Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
krawattenlose Hemd war von gleicher Farbe. Der Mann war dermaßen groß, daß weder die Ärmel des Mantels noch die Aufschläge der Hose an den üblichen Stellen saßen, sondern weit über den Hand- und Fußgelenken endeten. Die Schuhe waren dick besohlt und schwer.
    »Du hast eine Entdeckung gemacht, Wesen Folliot«, krächzte Chang Guafe.
    »Habe ich in der Tat«, entgegnete Clive. »Habe ich in der Tat!«
    »Hast du einen Vorschlag, wie wir vorgehen sollen?« fragte der Cyborg.
    »Chang Guafe!« Clive wandte dem Fremdwesen schließlich das Gesicht zu. »Könntest du unter deinen vielen Werkzeugen und Organen eines finden, das uns erlaubt, diesen Burschen aus dem Eis zu befreien?«
    »Ihn befreien?« fragte Chang Guafe. Er eilte an die Wand aus Eis und spähte mit einem Sensor hinein, der verflucht noch mal genauso aussah wie das Fernrohr eines Kapitäns. »Ihn befreien?« fragte Chang Guafe erneut. »Woher weißt du, daß er lebt, Wesen Folliot? Und wenn er lebt, woher weißt du, daß er's gut mit uns meint und nicht böse?«
    »Ich weiß nicht, ob er lebt. Ich nehme es einfach an. Und was das Böse betrifft: Wie könnte unsere Notlage noch schlimmer werden, als sie's schon ist? Wie die Dinge jetzt stehen, werden wir beide vor Erschöpfung sterben. Wenn wir diesen Gefangenen befreien -wer weiß, welchen Gefallen er uns täte, allein aus reiner Dankbarkeit? Ich denke, Chang Guafe, daß dieser Bursche unsere letzte und einzige Hoffnung ist. Aber um herauszufinden, ob er lebt und ob er gutwillig oder böse ist, müssen wir ihn aus dem eisigen Gefängnis befreien. Die Frage ist, Chang Guafe: Kannst du das tun?«
    Chang Guafe stieß jenen schauderhaften kratzenden Laut aus, der Clive Folliot stets an ein Stück Kreide erinnerte, das über eine polierte Platte kreischt und der bei Chang Guafe ein Gelächter bedeutete. »Kann ich's tun, Wesen Folliot? Natürlich kann ich's tun!«
    »Dann, im Namen aller Heiligen, Chang Guafe: Steh hier nicht zitternd rum!«
    Clive trat beiseite, um dem Fremdwesen einen besseren Zugang zu der Wand aus Eis zu verschaffen, worin die hochaufragende menschliche Gestalt gefangen war. Er sah ehrfürchtig zu, wie das Fremdwesen die Form veränderte und sich anspannte. Er straffte offenbar nicht nur die metallenen Teile, also den mechanischen Teil des Körpers, sondern konstruierte in einem winzigen Maschinenladen innerhalb einer Höhle des Körpers auch die Teile und Mechanismen, die bald ins Spiel kämen.
    Schließlich streckte Chang Guafe der Wand ein Instrument entgegen, das an ein rotierendes Sägeblatt erinnerte.
    Das Blatt wirbelte umeinander.
    Chang Guafe drückte es gegen das Eis.
    Ein ohrenzerreißendes Kreischen durchschnitt die Luft, ein Kreischen, das nicht aus der Kehle eines Menschen oder Tiers oder eines Fremdwesens kam, sondern aus dem Eis selbst, während das Sägeblatt seinen Weg durch die Wand nahm. Chang Guafe führte das Blatt zunächst vertikal, wobei er eine derart gerade Linie schnitt, daß sie Clive Folliot mit einem Lot nicht perfekter hätte ziehen können.
    Chang Guafe streckte eines seiner Teleskoporgane aus und zog die Linie so hoch wie der Kopf des erfrorenen Mannes, dann ein wenig höher, um etwas großzügiger zu messen. Dann drehte er das Blatt in horizontale Richtung und schnitt das Eis weiter auf, bis es an der Zeit war, das Blatt erneut zu wenden und es zurück auf den eisigen Boden der Höhle zu ziehen.
    Im Nu hatte Chang Guafe aus der Wand einen riesigen Eiswürfel herausgeschnitten, worin die erfrorene Gestalt des Riesen eingebettet lag wie eine Fliege im Bernstein. Chang Guafe stemmte den Würfel aus der Nische in der Wand und legte ihn auf den Boden, so daß die erfrorenen Augen des Riesen unaufhörlich zum Dach der Eishöhle starrten.
    Während Clive Folliot ehrfürchtig zuschaute, stellte Chang Guafe im internen Maschinenladen ein gewebegleiches metallenes Netz her, das er über den riesigen Eiswürfel streifte. Es ertönte ein Summen. Das Netz glomm zunächst rosafarben, dann rot, schließlich weiß-lich-orange.
    Mit wahrnehmbarer Geschwindigkeit schmolz der Eisblock.
    Wasser tropfte vom Eisblock, gerann zu Pfützen und gefror schließlich wieder auf dem eisigen Boden der Höhle. Bald bildete sich eine Dampfwolke um den Block und trübte den Blick auf die Gestalt darin. Aber im letzten Augenblick, ehe der unbewegliche Riese verschwand, spürte Clive, wie ihm ein Schlag geistiger Energie durch den Körper lief.
    Er hatte den Blick des erfrorenen Mannes

Weitere Kostenlose Bücher