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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Mit seinen breiten Schultern, seinem welligen, sonnengebleichten, blonden Haar und den Resten von Sonnenbräune sah er aus wie die Sorte Junge, die Reisegruppen ins Outback führt, breites Lächeln und abgedroschene Witze inklusive. Nur dass er im Augenblick weder lächelte noch Witze machte.
    »Mein Name ist Elena …«, begann ich.
    »Ich weiß, wer du bist«, unterbrach er mich. »Aber wo ist er? «
    »Nicht hier, wie man sieht.« Ich zeigte mit einer Armbewegung in die Runde. »In zwei Tagen hast du keinen Werwolf außer mir gerochen, was eigentlich Beweis genug dafür sein müsste, dass Clay nicht in der Nähe ist.«
    »Du bist also allein?« Der Sarkasmus in seiner Stimme machte aus der Frage eine Feststellung. Ich war der einzige weibliche Werwolf. Natürlich brauchte ich einen Beschützer, was wohl auch der Grund dafür war, dass ich mich zum Rudel geflüchtet und mir als Gefährten den Zweitkommandierenden des Alpha ausgesucht hatte – den übelsten, gefährlichsten Werwolf, den ich finden konnte.
    »Er hat einen Lehrauftrag«, sagte ich. »An der Georgia State University, die ganze Woche.«
    Sein finsterer Blick teilte mir mit, dass er den Scherz nicht zu würdigen wusste. Dabei hatte ich gar keinen gemacht – der üble und gefährliche Werwolf hatte einen Doktor phil. in Anthropologie und nahm gerade an einem Symposium über kultische Rituale im alten Ägypten teil. Doch das hätte mir Reese unter keinen Umständen geglaubt.
    »Schön«, sagte ich. »Du glaubst, er lauert irgendwo im Schatten, hält sich seit zwei Tagen windabwärts und außer Sicht. Unaufdringlich ist ein Wort, das im Zusammenhang mit Clay noch nie gefallen ist, aber okay, klar, bleiben wir im Moment bei der Theorie. Allerdings, wenn er nicht gelernt hat zu fliegen, dann ist der einzige Weg hier herauf die Leiter hinter mir, und du würdest ihn kommen sehen. Also nehmen wir uns doch eine Minute Zeit zum Reden. Der Grund dafür, dass ich jetzt seit zwei Tagen hinter dir her bin, ist, dass ich mit dir über …«
    »… South Carolina reden will.«
    »Stimmt.«
    »Ich hab diese Menschen nicht umgebracht.«
    »Weiß ich.«
    Er gestattete sich zwei Sekunden der Überraschung, und in diesen zwei Sekunden sah er aus wie ein Junge an seinem ersten Tag am College – einsam, verwirrt und in der Hoffnung, jemanden gefunden zu haben, der ihm helfen konnte. Dann wurde sein Gesicht wieder hart. Er war vielleicht nicht älter als ein College-Student, aber er war weder so naiv noch so optimistisch wie einer – nicht mehr.
    Ich redete schnell weiter. »Du bist letztes Jahr eingewandert und hast dich mit zwei Idioten namens Liam Malloy und Ramon Santos zusammengetan. Sie haben versprochen, sie würden dir das Nötige beibringen, was man für ein Werwolfdasein in Amerika wissen muss. Dann sind die ersten angefressenen Leichen aufgetaucht …«
    »Ich war’s nicht.«
    »Nein, sie waren’s, aber sie geben dir die Schuld dafür. Wir wissen …«
    Er schob sich rückwärts auf die Dachkante zu.
    »Nicht …«, begann ich. »Bleib einfach dort stehen. Noch besser, mach einen Schritt in meine Richtung.«
    »Mach ich dich nervös?«
    Ich fing seinen Blick auf. »Ja.«
    »Wenn einer vom Dach springt, das wäre wirklich eine Riesensauerei, die ihr dann aufräumen müsstet, oder? Viel besser, du beruhigst mich und nimmst mich mit in irgendein kleines Waldstück, wo das mit dem Begraben einfacher ist.«
    »Das war es aber nicht …« Ich hörte einen gereizten Seufzer durch meine Zähne zischen. »Schön. Du bist also überzeugt, dass ich dich umbringen werde. In diesem Fall wäre die einzige Frage also …«
    Er trat nach hinten … und fiel.
    Ich stürzte vor bis zur Dachkante, so schnell, dass ich fast mit dem Gesicht voran im Kies gelandet wäre. Das Herz in der Kehle, verfluchte ich mich dafür, dass ich so sorglos gewesen war, so flapsig …
    Dann sah ich das andere Flachdach, nur zwei Stockwerke tiefer, und Reese, der darüber hinrannte.
    Clay hätte jetzt einen dramatischen Satz gemacht. Ich verspürte das Bedürfnis, genau das zu tun, rief mir aber ins Gedächtnis, dass ich zweifache Mutter war und in wenigen Monaten vierzig sein würde. Mein Körper war der einer bionischen Dreißigjährigen, aber ich hatte außerdem Verantwortung meiner Familie, meinem Alpha und, was im Moment am wichtigsten war, diesem kleinen Trottel gegenüber, der umkommen würde, wenn ich mir jetzt den Knöchel brach und ihn nicht vor Liam und Ramon warnen

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