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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Er konnte noch eine Weile länger auf dem Eis bleiben, aber nur eine Weile. Und dann ...
    »Ich möchte es anders ausdrücken«, knarrte der Cyborg mechanisch. »Wenn der Eisberg ein fester Block wäre, gäbe es nur wenig Unterschiede in der Dichte. Statt dessen entdeckte ich einen großen Unterschied. Meine Schlußfolgerung lautet daher, daß diese Unterschiede Zonen größerer Dichte als gewöhnliches gefrorenes Wasser umfassen und daß der Eisberg mithin Objekte, Artefakte oder sogar eingefrorene Wesen umschlossen hält.«
    Chang Guafe zog die Füße unter den Körper, erhob Kopf und Rumpf übers Eis, so daß er Clive Folliot ins sorgenvolle Gesicht sah.
    »Der Eisberg enthält gleichfalls Nischen von weit geringerer Dichte als gewöhnliches gefrorenes Wasser. Nischen von derart geringer Dichte, daß sie meiner Schlußfolgerung nach tatsächlich Luft enthalten müssen. Es sind entweder Höhlen oder Räume.«
    Höhlen oder Räume! Der Eisberg mochte einen Weg zur Menschheit darstellen, zur Zivilisation! Vielleicht zu den Q'oornans oder den größeren Herrschern des Dungeon, den Chaffri, den Ren oder sogar zu den mächtigsten und rätselhaftesten von allen, jenen Wesen, die als Gennine bekannt waren -von denen es hieß, daß sie die wirklichen Erbauer des Dungeon seien.
    Wenn nicht -nun gut, er mochte zumindest zeitweilig Schutz vor der Kälte und dem Wind bieten, der über das Eis fegte. Er könnte für Clive Folliot einige weitere
    Stunden des Überlebens bedeuten, Stunden, die er und Chang Guafe zum Versuch nutzen sollten, einen Weg hinaus aus diesem schrecklichen Gebiet zu finden. Wenn Clive und Chang Guafe die gegenwärtige Kälte überleben würden, könnten sie vielleicht mit Annabelle Leigh Kontakt aufnehmen -Clives Ururenkelin -und mit Horace Hamilton Smythe, mit Sidi Bombay, mit jedem Teilnehmer ihrer schicksalsgeprüften Expedition, der noch lebte.
    Aber Annabelle Leigh hatte bereits Kontakt mit ihnen aufgenommen! Das sonnenglitzernde Flugzeug, das sie von den kaiserlichen Marinesoldaten am Neuen Kwaja-lein-Atoll hatte mitgehen lassen -was war damit geschehen? Wo waren die Nakajima und Annie abgeblieben?
    »Dann los, Chang Guafe! Du zeigst den Weg und bringst uns zu deinem wundervollen Eisberg!«
    Chang Guafe ließ sich zwischen den Zwillingsreihen langer metallener Gliedmaßen nieder und klapperte in Richtung auf die schimmernde Kugel der Sonne davon.
    Clive ging neben dem fremdartigen Cyborg. Der Cyborg ging raschen Schritts, aber Clive konnte mithalten und war froh um die Übung, die ihm die Gliedmaßen wärmte. Er wußte aber auch, daß die Kälte seine Kraftreserven schwächte und daß dieselbe Übung, die Wärme spendete, gleichzeitig dazu führte, daß sich die Energiereserven allmählich erschöpften. Aber wenn sie zurückblieben und passiv das Ende erwarteten, würden sie auch nichts gewinnen.
    Bemühe dich bis zum Ende! Kämpf bis zuletzt! Wenn der Tod dann doch käme, hätte er, Clive, zumindest das Leben in seiner ganzen Fülle gelebt, bis zum letzten Atemzug, bis zum letzten Herzschlag.
    Clive stolperte und griff mit einer Hand nach Chang Guafe. Der Cyborg hatte Clives wachsende Erschöp-fung wahrgenommen und ihm angeboten, ihn zu tragen, aber Clive hatte aus Chang Guafes Verhalten geschlossen, daß das Fremdwesen gleichfalls schwächer wurde. Seine Kraft war gewaltig, aber desgleichen sein Verlangen nach Energie. Und ohne Nahrung und Treibstoff, lediglich sich übers Eis vorankämpfend, näherten sich beide der völligen Erschöpfung.
    »Wesen Clive«, sagte Chang Guafe.
    Clive umklammerte eine von Chang Guafes metallgeschützten Gliedmaßen nahe an der Stelle, wo sie in den Körper überging. Er wußte, daß das Metall verheerend kalt war, aber die eigenen Hände waren bereits so taub, daß er's nicht mehr spürte.
    »Wesen Clive«, wiederholte Chang Guafe, »kämpf dich weiter! Unser Ziel ist in Reichweite!«
    Clive hob die Hand an die Augen. Sie gingen direkt in die Sonne. Der leuchtende verschwommene Kreis hatte sich die ganze Zeit über kaum bewegt, während sie darauf zugegangen waren. Er schien weder aufzusteigen noch zu sinken, sondern auf ein Viertel Höhe am Himmel auf sie zu warten, ewiger später Nachmittag oder früher Morgen -Clive konnte nicht sagen, was von beidem zutraf.
    Könnte er mentale Telepathie dazu benutzen, seinen Freund George du Maurier oder jemand anderen seiner Bekannten in London zu erreichen -von seinem Schatz Annabella Leighton bis hin zu seinem Verleger

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