantischer Marotten. Etwas mehr Beständigkeit und die Marneschlacht wurde ein Entscheidungssieg unseres unbesiegbaren Heeres, d. h. der Truppen. Etwas mehr Einsicht und die letzten Strahlen der scheidenden Oktobersonne beschienen einen Entscheidungssieg bei Ypern, ehe Kitchener seine Milizmassen ins Rollen brachte. Glück? Als es spöttisch vorbeihuschte und damit die letzte Hoffnung auf schnellen Erfolg, wie wir ihn brauchten, da kicherte es den alten Römerspruch: Nur den (geistig) Kühnen hilft das Glück!
Ergänzende Anmerkungen.
Erst nach Drucklegung lasen wir »Reichsarchiv, Grenzschlachten«. Das amtliche Werk gesteht ausdrücklich, daß »einwandfreie« Verlustangaben nicht möglich seien. Nun, wir halten uns eben an die V. L. Danach ist z. B. unmöglich, daß 34. Brig. bei Lüttich »30 Off., 1150« verlor; offenbar sind Einbußen bei Tirlemont und Nebeneinbuße 9. K. überhaupt einbezogen. Daß 14. Brig. bis zur Karthouse zum Stillstand kam, wird zugegeben, dabei aber an unbehindertem Einzug festgehalten. Daß Leman kampflos die Maasbrücken räumte, wäre aber unverständlich, wenn nicht ein Hauptteil 34. Brig. dauernd in Lüttich blieb und später 27., 11. und teilweise 38. Brig. eindrangen. Den minimalen Verlust der 14. Brig. ermittelten wir chronologisch nach den Listen, daher bleibt mehr als unwahrscheinlich, daß sie irgendwie entscheidend auftrat. Ungenauigkeit der ersten Verlustlisten ohne Zeit- und Ortdaten stiftet notwendig Unklarheit, man muß sich aber auf die innere Logik der Verhältnisse verlassen. Bei unserer Bewunderung des Feldherrn Ludendorff wären wir die Letzten, ihm ein Blatt seines Lorbeers zu rauben; doch Bülows trockene Angabe, daß Ludendorff am 8. in Aachen persönlich einen halben Mißerfolg meldete, genügt für Richtigstellung der Legende, daß er und Emmich zuerst in Lüttich gemeinsam kampflos einzogen. Wenn ferner die Aachener 25er nachher die Stadt besetzten, so gewiß nur mit Teilen, denn sie besetzten zuerst Luxemburg und stießen nachher zum 8. K. in den Ardennen, ihre kleine V. L. Mitte August kann sich nur darauf beziehen. Nun versicherte aber damaliger amtlicher Protest gegen wahnwitzige Übertreibungen, daß der Lüttichkampf nur etwa 2000 kostete, dies stimmt genau zu unserer Abschätzung aus den V. L. Es kommt also nicht darauf an, ob wir möglichenfalls übertreiben und die Episode Ludendorff-Emmich in gewissem, beschränkten Sinne stattfand, sondern daß die amtliche Darstellung nach den Umständen unglaubhaft erscheint und nicht nur 34., sondern auch 27., 11., 38. Brig. am meisten zur Einnahme der Stadt beitrugen. Beiläufig soll Reitergeneral Bulow von eigener Hand gefallen sein, nicht durch Heckenschützen, was neuer Beweis wäre, daß manches nicht Erwähnte vorfiel. Eine spätere V. L. des 27. Rgts. bezieht sich chronologisch schwerlich auf Lüttich, auch so aber würde 14. Brig. keinerlei »schweren Verlust« gehabt haben. Leman aber könnte unmöglich geglaubt haben, er müsse Zitadelle und Brücken den Deutschen überlassen, wenn nur Auftreten der 14. Brig. ihn dazu bewog.
Das Haelengefecht führte wesentlich Garnier, gegen dessen Attackenbefehl sich Graf Schimmelmann sträubte, womit durchschimmert, daß nicht blinde Sturmritte dort ungewöhnliche Opfer kosteten. Daß bei Tirlemont nur 18. D. ernstlich focht, ist nach den hier deutlicheren V. L. falsch, nach welchen auch nirgends erwähnte Teilgefechte der Brandenburger seit 13. die Getta entlang liefen, sowohl bei 3. K. als 3. R. K. und sogar schon L. W. Teile mitfochten. – 10. R. K. führte bei Charleroi anfangs Graf Kirchbach, der aber gleich verwundet austrat. Es stimmt wohl kaum, daß 2. G. R. D. (»Garde« nur insofern, als General Süßkind und sein Stab aus Gardekreisen
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