Bittersueße Sehnsucht
gesamten Körper aus.
***
„…aber wirklich nur einen kurzen Moment, sie schläft noch…“, drang eine strenge Stimme an mein Ohr. Einen Augenblick später spürte ich eine weiche, warme Hand auf meiner. Zärtlich strich sie immer wieder über meinen Handrücken und die zarte Berührung eines Kusses auf meiner Stirn bewirkte, dass meine Sinne langsam schärfer wurden und ich vorsichtig die Augen öffnete. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis die verschwommen Umrisse sich zu einem geschärften Bild verwandelten. „Ryan?“ Meine Stimme klang rau und fremd.
Seine stahlblauen Augen glänzten feucht, als sie mich besorgt und doch so voller Liebe betrachteten. „Mein Gott Mila…jag mir bitte nie wieder so einen Schrecken ein – okay?“ Er lachte kurz, doch es klang ziemlich blechern. Ich schloss kurz die Augen und seufzte, als er sanft über meine Stirn strich.
Doch dann kamen die schrecklichen Erinnerungen schlagartig zurück und mein Körper versteifte sich unwillkürlich. „Hey…Wildkätzchen…keine Sorge, sie kann dir nichts mehr tun – du bist in Sicherheit.“ Seine warme, flüsternde Stimme vibrierte in meinen schmerzenden Gliedern. „Was…was meinst du?“ Es strengte mich sehr an, einen geraden Satz zu formen, aber ich musste wissen, was seine Aussage bedeuten sollte. „Hier ist jemand, der dich unbedingt sprechen will.“ Er blickte sich kurz um, sah dann aber sofort wieder zu mir. „Falls es dir aber zu anstrengend ist…“, fügte er schnell hinzu, doch ich schüttelte den Kopf. „Schon in Ordnung.“
Wieder wandte Ryan den Kopf und nickte in Richtung Tür. Hinter ihm erschien Chrissie. Ich runzelte irritiert die Brauen. Was wollte ausgerechnet sie hier?
Sie trat einen Schritt an mein Bett heran und blickte verunsichert auf mich herab, während sie sich verbissen an ihre Handtasche klammerte. Ryan stand auf und machte ihr Platz. Als mein Blick ihm ängstlich folgte, trat er erneut an das Bett heran und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Keine Sorge mein Schatz, ich bin gleich wieder da…ich lass dich nicht noch mal allein!“ Seine Worte beruhigten mich etwas, doch ich blickte ihm trotzdem noch nach, als er das Zimmer verließ.
„Hallo Mila...“ Chrissies zitternde Stimme bewirkte, dass ich sofort meine volle Aufmerksamkeit auf sie richtete. Sie ließ sich zögernd auf dem Stuhl neben meinem Bett nieder. Ich hob fragend die Brauen. Eigentlich hatte ich keine Lust, mich mit ihr zu unterhalten. Immerhin hatte ihre Freundin versucht mich umzubringen.
„Hör mal…“ Sie rutschte nervös auf der Sitzfläche herum. „Erstmal, möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich hatte ja keine Ahnung…dass sich die Sache so entwickelt…ich meine, wer hätte gedacht, dass Kirsten so ein kranker Psycho ist.“ Sie holte tief Luft, ehe sie weitersprach. „Ich dachte, sie ist nur verliebt in Ryan, aber dann hat sich herausgestellt, dass sie besessen von ihm war. Das war auch einer der Gründe, warum sich ihr Freund von ihr getrennt hat. Als sie mich darauf angesetzt hat, dich auszuspionieren, hab ich mir noch nicht viel dabei gedacht. Aber die Gesichte auf dem Klo im
Rich
…“ Chrissie sog scharf Luft ein und richtete ihren Blick auf mich. „das war nur erfunden. Sie wusste, dass du da drin bist und hat das alles geplant. Und als sie ihm nachgereist ist, hat sie ihre große Chance gewittert, ihn wieder für sich zu gewinnen – bis du aufgetaucht bist.“
Während sich ihre Worte langsam zu sinnvollen Sätzen in meinem Gehirn zusammenfügten, traten mir Tränen in die Augen. Chrissies Miene zeugte von ehrlicher Reue, als sie sich auf die Lippen biss und ihre Augen ebenfalls nass glänzten. „Ich weiß, ich kann nie wieder gut machen, was geschehen ist – aber glaub mir, wenn ich könnte, würde ich es sofort tun.“ Eine erste Träne rollte über ihre Wange. „Kirsten war so nett zu mir…und…ich hatte noch nie richtige Freunde – ich dachte…“ Ihre Stimme brach ab und sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich will dir damit nicht die Ohren vollheulen…das war nicht meine Absicht. Du bist eine tolle Frau und Ryan liebt dich wirklich und…ich hoffe, dass ihr zusammen glücklich werdet!“ Als sie gerade aufstehen wollte, hielt ich ihre Hand fest und sah ihr in die Augen. Eigentlich hätte ich wütend auf sie sein sollen, doch wie sie so vor mir stand – ein Häufchen Elend, das der falschen Person vertraut hatte, nur weil sie Annerkennung gesucht hatte…Sie
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