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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sewell
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abgeworfen hätte. Aber er war auch barsch, herrisch und ungehobelt. Vom ersten Moment an spürte ich, dass er mich zu einem willenlosen Stück Pferdefleisch machen wollte. Pferdefleisch - genau das waren wir für ihn!", Ginger stampfte bei diesem Gedanken zornig mit dem Huf auf.
    Sie erzählte weiter: "Wenn ich nicht das tat, was er von mir verlangte, verfolgte er mich bis zur Erschöpfung. Oft trank er sich Mut an und quälte mich manchmal stundenlang. Er gönnte mir keine Ruhe, kam ständig mit neuen Gebissarten, Sattel und Zaumzeug und zerrte an mir rum. 
    Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was auf dem Reitplatz damals passierte. Er saß auf meinem Rücken und ich musste ihn wohl mit irgendeiner Kleinigkeit gereizt haben. Daraufhin zog er so heftig am Zügel, dass ich mich vor Schmerzen am Gebiss aufbäumte. Das brachte ihn noch mehr in Rage und er gab mir die Peitsche. Das war zu viel für mich und es begann ein regelrechter Kampf zwischen uns - an dessen Ende ich ihn endlich abwarf. Obwohl ich ihn dumpf aufprallen hörte, galoppierte ich ans andere Platzende. 
    Als ich mich umwandte, sah ich, wie mein Peiniger langsam in den Stall hinkte. Dann war ich alleingelassen. Den Rest des Tages verbrachte ich unter der Eiche. Niemand kam, mich zu füttern und gegen den Durst gab es keinen Tropfen Wasser. Nicht einmal hinlegen konnte ich mich, mit dem Zaumzeug auf dem Rücken. 
    Erst am Abend, als die Sonne unterging, kam der alte Herr zu mir. Er trug ein Sieb in der Hand und flüsterte mir mit seiner freundlichen aber bestimmten Stimme liebevolle Worte ins Ohr. Ganz still stand ich, bis er mir so nahe war, dass ich den Hafer auffressen konnte, den er mir anbot. Währenddessen streichelte er mich. Mein schlechter Zustand empörte ihn und als er mich an den Zügeln in den Stall führte, sagte er zu seinem Sohn: "Aus dem Weg! Du hast dem Pferd Schlimmes angetan."
    Samson brummelte, ich sei ein bösartiges Vieh. Doch sein Vater widersprach ihm: "Ein schlecht gelaunter Mann kann kein Pferd der Welt zur Gutmütigkeit bringen. Du taugst nicht zur Pferdezucht, Samson." Im Stall wusch er meine Flanken und die blutverkrusteten Stellen vorsichtig ab, als wüsste er um meine Schmerzen. Und weil ich ein blutverkrustetes Maul hatte, ließ der Herr Kleiebrei zubereiten. Es war ein richtiges Festmahl. 
    Danach sah er öfters nach mir und übergab einem Reiter namens Joe die Ausbildung. Er war ein friedlich und sanft - ihm gehorchte ich bald."

Gingers Geschichte geht weiter
    Ein anderes Mal, als wir wieder zusammen auf der Weide standen, erzählte Ginger mir die Geschichte ihrer ersten Stellung. "Nachdem ich damals ausgebildet war, verkauften sie mich an einen Pferdehändler. Der spannte mich einige Wochen lang mit einem anderen Fuchs zusammen. 
    Danach kaufte mich ein vornehmer Herr aus London. Bisher war ich schon mit einem Aufsatzzügel gefahren, doch der neue Herr straffte die Zügel noch mehr, weil er meinte, das sähe schöner aus. Du hattest Glück, weil du nie so einen Zügel erdulden musstest. Ich kann dir nur sagen, es ist schrecklich. Stell dir vor, du wirfst den Kopf im Spaß hoch und an der höchsten Stelle wird er dir dann festgezurrt - und mit einem Ruck dann noch höher, dass du die Schmerzen im Nacken kaum aushalten kannst. Außerdem musst du dabei zwei Gebisse tragen, dass dir der Schaum im Mund vom Blut ganz rot gefärbt wird. Wenn ich dann mal ungeduldig aufstampfte, weil es kaum auszuhalten war, bekam ich gleich die Peitsche."
    "Ja kümmerte sich denn dein Herr gar nicht um dich?", fragte ich.
    "Aber nein. Er wollte nur zwei schöne Prachtpferde haben. Ich denke, dass er gar nichts von Pferden verstand. Er verließ sich auf seinen Kutscher, der ihm erzählte, ich wäre ein überaus nervöses Tier und nicht an solche Zügel gewöhnt. Aber er würde mich schon richten. Doch weil er es nicht hinkriegte, bekam ich nur Ärger. Eigentlich war ich willig, doch weil man mich unnötig quälte, wurde ich immer wilder und unbezähmbarer. Obwohl ich eigentlich ein friedliches Pferd bin. 
    Als ich dann eines Tages in der Wut die Riemen des Zaumzeugs zerriss, schickte man mich auf den Pferdemarkt. Und trotz meiner Fehler kaufte mich ein anderer Pferdehändler - wegen meiner hübschen Erscheinung und meines guten Ganges. Er probierte verschiedene Gebisse bei mir aus und fand endlich das Problem. Nach einiger Zeit fuhr er mich ohne Aufsatzzügel und konnte mich als völlig sicheres Tier an einen Gutsbesitzer

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