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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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den dicken
Wollpulli warf ich über den Stuhl und schlüpfte in mein stretchiges waldgrünes
Samtkleid, das auf dem Kleiderständer hing und mir ohne längerer Überlegung als
die beste Wahl erschien. Dieses Kleid war zweifellos mein Lieblingsstück. Es
hatte ein tiefes Dekollete und war sehr körperbetont geschnitten. Tom nannte
das Kleid "das Sirenenkleid", weil es ab der Kniehöhe immer breiter
wurde und mit einer kleinen Schleppe endete, die tatsächlich wie ein Nixenschwanz
aussah. Das Kleid stand mir ausgezeichnet und ich trug mein langes, hennarotes
Haar offen dazu. Ich zog noch die schwarzen Pumps an, obwohl ich am liebsten
meine bequemen Schnürstiefel anbehalten hätte. Mit hohen Absätzen ist es nicht
einfach das Pedal beim Flügel zu bedienen, aber flache Schuhe würden zu diesem
glamourösen Kleid absolut daneben aussehen. Im großen Wandspiegel schaute ich
mich prüfend an und schminkte meine Lippen mit dunkelrotem Lippenstift.
Praktischerweise trug ich schon Make-up und ich musste nicht viel nachbessern.
Die Augen zeichnete ich noch mal dick mit schwarzem indischen Kajal nach, was
immer sehr dramatisch aussah. Noch ein wenig Puder auf die Nase und Stirn und
ich war fertig. Ich drehte mich hin und her und überprüfte argwöhnisch, ob ich
bereit für den Auftritt war. Zum Glück musste ich mich nicht einsingen, ich
hatte den ganzen Nachmittag Proben gehabt und es war sowie so schon spät, so dass ich
mich schwungvoll zu der Tür begab. Während ich noch ein wenig an dem BH zupfte,
öffnete Tom meine Tür und klopfte erst an, als er schon frech grinsend im Raum
stand.
    "Du
siehst gut aus in dem Kleid, habe ich dir das schon gesagt?"
    "Ja,
hast du, aber trotzdem danke. Wie sieht es in der Bar aus?", fragte ich
gut gelaunt, als wir Küsschen auf die Wange ausgetauscht hatten. "Tote
Hose heute Abend, zur Zeit nur zwei Gäste. Wahrscheinlich liegt es an dem
Schnee. Einige Flüge wurden schon abgesagt und die Taxis brauchen Stunden, um
durch die Stadt zu kommen", antwortete Tom gleichgültig.
    "Ist
nicht schlimm, dann können wir einen gemütlichen Abend verbringen und unter uns
bleiben", erwiderte ich und stellte mich neben Tom vor den großen Spiegel.
"Wenn du ein Hetero wärest, würden wir ein tolles Pärchen abgeben",
betrachtete ich zufrieden unser Spiegelbild. Tom richtete sich unbewusst noch
mehr auf, weil ich mit meinen Schuhen etwas größer war als er.
    "Ach
was, vergiss es! Ich würde dich gleich am Anfang flachlegen und danach
ignorieren. Du würdest dir die Augen ausweinen und Monate brauchen, um über
mich hinwegzukommen und danach würde die Arbeitsatmosphäre zwischen uns so
unangenehm werden, dass du kündigen müsstest und dein Leben wäre um eine große
Freundschaft ärmer", erklärte mir Tom in einem Atemzug und mit einem
gespielt überheblichen Tonfall.
    "Könnte
es sein, dass du deine Wirkung auf Frauen leicht überschätzt? Solche Jünglinge
wie dich gönne ich mir zum Frühstück", lachte ich und kniff ihn in den
Hintern. Er kreischte auf und fast hätten wir angefangen maßlos rumzualbern,
wie so oft während der Arbeit, wenn uns mein Blick auf die große Uhr über dem
Spiegel nicht ermahnt hätte, dass es schon halb elf war.
    "Dann
wollen wir mal", sagte ich ernst und ging zur Tür. Tom folgte mir und
hielt mir die schwere Tür auf, während ich die Schleppe beim Laufen hochhielt.
"Hast du schon gehört, wer heute in der Stadt ist und in unserem Hotel
schläft?" fragte er nebenbei.
    "Nein,
wer denn?", erwiderte ich nur mässig interessiert.
    "Diese
amerikanische Band, mit ihrem geilen Sänger Robin." Robin! Ich
blieb augenblicklich stehen und wie in der Zeitlupe drehte ich mich zu Tom. Bei
seinen Worten machte mein Magen einen schmerzhaften Purzelbaum und ich bekam
weiche Knie, wie vor einem wichtigen Auftritt.
    "Bist
du sicher?", fragte ich mit aufgeregter Stimme. "Oh ja," nickte
er entschlossen. "Martin vom Empfang sagte mir, dass sie am frühen Abend
eingecheckt haben. Hast du nicht die Mädels bemerkt, die vor dem Hotel Wache
halten?"
    "Nein,
ich bij nur reingeeilt, um nicht zugeschneit zu werden. Was macht die Band hier? Ich
habe keine Plakate gesehen, die ein Konzert angekündigt hätten", verhörte
ich ihn weiter und bemühte mich, lässig zu klingen. Wir standen in dem Gang und
ich lehnte mich vorsichtig an die Wand.
    "Sag
mal, geht es dir gut?" fragte Tom, als er merkte, wie blass ich geworden
bin. Ich konnte es nicht fassen, dass ich so aufgeregt war! Ich dachte, es

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