Black Beauty
Vorwort
Das Pferd "Black Beauty" erzählt in diesem Buch seine Lebens- und Leidensgeschichte. Der schwarze Hengst mit einem weißen Fuß und einem weißen Stern auf der Stirn wird in guter Umgebung unter besten Umständen geboren. Leider hat er es im Laufe seines Lebens nicht immer so gut wie beim Landarzt Dr. Gordon, der sein erster Besitzer ist.
Sein Lebensweg führt ihn zu verschiedenen Besitzern, auch zu den Leuten, die ihre Pferde quälen und schinden. Dazu muss man wissen, dass der Roman aus der Zeit vor der Erfindung des Autos erzählt und damals Pferde zu den wichtigsten Verkehrsmitteln zählten - also als Arbeitstiere fungierten.
Anna Sewell schrieb im Laufe ihres Lebens nur diesen einen Roman. Sie wurde am 30. März 1820 in Yarmouth/Norfolk in England geboren. Ihre Mutter war die damals noch unbekannte Schriftstellerin Mary Wright Sewell, ihr Vater war Mitarbeiter einer Bank.
Im Alter von zwölf Jahren hatte Anna einen tragischen Unfall, bei dem sie sich eine Knieverletzung zuzog, die nie wieder verheilen sollte. Dadurch musste sie oft an Krücken gehen und war häufig auf Pferdekutschen angewiesen. Daher kam auch ihre Liebe zu Pferden, die damals oft schlecht behandelt wurden.
Eigentlich wollte sie mit dem Buch "Black Beauty" Tierhalter, Pferdebesitzer oder Pferdepfleger ansprechen. Sie sollten nach der Lektüre rücksichtsvoller mit den Tieren umgehen. Doch die klare Sprache und die Tatsache, dass sie den Roman aus der Perspektive des Pferdes geschrieben hat, führte dazu, dass es mit den Jahren ein Kinderbuch wurde.
Anna Sewell löste mit dem Roman eine weltweite Debatte um den Tierschutz aus. Die Geschichte wurde nicht nur in viele Sprachen übersetzt sondern zudem mehrfach verfilmt.
Leider erlebte Anna Sewell diesen Erfolg nicht mehr. Sie wurde bereits während sie es schrieb schwer krank und war lange Zeit bettlägrig. Ein Jahr nach Erscheinen ihres einzigen Buches verstarb sie am 25. April 1878 in Norwich.
Und nun - reitet lesenderweise mit Black Beauty durch die Abenteuer seines Lebens. Ich wünsche euch einen aufregenden Lesespaß!
Teil I
Mein erstes Zuhause
Der erste Platz, an den ich mich entsinnen kann, ist eine große wundervolle Koppel mit einem klaren Teich. Einige Bäume säumten das Ufer und in den tieferen Stellen wuchsen Binsen und Seerosen. Hinter der Hecke blickten wir auf Felder und auf der gegenüberliegenden Seite lag das Haus unseres Herrn, ganz nah bei der Straße. Ein Kiefernwäldchen begrenzte unsere Weide am oberen Ende und ein durch die steile Böschung fast unsichtbarer Bach floss am unteren Ende entlang.
Als junges Fohlen ernährte ich mich ausschließlich von der Milch meiner Mutter. Weder tagsüber noch nachts wich ich von ihrer Seite. Bei heißem Wetter hielten wir uns am Teich auf, wo es schattig war und wenn die Kälte hereinbrach, hatten wir einen schönen Unterstand beim Wäldchen.
Dann war ich endlich alt genug, um Gras zu fressen. Fortan ging meine Mutter jeden Morgen zur Arbeit und kam erst am Abend wieder zurück. Außer mir lebten noch sechs andere Fohlen auf unserer Wiese. Sie waren alle älter als ich, einige davon waren sogar schon fast erwachsen. Wir spielten den ganzen Tag, manchmal auch ziemlich wild oder wir galoppierten um die Wette. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß miteinander.
Als wir eines Tages besonders wild herumtobten, wieherte meine Mutter mir zu, ich möge zu ihr kommen. Sie sagte: "Hör zu, Kleines. Deine Freunde hier sind gute junge Fohlen. Aber sie sind Zugpferde, denen jegliches gute Benehmen abgeht. Du dagegen bist wohl erzogen und von bester Zucht. Dein Vater ist berühmt und dein Großvater gewann das große Rennen von Newmarket. Und deine Großmutter war das sanfteste Pferd, das es je gab. Und ich bin mir sicher - auch mich hast du niemals beißen oder ausschlagen sehen. So hoffe ich, dass du die Tradition fortsetzen wirst und zu einem freundlichen und sanftmütigen Pferd heranwächst. Nimm keine Unarten an und erledige stets gewissenhaft deine Arbeit. Schlage nicht aus und beiße nie, nicht einmal aus Spaß."
Der Rat meiner Mutter blieb mir stets in Erinnerung. Sie hieß Duchess - Herzogin - und unser Herr hielt viel von ihr. Meist nannte er sein kluges vertrautes Lieblingspferd zärtlich "Schätzchen".
Unser Besitzer war überhaupt ein freundlicher Mensch. Wir bekamen gutes Futter und hatten ein hübsches Zuhause. Er sprach stets liebevoll mit uns, wie mit kleinen Kindern. Wir liebten ihn alle, aber meine
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