Bitte keine Rosen mehr
Geheimdienststelle ausgeheckt und in einem Labor bestückt, zum Gebrauch vor Ort.«
Ich seufzte. »Und Krom? Irgendwas in der Klappmanschette versteckt? Morseapparat? Giftpfeile?«
»Nein, er war sauber. Ich habe ihren Wagenschlüssel. Ich gehe jetzt nach unten und fahre ihn rauf.«
Er würde auch das Gepäck sorgfältig durchsuchen, sobald es auf ihren Zimmern war.
»Wo sind sie jetzt?«
»Melanie gibt ihnen besänftigende Drinks.«
»Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie mit dem Gepäck durch sind. Ich komme dann nach unten und mache mich mit unseren Gästen bekannt.«
»Okay, Paul. Bis später.« Er legte auf.
In seiner typischen Höflichkeit verzichtete er darauf, auf meine absurde Bemerkung einzugehen.
Es war nicht nötig, mich mit Professor Krom bekannt zu machen.
Leider waren wir uns bereits begegnet – und das mehr als einmal.
Das war der Grund des ganzen Ärgers.
Seine Worte, die mein Todesurteil hätten sein können, wie auch seines, klingen mir noch in den Ohren.
»Sie waren zu freundlich, Mr. Firman. Ich rate Ihnen dringend, in Zukunft keine Blumen zu schicken, wenn einer Ihrer Angestellten aufgerufen ist, vor das Antlitz seines Schöpfers zu treten.«
Das ist es, was er wirklich sagte, nicht was er jetzt behauptet, gesagt zu haben. Seinerzeit war keine Rede von all dem Unsinn über explodierende Blumen und Gefahrenzonen; und das Wort ›Schuld‹ ist bestimmt nicht gefallen, weder ›lächelnd‹ noch sonstwie.
Welche Schuld denn überhaupt? Nur ein Idiot würde mir in diesem Fall eine Schuld andichten wollen.
Ich bin nicht der Angeklagte.
Ich bin der Kläger.
2
P
rofessor Kroms Bericht über die Ereignisse, die ich beschreibe, ist ganz anders als meiner, und zwar hauptsächlich deshalb, weil Krom ihn unter dem Eindruck der Ereignisse in der Villa Esmaralda schrieb und noch zu aufgewühlt war, um klar denken zu können. Er ist schließlich ein älterer Herr und Explosionen nicht gewohnt. Es ist anzunehmen, daß mein Bericht in allen wesentlichen Punkten der ausgewogenere von beiden ist.
Dies vorausgeschickt, bleibt sein ursprüngliches Verdienst jedoch unbestritten und sollte als das gewürdigt werden, was es ist: ein Triumph des Zufalls über alle Wahrscheinlichkeit und, jedenfalls aus seiner Sicht, als Nachweis für einige seiner Theorien. Seine Sturheit und sein fotografisches Gedächtnis erlaubten ihm, zwei verschiedene Leute, die er auch unter ganz verschiedenen Umständen kennengelernt hatte, plötzlich als ein und dieselbe Person zu entlarven.
Ich war diese Person, und die Nachricht von der erfolgten Identifizierung erreichte mich vor zwei Monaten während eines der Seminare über Steuerparadiese, die von der Symposia S.A. veranstaltet werden.
Der Ort war Brüssel.
So weit, so gut. Ich bin in Verruf geraten und möchte nun meine Weste möglichst reinwaschen. Ich möchte klarstellen, daß weder die Firmen der Symposiagruppe – die Symposia A.G. die Symposia S.A. die Symposia N.V. und die Symposia (Bermuda) Ltd. – noch die ihr angeschlossene beratende Körperschaft, das Institut für Internationale Anlage- und Treuhandberatung in irgendeinem Land oder in irgendeiner Weise gegen bestehende Gesetze verstoßen oder diese untergraben. Nicht einmal unsere schärfsten Konkurrenten im Bereich der Anlage- und Treuhandberatung haben gewagt, aus Kroms sogenannten ›Enthüllungen‹ für sich Kapital zu schlagen. Die Idee ist schlechthin absurd, und wer dies noch immer bezweifelt, braucht nur einen Blick auf die lange Liste der Banker, Treuhänder, Anwälte für Internationales Recht sowie Steuerexperten zu werfen, die am April-Seminar teilnahmen, und auf die Namen der Sachverständigen – allesamt hoch angesehen in der internationalen Geschäftswelt –, die zu hören sie gekommen waren. Männer dieses Schlags verstehen und achten das Recht. Mit Kriminellen zu paktieren wäre das letzte, was sie tun würden.
Das Thema jenes Seminars war von ziemlich allgemeinem Interesse, ein Überblick über die diversen Anti-Steuervermeidungsgesetze, die derzeit von einigen mißgünstigen westlichen Regierungen eingebracht werden, und die Anzahl der angemeldeten Teilnehmer war hoch. Sie belief sich auf einhundertdreiundzwanzig. Wer töricht genug sein sollte, anzunehmen, die Organisation derartiger Veranstaltungen mache selbst schon reich, den dürfte es interessieren, zu erfahren, daß Symposias Reingewinn für die Arbeit jener Woche bloß zwanzigtausend Dollar betrug. Niemand kann behaupten,
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