Black Dagger 14 - Blinder König
weil er wortkarg war, war er nicht weniger tödlich als sein Bruder, denn die Augen des Kerls sprachen Bände, auch wenn sein Mund verschlossen blieb. iAm entging nie etwas.
Auch nicht, wie sich herausstellte, das Antibiotikum, das Rehv aus seiner Tasche zog und schluckte. Und ebenso bemerkte er, dass diesmal beim Dopamin eine sterile Nadel zum Einsatz kam.
» Gut « , bemerkte er, als Rehv den Ärmel wieder herunterrollte und sein Jackett anzog.
» Was ist gut? «
iAm sah ihn nur an und seine Augen sagten: Tu nicht so, du weißt genau, was ich meine.
Das tat er oft. Mit einem Blick sagte er alles.
» Egal « , murmelte Rehv. » Glaub jetzt bloß nicht, ich hätte eine neue Seite aufgeschlagen. «
Er kümmerte sich vielleicht um die Entzündung in seinem Arm, aber in seinem Leben gab es immer noch einen ganzen Haufen Dreck.
» Sicher nicht? «
Rehv verdrehte die Augen und stand auf. Dabei steckte er eine Tüte M&Ms in die Tasche seines Zobelmantels. » Vertrau mir. «
iAm wollte schon spotten, da fiel sein Blick auf die Manteltasche. » Schmilzt im Mund, nicht in der Hand. «
» Ach, halt den Mund. Die Tabletten muss man zum Essen einnehmen. Hast du zufällig ein Schinken-Käse-Sandwich bei dir? Ich nämlich nicht. «
» Ich hätte dir Pasta mit Sal’s Sauce gemacht und mitgebracht. Sag mir das nächste Mal einfach früher Bescheid. «
Rehv ging aus dem Büro. » Werd bloß nicht fürsorglich, sonst fühle ich mich scheiße. «
» Dein Problem. «
iAm sprach in seine Uhr, als sie aus dem Büro gingen, und Rehv vertrödelte keine Zeit zwischen dem Hinterausgang des Clubs und dem Wagen. Sobald er im Bentley saß, verschwand iAm. Er reiste als fließender Schatten über den Boden, fuhr durch die Seiten einer Zeitschrift, brachte eine Mülltonne zum Klappern, und wirbelte losen Schnee auf.
Er würde als Erster beim Treffpunkt ankommen und schon mal aufschließen, während Trez den Bentley fuhr.
Rehv hatte das Treffen aus zwei Gründen dorthin verlegt: Erstens war er der Leahdyre, also bestimmte er, wo sich der Rat traf, und er wusste, dass der Glymera dieser Ort widerstrebte, weil sie ihn als ihrer nicht würdig empfand. Stets ein Vergnügen. Und zweitens war der Laden eine seiner Anlageimmobilien, also fand das Treffen auf seinem Grund und Boden statt.
Stets eine Notwendigkeit.
Salvatores Restaurant, Heim der berühmten » Sal Sauce « , war eine italienische Institution in Caldie und bestand seit über fünfzig Jahren. Als der Enkel des Gründers, Sal III, wie man ihn nannte, eine scheußliche Spielsucht entwickelte und sich mit 120 000 Dollar bei Rehvs Buchmachern verschuldete, war es zu einem guten Tausch gekommen: Der Enkel überschrieb Rehv das Restaurant, und Rehv brach nicht mit der dritten Generation.
Was, anders ausgedrückt, bedeutete, dass er ihm nicht die Ellbogen und Knie zertrümmerte, bis er künstliche Gelenke brauchte.
Ach ja, und das Geheimrezept für Sal’s Sauce hatte zur Ausstattung des Restaurants gehört – eine Zusatzbedingung von iAm: Während der Verhandlungen, die immerhin eineinhalb Minuten gedauert hatten, hatte sich der Schatten zu Wort gemeldet: kein Rezept, kein Deal. Und er hatte einen Verkostungstest gefordert, um sicherzustellen, dass das Rezept auch stimmte.
Seit dieser Transaktion hatte der Maure das Lokal geführt. Und siehe da: Es machte Profit. Aber so war das nun mal, wenn man nicht jeden abfallenden Cent abzweigte und auf miserable Footballteams verwettete. Der Laden brummte, das Essen erreichte wieder den alten Standard, und das Restaurant bekam ein ernsthaftes Lifting in Form neuer Tische, Stühle, Tischdecken, Läufer und Leuchter verpasst.
Alles genau der ursprünglichen Einrichtung entsprechend.
Mit Traditionen wurde nicht rumgefickt, wie iAm immer sagte.
Die einzige kleine Änderung war unsichtbar: Ein durchgängiges Stahlnetz wurde in alle Mauern und Decken eingelassen, und alle Türen außer einer war damit verstärkt.
Niemand materialisierte sich ohne Wissen und Zustimmung des Managements hier rein oder raus.
Offiziell gehörte der Laden Rehv, aber iAm war der Verantwortliche und der Maure hatte allen Grund, auf seine Arbeit stolz zu sein: Selbst den alteingesessenen Itakern schmeckte es bei ihm.
Fünfzehn Minuten später hielt der Bentley unter dem Vordach des ausladenden einstöckigen Gebäudes aus rotem Backstein. Die Außenbeleuchtung war ausgeschaltet, sogar die Beleuchtung des Namenschilds, obwohl auf dem leeren Parkplatz altmodische
Weitere Kostenlose Bücher