Bitterfotze
sind inzwischen fast zerschlissen), in der man sich entweder dazu entschließen muss, neue Laken zu kaufen, vielleicht ein Kind zu haben und für immer mit der Verrücktheit des anderen zusammenzuleben – oder die Ehe ihren natürlichen Tod sterben zu lassen (die Laken wegwerfen) und wieder von vorne damit zu beginnen, »Bäumchen wechsle dich« zu spielen.
Ihre Ehe ist ein wenig eingeschlafen, und die Folge ist, dass die Welt plötzlich voller interessanter und zugänglicher Männer zu sein scheint. Eine ständige brennende Sehnsucht nach Sex, nach Champagner und feuchten Küssen.
Ich lese es und muss mich damit abfinden, dass meine Tagträume von anderen Dingen handeln. Vom Alleinsein, von Zeit und Stille.
Champagner und feuchte Träume, wunderbarer Sex mit unbekannten Männern – das ist wie Dallas. Wie damals, als ich mir einen Stringtanga gekauft habe, um es auszuprobieren. Johan und ich, wir mussten so lachen, dass uns die Tränen kamen, als wir meinen Hintern im Spiegel sahen – und den kleinen weißen Strick, der zwischen den Pobacken einschnitt. Es sah unglaublich blöd aus. Wie eine Sue-Ellen-Frau oder Lill Babs.
Tatsache ist, dass ich im Umkleideraum des Sportstudios immer kichern muss, fast alle tragen Strings. Es ist gleichgültig, wie trainiert und wohlgeformt die Pos sind, ich stelle mir immer die Kackeflecken vor, wo sie am meisten einschneiden. Stringtangas sind ganz einfach hässlich. Und ich bin zurzeit überhaupt keine vögelnde Stringtangafrau. Im Gegenteil, eine allein reisende Baumwollslip-Bitterfotze, die bald eine ganze Woche lang ausschlafen darf! Nirwana.
Am Flughafen in Teneriffa wartet ein Bus, der uns zum Hotel bringen soll. Eine Reiseleiterin informiert uns über all die Ausflüge, die angeboten werden und an denen wir teilnehmen können. Am nächsten Tag findet zum Beispiel ein Stadtspaziergang statt. Mich überkommt eine Art Glücksgefühl. Hier sitze ich, allein und ziemlich gut gelaunt. Ich schaue die anderen im Bus an. Hauptsächlich ältere Paare jenseits der Lebensmitte, eine Familie mit Kindern und dann ich. Ich falle auf und tue so, als würde ich die fragenden Blicke der anderen nicht bemerken. Versuche mich daran zu erinnern, dass es nur ein Gastspiel ist. Das Flugangstmädchen und ihr Freund sitzen ein paar Bänke vor mir.
Sie schauen schweigend zum Fenster hinaus, und ihr Mangel an Gesprächsthemen lässt mich erkennen, wie wunderbar es ist, allein zu sein. Dass ich nicht neben jemandem (Johan) sitzen und mich anstrengen muss, Konversation zu machen. Oder von seinem Schweigen gestresst werde. Warum haben wir kein Gesprächsthema? Sind wir vielleicht unglücklich und wissen es nur noch nicht?
Im Hotel bin ich wieder überglücklich. Von meinem Balkon aus sieht man das Meer und die Berge. Hier gibt es Platz und Zeit für ununterbrochene Gedanken. Und im Badezimmer ist eine Badewanne! Ich werde diese Woche jeden Abend lange, heiße Bäder nehmen!
Ich gehe ins Restaurant und bestelle Paella und Mineralwasser. Am Tisch vor mir sitzt ein älteres deutsches Paar. Sie trägt ein hellrosa Kostüm, hat blondierte Haare und den Mund einer Alkoholikerin. Außerdem hochhackige Schuhe, in denen sie noch mehr schwankt. Er hat eine Brille und graue Haare. Sieht unzufrieden und ein bisschen intellektuell aus. Sind sie zum Saufen hier oder wollen sie ihren Alkoholmissbrauch heilen? Sie lallt, und als der Kellner kommt, um die Bestellung entgegenzunehmen, nimmt ihr der missmutige Mann die Karte aus der Hand und bestellt. Es ist eine aggressive Geste, aber sie tut so, als wäre nichts, und lächelt ihn an und schlägt die Beine übereinander. Er lächelt nicht zurück, und nach einer Weile lächelt auch sie nicht mehr und sieht plötzlich unendlich traurig aus. Ich kann es nicht lassen, sie anzustarren, und habe so viele Fragen. Wie lange fühlt sie sich schon nicht geliebt, hat sie vielleicht deshalb angefangen zu trinken?
Einmal, als zufällig ein paar meiner Freunde gleichzeitig in ihren Beziehungen unglücklich waren, habe ich die Männer gefragt, ob sie sich geliebt fühlten oder nicht. Alle außer zweien antworteten, dass sie sich sehr geliebt fühlten. Unter meinen weiblichen Bekannten waren die Antworten nicht so eindeutig. Es gab immer einen Zweifel, auch wenn sie sich meistens geliebt fühlten. Aber der kleine Unterschied zwischen immer und meistens ist bedeutungsvoll. Warum erscheinen die Männer so viel sicherer in ihrem Gefühl, geliebt zu werden, als die Frauen?
Das
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