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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Major Folliot, hat er Ihnen den Hals gerettet, wie es seine Gewohnheit ist.«
    Clive errötete erneut. Er mußte zugeben - wenigstens sich selbst -, daß er mehr als einmal von Horace Hamilton Smythe gerettet worden war. Dazu sagte er jedoch nichts zu Philo Goode.
    »Sie werden einsehen, daß Sie sich einer ernsthaften Schlägerei bis zum bitteren Ende von der Hand meiner - Gäste gegenübersahen.« Goode nickte in Richtung auf den benachbarten Raum. »Eine ernsthafte Schlägerei bis zum bitteren Ende«, wiederholte er, »zum Krüppel geschlagen - oder sogar totgeschlagen.«
    »Ich habe mich ganz gut geschlagen, danke sehr.«
    »Das haben Sie tatsächlich. Ich war äußerst beeindruckt von Ihrer Vorstellung, Major Folliot.« Goode erhob sich und schlenderte zu einem Vorhang, der von der Decke bis zum Fußboden reichte. Mit einem einzigen Schwung des Arms zog er ihn beiseite und gab damit das Innere der Kneipe dem Blick frei. Der lange Spiegel hinter der Theke war von der Rückseite her durchsichtig; jeder im Büro konnte so die Vorgänge im Etablissement beobachten, ohne selbst bemerkt zu werden.
    »Sie sind nicht mehr der Schwächling, der London im Jahre 1868 verließ, um den Bruder zu suchen, Major.«
    »Was wissen Sie von meinen Abenteuern, Herr Goode? Und welche Rolle spielten Sie dabei? Einen Falschspieler? Einen Scharlatan, der auf einem Mississippidampfer arbeitete?«
    »Alles das, ja«, gab Goode zu. Er kehrte zum Tisch zurück, zog erneut an der Zigarre, stieß eine dicke blaue Wolke aus und tippte die Asche in einen schweren Aschenbecher. »Alles das und noch mehr, sollte ich vielleicht hinzufügen.«
    »Sollten Sie vielleicht hinzufügen, in der Tat, Sir! Sie sind mit dem Dungeon verbunden. Ich sah Sie auf der Ebene, die ich nur als«, - er errötete, als er das Wort aussprach -, »Hölle beschreiben kann.«
    »Nun, man hat seine Pflichten, Major Folliot. Man hat seine Pflichten.«
    »Sind Sie der Herr des Dungeon?«
    Goode brach vor Lachen schier im Stuhl zusammen. Als er sich wieder erholt hatte, sagte er, noch immer kichernd: »Ich - der Herr des Dungeon? Nun, eine Katze kann sehr wohl den König ansehen(* Altes englisches Sprichwort. Es bedeutet, daß ein Geringer sehr wohl etwas in der Gegenwart eines Höhergestellten tun kann. Anm. d. Übers. ). Ein Straßenjunge kann einen Senator beneiden. Oh, ich bin weit, weit davon entfernt, der Herr des Dungeon zu sein.«
    »Sind Sie mit den Ren verbündet? Mit den Chaffri? Mit den Gennine?«
    »Ah, jetzt stellen Sie mir etwas realistischere Fragen. Ja, ich bin mit - einer Gruppe verbündet.«
    »Und mit welcher? Und zu welchem Zweck?«
    »Sie werden alles erfahren, was Sie wissen müssen, Major Folliot - wenn Sie es wissen müssen.«
    »Ich sehe, daß ich von Ihnen keine Genugtuung erhalte, Herr Goode. Es wäre verlockend, direkt gegen Sie vorzugehen - ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, daß Sie kein gutes Ende nähmen -, aber im Augenblick will ich einfach nur Abschied von Ihnen nehmen. Guten Tag, mein Herr - oder sollte ich sagen: gute Nacht?«
    Clive stand auf und schlenderte zurück zur Tür.
    Philo Goode bewegte sich rascher als Clive, aber anstatt ihm den Weg zum Ausgang zu verstellen, ging er zum Spiegel, der den äußeren Raum zeigte. »Sehen Sie hinunter, ehe Sie gehen, Major Folliot! Sehen Sie genau hin!«
    Clive starrte die Glaswand an. Er sah keine von Säufern und Huren erfüllte Kneipe, sondern eine Grube mit brüllenden und tanzenden Flammen.
    »Das ist die Hölle!« rief Clive aus.
    »Sie würden dort draußen keine fünf Minuten überleben, Major Folliot. In der Tat, nicht eine Minute. Aber es gibt einen anderen Ausgang.« Er beugte sich hinab und zog die Ecke eines Orientteppichs hoch. Darunter zeigte sich eine Falltür mit einem schweren Eisenring.
    Ächzend hob Philo Goode die Falltür an. Eine steinerne Treppenflucht führte hinab in die Dämmerung.
    »Ich soll da hinabsteigen? Um mich etwas Unbekanntem zu stellen? Vielleicht dem Tod?«
    »Major Folliot, hätte ich Ihnen den Tod gewünscht, so wären Sie schon längst unwiderruflich tot, dessen versichere ich Sie. Nehmen Sie mein Wort dafür. Bitte, steigen Sie diese Stufen hinab. Es ist der einzige Weg hinaus - für Sie.«
    Clive zögerte. Er dachte kurz daran, den gleichen Weg hinauszugehen, den er hereingekommen war. Vielleicht war der Blick auf das flammende höllische Inferno ein Trugbild, ein Trick, um ihn in die Irre zu führen. Aber daran glaubte er nicht. Er trug noch immer

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