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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gott steht, der euch schuf, oder von dem ihr euch vorstellt, daß er's getan hat, so steht meine Art euch gegenüber. Meine Art, von der ich das einzige Exemplar bin, dank der Schlechtigkeit des Mannes, der mich herstellte und der dann die Gefährtin sowohl erschuf als auch zerstörte, um deren Gesellschaft meine Gebete einzig und allein gefleht hatten!«
    Mit flammenden Augen wandte sich das Ungeheuer an Clive. »Du, Clive Folliot, du überraschst mich.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich hatte schlecht von dir gedacht, Clive Folliot.«
    »Das hast du in der Tat! Du hast versucht, mich zu ertränken, indem du mich aus dem Boot warfst, das Chang Guafe gebaut hatte.«
    »Ich besitze eine Vorliebe fürs Ertränken, Clive Folliot. Stelle nicht meine Geduld auf die Probe! Nichtsdestoweniger habe ich eine Menge von deinem Bruder Neville Folliot erfahren, und es ist jedem einigermaßen vernünftigen Beobachter klar, daß du von ihm verletzt und beleidigt wurdest. Du hättest ihn einfach dadurch seinem Schicksal überlassen können, daß du ihm die Hilfe verweigertest - ohne aktiv zu seinem Schaden beizutragen, Clive Folliot -, und du hast ihm dennoch diese Hilfe erwiesen. Sage mir, Clive Folliot, warum du das getan hast. Ich bin verwirrt. Ich hatte dich jenen Sterblichen zugeordnet, deren schlechte Taten nicht der geringsten Beachtung wert sind, außer daß sie unter dem Absatz eines Rächers zertreten werden, so wie eine hilflose Ameise unter dem Stiefel eines Bauernlümmels zerquetscht wird. Ich hatte dich nicht mehr moralischer Beachtung für wert befunden als dieses glibberige zitternde Ding, das in deinem Käfig kauert.«
    Das Ungeheuer hielt inne und zeigte dramatisch auf den Chaffri, der sich an die Stangen gedrückt hatte und zitterte und leise und erbarmungswürdig wimmerte.
    Clive wollte dem Ungeheuer antworten, aber ehe er sprechen konnte, setzte es seine Tirade fort. »Du wurdest am heftigsten beneidet, warst das Opfer der gräßlichsten Beleidigungen und Beschimpfungen seitens deines Bruders. Und dennoch zeigtest du eine selbstlose Sorge um sein Wohlergehen und sein Überleben. Warum, Clive Folliot, warum? Du bist ein Mitglied der privilegiertesten und am meisten unterdrückenden Klasse der verdorbensten und verwöhntesten Gesellschaft auf dem Antlitz der Erde, und dennoch ist dein Handeln von selbstlosem Mitgefühl bestimmt. Verstehst du eigentlich, was dich in deiner Brust dazu bewegte, so zu handeln? Besitzt du eigentlich einen Sinn für Moral, der meiner Beachtung wert ist? Sag mir das, Clive Folliot. Sprich!«
    Ehe das Ungeheuer Atem holen und fortfahren konnte, brachte Clive seine Antwort heraus. »Ich habe ihn um eines kleinen Kätzchens willen gerettet, Ungeheuer. Das ist alles.«
    Das Ungeheuer holte tief Luft. Aber ehe es eine neue Rede vom Stapel lassen konnte, legte Neville Clive eine sorgfältig manikürte Hand aufs Handgelenk. »Redet er immer so, Bruder?«
    »Immer, Bruder. Als er mich vor einiger Zeit versuchte zu ertränken, dachte ich, ich sollte ihn weitermachen lassen, nur um seiner Phrasendrescherei zu entkommen.«
    Neville starrte seine Zehenspitzen an und war offensichtlich tief in Gedanken versunken. »Warum hast du mich gerettet, Bruder? Deine Antwort mag den exotischen Burschen befriedigen, aber ich will mehr von dir wissen. Ich habe dir erbarmungslos übel mitgespielt, Clive. Hast du mir vergeben?«
    »Habe ich, Neville.«
    »Aber ich habe dich mehr als einmal betrogen.«
    Clive stieß ein bitteres Gelächter aus. »Viel häufiger, in der Tat.«
    »Und dennoch vergibst du mir immer und immer wieder. Warum, Clive? Wievielmal werde ich dir noch Böses zufügen, und wievielmal wirst du vergeben?«
    »Sieben Mal, Neville. Oder sieben mal sieben. Ist uns das nicht beigebracht worden? Das Ungeheuer, die arme seelenlose Kreatur, mag von Rache bewegt und daher konsequenterweise außerstande sein zu vergeben. Aber die Philosophie unseres Freundes Sidi Bombay unterscheidet sich nicht sonderlich von der, die uns beigebracht wurde. Und letztlich, so hat es Sidi mich verstehen lassen, entscheiden wir selbst unser Schicksal. Du wirst gerettet oder verdammt werden, mein Bruder, aufgrund deiner eigenen Taten. Nicht wegen meiner Taten. So oder so werde ich für dich beten.«
    »Du betest für deine Feinde, Clive? Ist das so?«
    »Ich werde für meinen Bruder beten. Freund oder Feind, das liegt an dir, Neville. Aber du bist mein Bruder, ob du's willst oder nicht.«
    Neville wandte sich an Horace Smythe.

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