Prolog
Absender: Malik Waffi [mailto:
[email protected]]
Empfänger: Todd, Jason
Betreff: Brauche dringend Ihre Hilfe
Hallo. Ich bin der ehemalige Finanzminister einer einst bedeutenden Nation. Ich schreibe Ihnen wegen eines Problems von größter Dringlichkeit.
Jüngste Unruhen in meinem Land machen es mir unmöglich, Gelder wiederzuerlangen, die meine Regierung versteckt hat. Ich schreibe Ihnen, um Sie um Ihre Unterstützung anzuflehen. Ich brauche einen Partner, der mir hilft, an das Geld heranzukommen. Ich kann das Kapital aufspüren, aber um meiner eigenen Sicherheit und der Sicherheit meiner Familie willen muss ich über einen Dritten agieren.
Als Gegenleistung für Ihre Unterstützung erhalten Sie die Hälfte der Summe, die gerettet wird, oder zehn Millionen Dollar. Bitte antworten Sie mir, damit ich die Überweisung ausstellen kann.
Ihr Freund
Dr. Malik Waffi
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass du auf diesen Schwachsinn hereingefallen bist .«
Ohne seinem Beifahrer zu antworten, umklammerte Jason Todd das Lenkrad des Buicks seines Vaters und bemühte sich, den Wagen auf der dunklen, rutschigen Straße zu halten. Das Herz klopfte ihm wie wild, während er versuchte, durch die verschneite Windschutzscheibe etwas zu erkennen. Sein keuchender Atem verriet, wie aufgeregt er war.
»Wir hätten auf ’ne Party gehen können « , fuhr Ryan vom Beifahrersitz aus fort, wo er kauerte, seit sie vor einer Stunde aufgebrochen waren. »Stattdessen stecken wir in einem Schneesturm, nur um von irgend so ’nem Typen übers Ohr gehauen zu werden .«
»Niemand hat dich gezwungen mitzukommen .«
»Halt die Klappe, du Depp. Du weißt genau, dass ich dich niemals alleine hätte gehen lassen .«
Nein, das hätte er niemals getan. Seit der ersten Klasse waren sie beste Freunde, und Jason wusste nicht, ob er den Mumm gehabt hätte, das hier durchzuziehen, wenn Ryan ihm nicht beigestanden hätte.
»Dieser beschissene Schnee. Ich kann nicht das Geringste sehen .« Mit einer schmierigen Serviette aus einem Fast-Food-Restaurant versuchte Ryan, die beschlagene Windschutzscheibe freizuwischen.
Der feine Schnee, der bei Sonnenuntergang eingesetzt hatte, fiel seit einer Stunde unbarmherzig auf sie herab. Die Reifen drohten ständig die Bodenhaftung zu verlieren. Die Strecke auf der Landstraße von Wilmington hatten sie mühelos hinter sich gebracht, doch diese Seitenstraßen waren völlig unbefahren. Der Winter hatte zwar erst spät begonnen – zu Weihnachten vor ein paar Wochen waren es noch knapp zehn Grad gewesen – , aber dafür kam er jetzt umso heftiger.
»Wann hat dein Dad das letzte Mal die Scheibenwischblätter ausgetauscht ?«
»Woher soll ich das wissen? Fragen kann ich ihn schlecht, schließlich ist er gerade in Florida .« Wenn Jasons Eltern aus dem Urlaub zurückkamen, wollte Jason schon längst in seinem eigenen Auto sitzen. In einem schönen Auto, nicht so einem fahrenden Schrotthaufen.
»Dir ist schon klar, dass das ein Riesenschwindel ist, oder? Internetbetrug der simpelsten Sorte !«
Mann, er ließ einfach nicht locker. »Du hast den Scheck doch selbst gesehen .«
Ryan nickte. Er war genauso verdattert gewesen wie Jason, als ein Scheck über einen ganzen Tausender in Jasons Briefkasten gelandet war – ein Vorschuss, wie dieser Waffi es genannt hatte. »Ja, ja, das Geld « , räumte Ryan ein. »Aber ich bleibe dabei: Der Scheck kann immer noch platzen .«
»Er ist gedeckt. Also kann er nicht platzen .«
»Kann er doch, wenn er gefälscht ist « , brummte Ryan, der stärker an seinen Zweifeln festhielt als damals an seinem Glauben an den Weihnachtsmann.
»Er ist nicht gefälscht. Komm schon, Alter, gib einfach zu, dass du unrecht hast. Niemand würde sich von einem Riesen trennen, um jemanden per E-Mail zu betrügen. Das würde sogar deine virtuelle Cyber-Schnecke einsehen .«
Ryans schiefes Grinsen ließ ihn noch jünger aussehen, als er mit seinen sechzehn Jahren war. »Du kannst mich mal. Du weißt genau, dass sie eine tolle Frau ist. Du bist nur neidisch, weil sie dir noch nie eine persönliche Nachricht geschrieben hat .«
Jason war überglücklich, dass ihn jemand per E-Mail kontaktiert hatte, der einen Millionär aus ihm machen wollte. Aber er musste zugeben, dass Sam the Spaminator – nach dem Bild auf ihrer Website zu urteilen – verdammt gut aussah.
»Wir hätten ihre Antwort abwarten sollen « , fuhr Ryan fort. »Sie würde garantiert sagen, dass das alles nur ein fauler Trick