Black Dagger 16 - Mondschwur
Büßergurte wieder angeschnallt hatte. Und sie hatte ihr Haar geschnitten. Und war in ihrem Haus am Hudson River gewesen, um sich mit Kleidern und Waffen einzudecken.
Und sie hatte etwa vier Stunden lang … Liebe mit John gemacht.
Sie hatte sich auch mit Wrath getroffen, und es sah so aus, als ob sie einen neuen Job hätte. Der Blinde König hatte sie dazu eingeladen, mit der Bruderschaft zu kämpfen. Auch als sie darüber erschrak, blieb er dabei, dass
ihre Fähigkeiten sehr gut für den Krieg gebraucht werden konnten. Und ja, verdammt! Ein paar Lesser töten?
Großartig. Großartige Idee. Das war, was sie wirklich wollte.
Und um weiter über Wirkliches zu sprechen: Sie war nun wirklich in Johns Zimmer eingezogen. In seinem Schrank hingen ihre Lederklamotten und ärmellosen Shirts neben seinen, und ihre Stiefel standen in Reih und Glied. Auch ihre Messer und Schusswaffen sowie ihre kleinen Spielzeuge waren in seinem feuersicheren Schrank verschlossen.
Sogar ihre Munition war im gleichen Stapel.
Verdammt romantisch.
Es war alles wie immer.
Außer … nun, außer der Tatsache, dass sie dazu gezwungen war, auf diesem großen Bett zu sitzen und ihre schwitzenden Hände an den Lederklamotten zu reiben, so zirka seit einer halben Stunde. John trainierte unten, und sie war froh, dass er im Moment irgendetwas anders zu tun hatte.
Sie wollte nicht, dass er sie so nervös sah.
Denn es stellte sich gerade heraus, dass sie außer von einer Phobie vor Medizinkram wohl noch von einer anderen Angst geplagt wurde: Die Vorstellung, während der Vereinigungszeremonie vor einer Masse von Leuten und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, ließ ihr schlecht werden. Was nicht überraschend war. In ihrem Job als Attentäterin war es immer wichtig, unentdeckt zu bleiben. Und sie war eben von ihrem Charakter her und wegen ihres Berufs eher introvertiert.
Sie drückte sich nach hinten an die Kissen, lehnte sich gegen das Kopfende, schlug ihre Beine übereinander und griff sich die Fernbedienung. Das kleine schwarze
Ding erledigte seine Aufgabe mit Bravour, schaltete einen Flachbildschirm ein und ließ sie die Fernsehkanäle so schnell wechseln wie ihr Herz schlug.
Es war nicht nur die Tatsache, dass bei der Zeremonie so viele Vampire anwesend sein würden. Die Verbindung selbst brachte sie dazu, darüber nachzudenken, wie so etwas normalerweise abgelaufen wäre, wenn sie ein normales Leben geführt hätte. In solchen Nächten zogen sich die meisten Vampirinnen Roben an, die nur für diesen Zweck gemacht worden waren, und sie wurden mit Familienschmuck behängt. Sie freuten sich darauf, ihrem Zukünftigen von ihren stolzen Vätern übergeben zu werden, und von ihren Müttern wurde erwartet, dass sie heulten, was das Zeug hielt, in diesem Moment und beim Gelübde.
Xhex hingegen würde die Reihen alleine abschreiten. Sie würde Leder tragen und ein ärmelloses Shirt, weil sie nie andere Kleider besessen hatte.
So wie die Sender vor ihren Augen vorbeischossen, schien sich auch die Kluft zwischen ihr und »normal« aufzutun, genau wie zwischen ihrer Lebensgeschichte und »normal«. Alles, angefangen bei ihrem unreinen Blut, dem verbundenen Paar, das einen Alptraum aufgezogen hatte, und alles, was ihr zugestoßen war, seit sie deren Hütte verlassen hatte, würde auf ewig festgeschrieben sein.
Konnte niemals geändert werden.
Zumindest wusste sie, dass das wundervolle Paar, das versucht hatte, sie als ihr eigenes Kind aufzuziehen, selbst noch Nachwuchs bekommen hatte. Einen Sohn, der stark geworden war, sich gut verbunden hatte und ihnen eine neue Generation der Familie beschert hatte.
Das alles hatte es ihr sehr viel einfacher gemacht, sie zu verlassen.
Doch alles andere in ihrem Leben, außer John, hatte
kein gutes Ende gefunden. Oh Gott, vielleicht war auch das der Grund für ihre Nervosität. Dieses Bindungszeugs mit John war so eine Offenbarung, einfach zu gut, um wahr zu sein …
Sie runzelte die Stirn und setzte sich aufrecht hin. Dann rieb sie sich die Augen.
Das, was sie da am Schirm sah, konnte nicht wahr sein.
Das war gänzlich unmöglich … oder doch?
Sie suchte nach dem richtigen Knopf auf der Fernbedienung und stellte lauter.
» … Rathboones Geist, der in den Hallen dieses Bürgerkriegsanwesens umgeht. Welche Geheimnisse werden das Team von Paranormal Phenomenons erwarten, wenn es verdeckt ermittelt …«
Die Stimme des Erzählers verklang im Nichts, während die Kamera in das Porträt eines
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